ist lächerlich, welche hier darauf gelegt wird, nament- lich ist das letzt erwähnte Crimen in England so pe- dantisch verpönt, daß man ganz London vergebens durchsuchen würde, um so ein Meubel, wie ein Spucknapf ist, in irgend einem Laden aufzufinden. Ein Holländer, der sich deßhalb sehr unbehaglich hier fühlte, behauptete ganz entrüstet, der Engländer ein- ziger Spucknapf sey ihr Magen.
Dies sind, ich wiederhole es, mehr als triviale Dinge, aber die besten Lebensregeln in der Fremde betreffen fast immer Trivialitäten. Hätte ich zum Beispiel einem jungen Reisenden einige allgemeine Regeln zu geben, so würde ich ihm ganz ernsthaft rathen: In Neapel behandle die Leute brutal, in Rom sey natürlich, in Oestreich politisire nicht, in Frankreich gieb dir keine Airs, in Deutschland recht viele, und in England spucke niemals aus. Damit käme der junge Mann schon ziemlich weit durch die Welt.
Was man mit Recht bewundern muß, ist die zweck- mäßige Einrichtung alles zur Oekonomie des Lebens Gehörigen, und aller öffentlichen Etablissements in England, so wie die systematische Strenge, mit der das einmal Festgesetzte ohne Nachlassung befolgt wird. In Deutschland schlafen alle guten Einrichtungen bald ein, und nur neue Besen kehren gut. Hier ist das ganz anders, dagegen verlangt man auch nicht von Jedem Alles, sondern stricte nichts mehr als was seines Amtes ist. Die Behandlung der
iſt lächerlich, welche hier darauf gelegt wird, nament- lich iſt das letzt erwähnte Crimen in England ſo pe- dantiſch verpönt, daß man ganz London vergebens durchſuchen würde, um ſo ein Meubel, wie ein Spucknapf iſt, in irgend einem Laden aufzufinden. Ein Holländer, der ſich deßhalb ſehr unbehaglich hier fühlte, behauptete ganz entrüſtet, der Engländer ein- ziger Spucknapf ſey ihr Magen.
Dies ſind, ich wiederhole es, mehr als triviale Dinge, aber die beſten Lebensregeln in der Fremde betreffen faſt immer Trivialitäten. Hätte ich zum Beiſpiel einem jungen Reiſenden einige allgemeine Regeln zu geben, ſo würde ich ihm ganz ernſthaft rathen: In Neapel behandle die Leute brutal, in Rom ſey natürlich, in Oeſtreich politiſire nicht, in Frankreich gieb dir keine Airs, in Deutſchland recht viele, und in England ſpucke niemals aus. Damit käme der junge Mann ſchon ziemlich weit durch die Welt.
Was man mit Recht bewundern muß, iſt die zweck- mäßige Einrichtung alles zur Oekonomie des Lebens Gehörigen, und aller öffentlichen Etabliſſements in England, ſo wie die ſyſtematiſche Strenge, mit der das einmal Feſtgeſetzte ohne Nachlaſſung befolgt wird. In Deutſchland ſchlafen alle guten Einrichtungen bald ein, und nur neue Beſen kehren gut. Hier iſt das ganz anders, dagegen verlangt man auch nicht von Jedem Alles, ſondern ſtricte nichts mehr als was ſeines Amtes iſt. Die Behandlung der
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iſt lächerlich, welche hier darauf gelegt wird, nament-
lich iſt das letzt erwähnte Crimen in England ſo pe-
dantiſch verpönt, daß man ganz London vergebens
durchſuchen würde, um ſo ein Meubel, wie ein
Spucknapf iſt, in irgend einem Laden aufzufinden.
Ein Holländer, der ſich deßhalb ſehr unbehaglich hier
fühlte, behauptete ganz entrüſtet, der Engländer ein-
ziger Spucknapf ſey ihr Magen.
Dies ſind, ich wiederhole es, mehr als triviale
Dinge, aber die beſten Lebensregeln in der Fremde
betreffen faſt immer Trivialitäten. Hätte ich zum
Beiſpiel einem jungen Reiſenden einige allgemeine
Regeln zu geben, ſo würde ich ihm ganz ernſthaft
rathen: In Neapel behandle die Leute brutal, in
Rom ſey natürlich, in Oeſtreich politiſire nicht, in
Frankreich gieb dir keine Airs, in Deutſchland recht
viele, und in England ſpucke niemals aus. Damit
käme der junge Mann ſchon ziemlich weit durch die
Welt.
Was man mit Recht bewundern muß, iſt die zweck-
mäßige Einrichtung alles zur Oekonomie des Lebens
Gehörigen, und aller öffentlichen Etabliſſements in
England, ſo wie die ſyſtematiſche Strenge, mit der
das einmal Feſtgeſetzte ohne Nachlaſſung befolgt wird.
In Deutſchland ſchlafen alle guten Einrichtungen
bald ein, und nur neue Beſen kehren gut. Hier
iſt das ganz anders, dagegen verlangt man auch
nicht von Jedem Alles, ſondern ſtricte nichts mehr
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/152>, abgerufen am 23.11.2024.
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