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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831.

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Alles mit wahrer Leidenschaft fortwährend zum Fenster
hinausgeworfen, und wird Ihnen doch heute sehr
verbunden seyn, wenn Sie ihr mit einem Schilling
unter die Arme greifen wollen."

Den Gegensatz zu dieser Armen zeigte er mir nach-
her in einer der ersten Logen, ein reizendes Weib
vom besten Anstand, die einen Mann mit 20,000 £. St.
Revenüen geheirathet hat, und noch vor geringer
Zeit für eine dieser Guineen Jedem Alles war,
was sie seyn konnte. Diese Heirathen sind über-
haupt hier häufiger, als irgendwo, und schlagen
sonderbarerweise meistens recht gut aus. So machte
mich mein Begleiter noch auf eine vierte Dame auf-
merksam, eine bekannte Ballettänzerin, die sich eben-
falls sehr reich verheirathet hatte, und mit ihrem
Manne noch immer sehr glücklich lebt, obgleich dieser
vor Kurzem Bankerott gemacht, und sie dadurch wie-
der arm werden lassen, ja vielleicht in eine noch
drückendere Lage als früher gebracht hat.

Das war ein guter Probierstein für Herz und
Kopf, welche, bei dieser Tänzerin wenigstens, in
der Ausbildung mit den Beinen gewetteifert haben
müssen.

Die geschilderte Sittenlicenz erstreckt sich auch bis
auf die Bühne selbst, wo man oft so grobe Zwei-
deutigkeiten in Worten und selbst in Gesten zu hö-

Alles mit wahrer Leidenſchaft fortwährend zum Fenſter
hinausgeworfen, und wird Ihnen doch heute ſehr
verbunden ſeyn, wenn Sie ihr mit einem Schilling
unter die Arme greifen wollen.“

Den Gegenſatz zu dieſer Armen zeigte er mir nach-
her in einer der erſten Logen, ein reizendes Weib
vom beſten Anſtand, die einen Mann mit 20,000 £. St.
Revenüen geheirathet hat, und noch vor geringer
Zeit für eine dieſer Guineen Jedem Alles war,
was ſie ſeyn konnte. Dieſe Heirathen ſind über-
haupt hier häufiger, als irgendwo, und ſchlagen
ſonderbarerweiſe meiſtens recht gut aus. So machte
mich mein Begleiter noch auf eine vierte Dame auf-
merkſam, eine bekannte Ballettänzerin, die ſich eben-
falls ſehr reich verheirathet hatte, und mit ihrem
Manne noch immer ſehr glücklich lebt, obgleich dieſer
vor Kurzem Bankerott gemacht, und ſie dadurch wie-
der arm werden laſſen, ja vielleicht in eine noch
drückendere Lage als früher gebracht hat.

Das war ein guter Probierſtein für Herz und
Kopf, welche, bei dieſer Tänzerin wenigſtens, in
der Ausbildung mit den Beinen gewetteifert haben
müſſen.

Die geſchilderte Sittenlicenz erſtreckt ſich auch bis
auf die Bühne ſelbſt, wo man oft ſo grobe Zwei-
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[134/0174] Alles mit wahrer Leidenſchaft fortwährend zum Fenſter hinausgeworfen, und wird Ihnen doch heute ſehr verbunden ſeyn, wenn Sie ihr mit einem Schilling unter die Arme greifen wollen.“ Den Gegenſatz zu dieſer Armen zeigte er mir nach- her in einer der erſten Logen, ein reizendes Weib vom beſten Anſtand, die einen Mann mit 20,000 £. St. Revenüen geheirathet hat, und noch vor geringer Zeit für eine dieſer Guineen Jedem Alles war, was ſie ſeyn konnte. Dieſe Heirathen ſind über- haupt hier häufiger, als irgendwo, und ſchlagen ſonderbarerweiſe meiſtens recht gut aus. So machte mich mein Begleiter noch auf eine vierte Dame auf- merkſam, eine bekannte Ballettänzerin, die ſich eben- falls ſehr reich verheirathet hatte, und mit ihrem Manne noch immer ſehr glücklich lebt, obgleich dieſer vor Kurzem Bankerott gemacht, und ſie dadurch wie- der arm werden laſſen, ja vielleicht in eine noch drückendere Lage als früher gebracht hat. Das war ein guter Probierſtein für Herz und Kopf, welche, bei dieſer Tänzerin wenigſtens, in der Ausbildung mit den Beinen gewetteifert haben müſſen. Die geſchilderte Sittenlicenz erſtreckt ſich auch bis auf die Bühne ſelbſt, wo man oft ſo grobe Zwei- deutigkeiten in Worten und ſelbſt in Geſten zu hö-

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/174>, abgerufen am 28.11.2024.