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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831.

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gant noch groß, aber die Akteurs gar nicht übel.
Man gab indeß keine Oper, sondern hideuse Melo-
dramen, zuerst Frankenstein, wo ein Mensch durch
Zauberkünste, ohne Frauenhülfe, gemacht wird, und
daher auch sehr schlecht geräth und dann den Vam-
pyr, nach der bekannten, Lord Byron fälschlich zu-
geschriebenen Erzählung. In beiden spielte Herr
Cook die Hauptrolle, der sich durch ein schönes
Aeußere, sehr gewandtes Spiel und einen höchst vor-
nehmen und noblen Anstand auszeichnet. Auch war
das Zusammenspiel durchgängig musterhaft, die Stücke
jedoch so albern und unsinnig, daß man es unmöglich
bis ans Ende aushalten konnte. Hitze, Ausdünstung
und Publikum waren dabei ebenfalls nicht die er-
freulichsten. Ueberdem dauert dieses Schauspiel von
7 bis 1/2 1 Uhr, was selbst bei dem vortrefflichsten
zu lang wäre.

Den nächsten Tag fuhr ich nach Hamptoncourt, um
das dortige Schloß, das Gestüt, und meine alte
Freundin Lady Lansdown zu besuchen.

Von allen drei Dingen fand ich das erste am un-
verändertsten vor, und den berühmten Weinstock im
Garten wohl noch mit einem Hundert Trauben mehr
beschwert. Er hatte jetzt im Ganzen weit über Tau-
send Stück, und bedeckte das ihm eingeräumte Treib-
haus von 75 Fuß Länge und 25 Fuß Breite völlig.
In einer Ecke stand, gleich dem dunkeln Ahnherrn
eines stolzen Geschlechts, sein brauner Stamm, so
verloren und unscheinbar, als wenn er gar nicht mehr
zu dem prachtvollen Gewölbe von Blättern und

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gant noch groß, aber die Akteurs gar nicht übel.
Man gab indeß keine Oper, ſondern hideuſe Melo-
dramen, zuerſt Frankenſtein, wo ein Menſch durch
Zauberkünſte, ohne Frauenhülfe, gemacht wird, und
daher auch ſehr ſchlecht geräth und dann den Vam-
pyr, nach der bekannten, Lord Byron fälſchlich zu-
geſchriebenen Erzählung. In beiden ſpielte Herr
Cook die Hauptrolle, der ſich durch ein ſchönes
Aeußere, ſehr gewandtes Spiel und einen höchſt vor-
nehmen und noblen Anſtand auszeichnet. Auch war
das Zuſammenſpiel durchgängig muſterhaft, die Stücke
jedoch ſo albern und unſinnig, daß man es unmöglich
bis ans Ende aushalten konnte. Hitze, Ausdünſtung
und Publikum waren dabei ebenfalls nicht die er-
freulichſten. Ueberdem dauert dieſes Schauſpiel von
7 bis ½ 1 Uhr, was ſelbſt bei dem vortrefflichſten
zu lang wäre.

Den nächſten Tag fuhr ich nach Hamptoncourt, um
das dortige Schloß, das Geſtüt, und meine alte
Freundin Lady Lansdown zu beſuchen.

Von allen drei Dingen fand ich das erſte am un-
verändertſten vor, und den berühmten Weinſtock im
Garten wohl noch mit einem Hundert Trauben mehr
beſchwert. Er hatte jetzt im Ganzen weit über Tau-
ſend Stück, und bedeckte das ihm eingeräumte Treib-
haus von 75 Fuß Länge und 25 Fuß Breite völlig.
In einer Ecke ſtand, gleich dem dunkeln Ahnherrn
eines ſtolzen Geſchlechts, ſein brauner Stamm, ſo
verloren und unſcheinbar, als wenn er gar nicht mehr
zu dem prachtvollen Gewölbe von Blättern und

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[67/0107] gant noch groß, aber die Akteurs gar nicht übel. Man gab indeß keine Oper, ſondern hideuſe Melo- dramen, zuerſt Frankenſtein, wo ein Menſch durch Zauberkünſte, ohne Frauenhülfe, gemacht wird, und daher auch ſehr ſchlecht geräth und dann den Vam- pyr, nach der bekannten, Lord Byron fälſchlich zu- geſchriebenen Erzählung. In beiden ſpielte Herr Cook die Hauptrolle, der ſich durch ein ſchönes Aeußere, ſehr gewandtes Spiel und einen höchſt vor- nehmen und noblen Anſtand auszeichnet. Auch war das Zuſammenſpiel durchgängig muſterhaft, die Stücke jedoch ſo albern und unſinnig, daß man es unmöglich bis ans Ende aushalten konnte. Hitze, Ausdünſtung und Publikum waren dabei ebenfalls nicht die er- freulichſten. Ueberdem dauert dieſes Schauſpiel von 7 bis ½ 1 Uhr, was ſelbſt bei dem vortrefflichſten zu lang wäre. Den nächſten Tag fuhr ich nach Hamptoncourt, um das dortige Schloß, das Geſtüt, und meine alte Freundin Lady Lansdown zu beſuchen. Von allen drei Dingen fand ich das erſte am un- verändertſten vor, und den berühmten Weinſtock im Garten wohl noch mit einem Hundert Trauben mehr beſchwert. Er hatte jetzt im Ganzen weit über Tau- ſend Stück, und bedeckte das ihm eingeräumte Treib- haus von 75 Fuß Länge und 25 Fuß Breite völlig. In einer Ecke ſtand, gleich dem dunkeln Ahnherrn eines ſtolzen Geſchlechts, ſein brauner Stamm, ſo verloren und unſcheinbar, als wenn er gar nicht mehr zu dem prachtvollen Gewölbe von Blättern und 5*

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/107>, abgerufen am 22.11.2024.