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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831.

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Nach mehreren Avanturen, die fast alle einen sol-
chen tragischen Ausgang nehmen, wird endlich die
Gerechtigkeit wach, und dem Punch ein Constabler
zugesendet, um ihn zu arretiren. Dieser findet ihn,
wie immer, in der besten Laune, und eben beschäf-
tigt, sich mit Hülfe einer großen Rindviehglocke, wie
er sagt, Musik zu machen (eigentlich ein sehr naives
Geständniß der Musikcapacität der Nation.) Der
Dialog ist kurz und bündig.

Constabler. M. Punch, laßt einmal Musik und
Singen ein wenig bei Seite, denn ich komme Euch
aus dem letzten Loche singen zu lassen.

Punch. Wer Teufel, Kerl, seyd Ihr?

C. Kennt Ihr mich nicht?

P. Nicht im Geringsten, und fühle auch gar kein
Bedürfniß, Euch kennen zu lernen.

C. Oho, Ihr müßt aber. Ich bin der Constabler.

P. Und wer, mit Verlaub, hat zu Euch geschickt,
um Euch holen zu lassen?

C. Ich bin geschickt, um Euch holen zu lassen?

P. Allons, ich brauche Euch ganz und gar nicht;
ich kann meine Geschäfte allein verrichten, ich danke
Euch vielmals, aber ich brauche keinen Constabler.

C. Ja, aber zufällig braucht der Constabler Euch.

P. Den Teufel auch, und für was denn, wenn
ich bitten darf?

10*

Nach mehreren Avanturen, die faſt alle einen ſol-
chen tragiſchen Ausgang nehmen, wird endlich die
Gerechtigkeit wach, und dem Punch ein Conſtabler
zugeſendet, um ihn zu arretiren. Dieſer findet ihn,
wie immer, in der beſten Laune, und eben beſchäf-
tigt, ſich mit Hülfe einer großen Rindviehglocke, wie
er ſagt, Muſik zu machen (eigentlich ein ſehr naives
Geſtändniß der Muſikcapacität der Nation.) Der
Dialog iſt kurz und bündig.

Conſtabler. M. Punch, laßt einmal Muſik und
Singen ein wenig bei Seite, denn ich komme Euch
aus dem letzten Loche ſingen zu laſſen.

Punch. Wer Teufel, Kerl, ſeyd Ihr?

C. Kennt Ihr mich nicht?

P. Nicht im Geringſten, und fühle auch gar kein
Bedürfniß, Euch kennen zu lernen.

C. Oho, Ihr müßt aber. Ich bin der Conſtabler.

P. Und wer, mit Verlaub, hat zu Euch geſchickt,
um Euch holen zu laſſen?

C. Ich bin geſchickt, um Euch holen zu laſſen?

P. Allons, ich brauche Euch ganz und gar nicht;
ich kann meine Geſchäfte allein verrichten, ich danke
Euch vielmals, aber ich brauche keinen Conſtabler.

C. Ja, aber zufällig braucht der Conſtabler Euch.

P. Den Teufel auch, und für was denn, wenn
ich bitten darf?

10*
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[147/0189] Nach mehreren Avanturen, die faſt alle einen ſol- chen tragiſchen Ausgang nehmen, wird endlich die Gerechtigkeit wach, und dem Punch ein Conſtabler zugeſendet, um ihn zu arretiren. Dieſer findet ihn, wie immer, in der beſten Laune, und eben beſchäf- tigt, ſich mit Hülfe einer großen Rindviehglocke, wie er ſagt, Muſik zu machen (eigentlich ein ſehr naives Geſtändniß der Muſikcapacität der Nation.) Der Dialog iſt kurz und bündig. Conſtabler. M. Punch, laßt einmal Muſik und Singen ein wenig bei Seite, denn ich komme Euch aus dem letzten Loche ſingen zu laſſen. Punch. Wer Teufel, Kerl, ſeyd Ihr? C. Kennt Ihr mich nicht? P. Nicht im Geringſten, und fühle auch gar kein Bedürfniß, Euch kennen zu lernen. C. Oho, Ihr müßt aber. Ich bin der Conſtabler. P. Und wer, mit Verlaub, hat zu Euch geſchickt, um Euch holen zu laſſen? C. Ich bin geſchickt, um Euch holen zu laſſen? P. Allons, ich brauche Euch ganz und gar nicht; ich kann meine Geſchäfte allein verrichten, ich danke Euch vielmals, aber ich brauche keinen Conſtabler. C. Ja, aber zufällig braucht der Conſtabler Euch. P. Den Teufel auch, und für was denn, wenn ich bitten darf? 10*

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/189>, abgerufen am 24.11.2024.