Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831.

Bild:
<< vorherige Seite

herenmäßiges Gebräu von allen Sorten Pfeffern und
Gewürzen beider Indien. Die Schilderung meines
Getreuen, als er zum erstenmal einen Löffel davon
in den Mund bekam, wäre werth gewesen, bei Pe-
regrine Pickle's antikem Mahle zu figuriren, und
verkehrte meinen Aerger in lautes Lachen. Doch sehe
ich voraus, daß an dieser Klippe seine Anhänglichkeit
an mich scheitern wird, denn unsre Deutschen sind
und bleiben eigenthümliche Naturen, länger als An-
dere am Gewohnten haltend, es sey nun Glaube,
Liebe oder Suppe.

In Ermangelung der Gesellschaft sind die verschie-
denen Clubs, zu welchen jetzt auch Fremde Zutritt
erhalten können, was sonst nicht der Fall war, eine
große Annehmlichkeit. Der Gesandte hat mir zu
zweien derselben Einlaß verschafft, den United Ser-
vice-Club,
wo ausser den fremden Gesandten nur
Militair, und zwar nur Staabsoffiziere aufgenom-
men werden können, und den Travellers-Club, in
dem zwar jeder gebildete Fremde, der gut empfohlen
ist, zugelassen wird, wo man aber, auf eine etwas
demüthigende Art, alle drei Monat um erneuete
Erlaubniß nachsuchen muß, worauf fast unartig streng
und mit dem Tage gehalten wird.

In Deutschland macht man sich wohl eben so we-
nig von der Eleganz und dem Comfort, als auch
von der strengen Handhabung der Clubs-Gesetze, die
hier herrschen, einen deutlichen Begriff.

Alles, was Luxus und Bequemlichkeit ohne Pracht
erfordern, findet man hier so gut, als in dem wohl-

herenmäßiges Gebräu von allen Sorten Pfeffern und
Gewürzen beider Indien. Die Schilderung meines
Getreuen, als er zum erſtenmal einen Löffel davon
in den Mund bekam, wäre werth geweſen, bei Pe-
regrine Pickle’s antikem Mahle zu figuriren, und
verkehrte meinen Aerger in lautes Lachen. Doch ſehe
ich voraus, daß an dieſer Klippe ſeine Anhänglichkeit
an mich ſcheitern wird, denn unſre Deutſchen ſind
und bleiben eigenthümliche Naturen, länger als An-
dere am Gewohnten haltend, es ſey nun Glaube,
Liebe oder Suppe.

In Ermangelung der Geſellſchaft ſind die verſchie-
denen Clubs, zu welchen jetzt auch Fremde Zutritt
erhalten können, was ſonſt nicht der Fall war, eine
große Annehmlichkeit. Der Geſandte hat mir zu
zweien derſelben Einlaß verſchafft, den United Ser-
vice-Club,
wo auſſer den fremden Geſandten nur
Militair, und zwar nur Staabsoffiziere aufgenom-
men werden können, und den Travellers-Club, in
dem zwar jeder gebildete Fremde, der gut empfohlen
iſt, zugelaſſen wird, wo man aber, auf eine etwas
demüthigende Art, alle drei Monat um erneuete
Erlaubniß nachſuchen muß, worauf faſt unartig ſtreng
und mit dem Tage gehalten wird.

In Deutſchland macht man ſich wohl eben ſo we-
nig von der Eleganz und dem Comfort, als auch
von der ſtrengen Handhabung der Clubs-Geſetze, die
hier herrſchen, einen deutlichen Begriff.

Alles, was Luxus und Bequemlichkeit ohne Pracht
erfordern, findet man hier ſo gut, als in dem wohl-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0144" n="104"/>
herenmäßiges Gebräu von allen Sorten Pfeffern und<lb/>
Gewürzen beider Indien. Die Schilderung meines<lb/>
Getreuen, als er zum er&#x017F;tenmal einen Löffel davon<lb/>
in den Mund bekam, wäre werth gewe&#x017F;en, bei Pe-<lb/>
regrine Pickle&#x2019;s antikem Mahle zu figuriren, und<lb/>
verkehrte meinen Aerger in lautes Lachen. Doch &#x017F;ehe<lb/>
ich voraus, daß an die&#x017F;er Klippe &#x017F;eine Anhänglichkeit<lb/>
an mich &#x017F;cheitern wird, denn un&#x017F;re Deut&#x017F;chen &#x017F;ind<lb/>
und bleiben eigenthümliche Naturen, länger als An-<lb/>
dere am Gewohnten haltend, es &#x017F;ey nun Glaube,<lb/>
Liebe oder Suppe.</p><lb/>
          <p>In Ermangelung der Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft &#x017F;ind die ver&#x017F;chie-<lb/>
denen Clubs, zu welchen jetzt auch Fremde Zutritt<lb/>
erhalten können, was &#x017F;on&#x017F;t nicht der Fall war, eine<lb/>
große Annehmlichkeit. Der Ge&#x017F;andte hat mir zu<lb/>
zweien der&#x017F;elben Einlaß ver&#x017F;chafft, den <hi rendition="#aq">United Ser-<lb/>
vice-Club,</hi> wo au&#x017F;&#x017F;er den fremden Ge&#x017F;andten nur<lb/>
Militair, und zwar nur Staabsoffiziere aufgenom-<lb/>
men werden können, und den <hi rendition="#aq">Travellers-Club,</hi> in<lb/>
dem zwar jeder gebildete Fremde, der gut empfohlen<lb/>
i&#x017F;t, zugela&#x017F;&#x017F;en wird, wo man aber, auf eine etwas<lb/>
demüthigende Art, alle drei Monat um erneuete<lb/>
Erlaubniß nach&#x017F;uchen muß, worauf fa&#x017F;t unartig &#x017F;treng<lb/>
und mit dem Tage gehalten wird.</p><lb/>
          <p>In Deut&#x017F;chland macht man &#x017F;ich wohl eben &#x017F;o we-<lb/>
nig von der Eleganz und dem Comfort, als auch<lb/>
von der &#x017F;trengen Handhabung der Clubs-Ge&#x017F;etze, die<lb/>
hier herr&#x017F;chen, einen deutlichen Begriff.</p><lb/>
          <p>Alles, was Luxus und Bequemlichkeit ohne Pracht<lb/>
erfordern, findet man hier &#x017F;o gut, als in dem wohl-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[104/0144] herenmäßiges Gebräu von allen Sorten Pfeffern und Gewürzen beider Indien. Die Schilderung meines Getreuen, als er zum erſtenmal einen Löffel davon in den Mund bekam, wäre werth geweſen, bei Pe- regrine Pickle’s antikem Mahle zu figuriren, und verkehrte meinen Aerger in lautes Lachen. Doch ſehe ich voraus, daß an dieſer Klippe ſeine Anhänglichkeit an mich ſcheitern wird, denn unſre Deutſchen ſind und bleiben eigenthümliche Naturen, länger als An- dere am Gewohnten haltend, es ſey nun Glaube, Liebe oder Suppe. In Ermangelung der Geſellſchaft ſind die verſchie- denen Clubs, zu welchen jetzt auch Fremde Zutritt erhalten können, was ſonſt nicht der Fall war, eine große Annehmlichkeit. Der Geſandte hat mir zu zweien derſelben Einlaß verſchafft, den United Ser- vice-Club, wo auſſer den fremden Geſandten nur Militair, und zwar nur Staabsoffiziere aufgenom- men werden können, und den Travellers-Club, in dem zwar jeder gebildete Fremde, der gut empfohlen iſt, zugelaſſen wird, wo man aber, auf eine etwas demüthigende Art, alle drei Monat um erneuete Erlaubniß nachſuchen muß, worauf faſt unartig ſtreng und mit dem Tage gehalten wird. In Deutſchland macht man ſich wohl eben ſo we- nig von der Eleganz und dem Comfort, als auch von der ſtrengen Handhabung der Clubs-Geſetze, die hier herrſchen, einen deutlichen Begriff. Alles, was Luxus und Bequemlichkeit ohne Pracht erfordern, findet man hier ſo gut, als in dem wohl-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/144
Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/144>, abgerufen am 22.11.2024.