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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830.

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Im Lauf des Tages sollte eine Parforce-Jagd auf
Hasen statt finden, (denn Hr. O'Connel hält eine
kleine Meute) die in den Bergen, und an den wei-
ten kahlen Abhängen hin, gewiß ein sehr malerisches
Schauspiel abgegeben haben würde; die schlechte Wit-
terung ließ es aber nicht dazu kommen. Mir be-
hagte auch Ruhe, und die höchst interessante Gesell-
schaft, der ich gar manche lehrreiche Berichtigung
verdankte, weit besser.



Obgleich man mich, mit ächt irländischer Gastfrei-
heit, dringend einlud, noch eine Woche bis zu einem
großen Feste, das bereitet wurde, und zu dem man
noch viele Gäste erwartete, hier zu bleiben, glaubte
ich doch dies nicht ganz a la lettre nehmen zu dür-
fen, und sehnte mich auch zu sehr nach Glengariff,
um länger, als es für meinen Zweck nöthig war,
hier zu verweilen. Ich empfahl mich daher an die-
sem Morgen der Familie, mit dem aufrichtigsten
Danke für ihre freundliche Aufnahme. Herr O'Con-
nel gab mir das Geleite, bis an die Gränze seiner
Domainen, und ritt einen schönen großen Schimmel,
auf dem er sich noch militairischer als in seinem
Hause ausnahm. Der rauhe Weg, obgleich ganz
von Vegetation entblöst, bot doch viele erhabne
Aussichten dar, theils auf die Felsen landeinwärts,

Im Lauf des Tages ſollte eine Parforce-Jagd auf
Haſen ſtatt finden, (denn Hr. O’Connel hält eine
kleine Meute) die in den Bergen, und an den wei-
ten kahlen Abhängen hin, gewiß ein ſehr maleriſches
Schauſpiel abgegeben haben würde; die ſchlechte Wit-
terung ließ es aber nicht dazu kommen. Mir be-
hagte auch Ruhe, und die höchſt intereſſante Geſell-
ſchaft, der ich gar manche lehrreiche Berichtigung
verdankte, weit beſſer.



Obgleich man mich, mit ächt irländiſcher Gaſtfrei-
heit, dringend einlud, noch eine Woche bis zu einem
großen Feſte, das bereitet wurde, und zu dem man
noch viele Gäſte erwartete, hier zu bleiben, glaubte
ich doch dies nicht ganz à la lettre nehmen zu dür-
fen, und ſehnte mich auch zu ſehr nach Glengariff,
um länger, als es für meinen Zweck nöthig war,
hier zu verweilen. Ich empfahl mich daher an die-
ſem Morgen der Familie, mit dem aufrichtigſten
Danke für ihre freundliche Aufnahme. Herr O’Con-
nel gab mir das Geleite, bis an die Gränze ſeiner
Domainen, und ritt einen ſchönen großen Schimmel,
auf dem er ſich noch militairiſcher als in ſeinem
Hauſe ausnahm. Der rauhe Weg, obgleich ganz
von Vegetation entblöst, bot doch viele erhabne
Ausſichten dar, theils auf die Felſen landeinwärts,

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[20/0042] Im Lauf des Tages ſollte eine Parforce-Jagd auf Haſen ſtatt finden, (denn Hr. O’Connel hält eine kleine Meute) die in den Bergen, und an den wei- ten kahlen Abhängen hin, gewiß ein ſehr maleriſches Schauſpiel abgegeben haben würde; die ſchlechte Wit- terung ließ es aber nicht dazu kommen. Mir be- hagte auch Ruhe, und die höchſt intereſſante Geſell- ſchaft, der ich gar manche lehrreiche Berichtigung verdankte, weit beſſer. Kenmare, den 30ſten. Obgleich man mich, mit ächt irländiſcher Gaſtfrei- heit, dringend einlud, noch eine Woche bis zu einem großen Feſte, das bereitet wurde, und zu dem man noch viele Gäſte erwartete, hier zu bleiben, glaubte ich doch dies nicht ganz à la lettre nehmen zu dür- fen, und ſehnte mich auch zu ſehr nach Glengariff, um länger, als es für meinen Zweck nöthig war, hier zu verweilen. Ich empfahl mich daher an die- ſem Morgen der Familie, mit dem aufrichtigſten Danke für ihre freundliche Aufnahme. Herr O’Con- nel gab mir das Geleite, bis an die Gränze ſeiner Domainen, und ritt einen ſchönen großen Schimmel, auf dem er ſich noch militairiſcher als in ſeinem Hauſe ausnahm. Der rauhe Weg, obgleich ganz von Vegetation entblöst, bot doch viele erhabne Ausſichten dar, theils auf die Felſen landeinwärts,

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe02_1830/42>, abgerufen am 28.03.2024.