schaft, wovon das eine im antiken Geschmack, das andere im gothischen Styl aufgeführt ist, und einer großen Festung ähnlich sieht.
Nachdem ich gefrühstückt, und mehrere kleine Häus- lichkeiten besorgt hatte, miethete ich ein sogenanntes Wallfischboot (schmal und spitz an beiden Enden, und daher sicherer und schneller als andere) und segelte bei gutem Winde, in der Bay, welche the river of Cork genannt wird, nach Cove, wo ich mir vornahm, zu Mittag zu speisen. Ein Theil dieser, ohngefähr eine Viertelstunde breiten Bucht, bildet für Cork, von der Meerseite, eine der schönsten Entreen in der Welt! Beide Ufer bestehen aus sehr hohen Hügeln, die mit Pallästen, Villen, Landhäusern, Parks und Gärten bedeckt sind. Auf jeder Seite bilden sie, in ungleicher Höhe sich erhebend, die reichste, stets ab- wechselnde Einfassung. Nach und nach tritt dann, in der Mitte des Gemäldes, die Stadt langsam her- vor, und endet auf dem höchsten Berge, der den Ho- rizont zugleich schließt, mit der imponirenden Masse der Militairbaracken. So ist der Anblick von der See aus. Nach Cove zu, verändert er sich öfters, nachdem die Krümmungen des Canals die Gegen- stände anders vorschieben. Die eine dieser Aussichten schloß sich ungemein schön mit einem gothischen Schloß, das auf den, hier weit hervorspringenden Felsen, mit vielem Geschmack von der Stadtcommune erbaut worden ist. Durch die vortreffliche Lage gewinnt es nicht nur an Bedeutung, sondern es erscheint, wenn
ſchaft, wovon das eine im antiken Geſchmack, das andere im gothiſchen Styl aufgeführt iſt, und einer großen Feſtung ähnlich ſieht.
Nachdem ich gefrühſtückt, und mehrere kleine Häus- lichkeiten beſorgt hatte, miethete ich ein ſogenanntes Wallfiſchboot (ſchmal und ſpitz an beiden Enden, und daher ſicherer und ſchneller als andere) und ſegelte bei gutem Winde, in der Bay, welche the river of Cork genannt wird, nach Cove, wo ich mir vornahm, zu Mittag zu ſpeiſen. Ein Theil dieſer, ohngefähr eine Viertelſtunde breiten Bucht, bildet für Cork, von der Meerſeite, eine der ſchönſten Entreen in der Welt! Beide Ufer beſtehen aus ſehr hohen Hügeln, die mit Palläſten, Villen, Landhäuſern, Parks und Gärten bedeckt ſind. Auf jeder Seite bilden ſie, in ungleicher Höhe ſich erhebend, die reichſte, ſtets ab- wechſelnde Einfaſſung. Nach und nach tritt dann, in der Mitte des Gemäldes, die Stadt langſam her- vor, und endet auf dem höchſten Berge, der den Ho- rizont zugleich ſchließt, mit der imponirenden Maſſe der Militairbaracken. So iſt der Anblick von der See aus. Nach Cove zu, verändert er ſich öfters, nachdem die Krümmungen des Canals die Gegen- ſtände anders vorſchieben. Die eine dieſer Ausſichten ſchloß ſich ungemein ſchön mit einem gothiſchen Schloß, das auf den, hier weit hervorſpringenden Felſen, mit vielem Geſchmack von der Stadtcommune erbaut worden iſt. Durch die vortreffliche Lage gewinnt es nicht nur an Bedeutung, ſondern es erſcheint, wenn
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ſchaft, wovon das eine im antiken Geſchmack, das
andere im gothiſchen Styl aufgeführt iſt, und einer
großen Feſtung ähnlich ſieht.
Nachdem ich gefrühſtückt, und mehrere kleine Häus-
lichkeiten beſorgt hatte, miethete ich ein ſogenanntes
Wallfiſchboot (ſchmal und ſpitz an beiden Enden, und
daher ſicherer und ſchneller als andere) und ſegelte
bei gutem Winde, in der Bay, welche the river of
Cork genannt wird, nach Cove, wo ich mir vornahm,
zu Mittag zu ſpeiſen. Ein Theil dieſer, ohngefähr
eine Viertelſtunde breiten Bucht, bildet für Cork,
von der Meerſeite, eine der ſchönſten Entreen in der
Welt! Beide Ufer beſtehen aus ſehr hohen Hügeln,
die mit Palläſten, Villen, Landhäuſern, Parks und
Gärten bedeckt ſind. Auf jeder Seite bilden ſie, in
ungleicher Höhe ſich erhebend, die reichſte, ſtets ab-
wechſelnde Einfaſſung. Nach und nach tritt dann,
in der Mitte des Gemäldes, die Stadt langſam her-
vor, und endet auf dem höchſten Berge, der den Ho-
rizont zugleich ſchließt, mit der imponirenden Maſſe
der Militairbaracken. So iſt der Anblick von der
See aus. Nach Cove zu, verändert er ſich öfters,
nachdem die Krümmungen des Canals die Gegen-
ſtände anders vorſchieben. Die eine dieſer Ausſichten
ſchloß ſich ungemein ſchön mit einem gothiſchen Schloß,
das auf den, hier weit hervorſpringenden Felſen, mit
vielem Geſchmack von der Stadtcommune erbaut
worden iſt. Durch die vortreffliche Lage gewinnt es
nicht nur an Bedeutung, ſondern es erſcheint, wenn
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe02_1830/83>, abgerufen am 22.11.2024.
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