sehr, daß er in der Nacht eine Leiter an die hohe Parkmauer legen ließ, und darauf hineinstieg. Er wurde jedoch bald entdeckt, und vor Herrn Beckford gebracht, der ihn, nach Nennung seines Namens, wider Vermuthen, sehr artig aufnahm, selbst am Morgen überall herumführte, hierauf fürstlich be- wirthen ließ, und dann erst sich zurückzog, indem er beim Abschied sich dem Lord noch auf das verbind- lichste empfahl. Dieser wollte nun, ganz vergnügt, über den so wohl gelungenen Zweck, zu Hause eilen, fand aber alle Thore verschlossen, und Niemand da, sie zu öffnen. Als er deshalb zurückkehren mußte, und sich im Schlosse Hülfe erbat, sagte man ihm, Herr Beckford ließe ihn ersuchen da herauszugehen, wo er hineingekommen wäre, die Leiter stand noch am bewußten Orte angelehnt. Der Lord äußerte sich zwar sehr anzüglich, es half aber nichts, er mußte sich bequemen, die Stelle seiner verbotnen Entree wieder aufzusuchen, und die Leiter wieder hinauf zu klettern. Unter Verwünschungen des boshaften Men- schenfeindes verließ er, für immer von der Neu- gierde, Fonthill zu besuchen, geheilt, das verbotne Paradies.
Als Fonthill verkauft worden war, hielt sich Herr Beckford eine Zeit lang in London auf, wo er in einer Vorstadt verborgen wohnte. In seiner Nähe befand sich der Garten eines seiner Blumenzucht we- gen berühmten Handelsgärtners. Dort ging er täg- lich spazieren, und bezahlte wöchentlich fünfzig Gui-
ſehr, daß er in der Nacht eine Leiter an die hohe Parkmauer legen ließ, und darauf hineinſtieg. Er wurde jedoch bald entdeckt, und vor Herrn Beckford gebracht, der ihn, nach Nennung ſeines Namens, wider Vermuthen, ſehr artig aufnahm, ſelbſt am Morgen überall herumführte, hierauf fürſtlich be- wirthen ließ, und dann erſt ſich zurückzog, indem er beim Abſchied ſich dem Lord noch auf das verbind- lichſte empfahl. Dieſer wollte nun, ganz vergnügt, über den ſo wohl gelungenen Zweck, zu Hauſe eilen, fand aber alle Thore verſchloſſen, und Niemand da, ſie zu öffnen. Als er deshalb zurückkehren mußte, und ſich im Schloſſe Hülfe erbat, ſagte man ihm, Herr Beckford ließe ihn erſuchen da herauszugehen, wo er hineingekommen wäre, die Leiter ſtand noch am bewußten Orte angelehnt. Der Lord äußerte ſich zwar ſehr anzüglich, es half aber nichts, er mußte ſich bequemen, die Stelle ſeiner verbotnen Entrée wieder aufzuſuchen, und die Leiter wieder hinauf zu klettern. Unter Verwünſchungen des boshaften Men- ſchenfeindes verließ er, für immer von der Neu- gierde, Fonthill zu beſuchen, geheilt, das verbotne Paradies.
Als Fonthill verkauft worden war, hielt ſich Herr Beckford eine Zeit lang in London auf, wo er in einer Vorſtadt verborgen wohnte. In ſeiner Nähe befand ſich der Garten eines ſeiner Blumenzucht we- gen berühmten Handelsgärtners. Dort ging er täg- lich ſpazieren, und bezahlte wöchentlich fünfzig Gui-
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ſehr, daß er in der Nacht eine Leiter an die hohe
Parkmauer legen ließ, und darauf hineinſtieg. Er
wurde jedoch bald entdeckt, und vor Herrn Beckford
gebracht, der ihn, nach Nennung ſeines Namens,
wider Vermuthen, ſehr artig aufnahm, ſelbſt am
Morgen überall herumführte, hierauf fürſtlich be-
wirthen ließ, und dann erſt ſich zurückzog, indem er
beim Abſchied ſich dem Lord noch auf das verbind-
lichſte empfahl. Dieſer wollte nun, ganz vergnügt,
über den ſo wohl gelungenen Zweck, zu Hauſe eilen,
fand aber alle Thore verſchloſſen, und Niemand da,
ſie zu öffnen. Als er deshalb zurückkehren mußte,
und ſich im Schloſſe Hülfe erbat, ſagte man ihm,
Herr Beckford ließe ihn erſuchen da herauszugehen,
wo er hineingekommen wäre, die Leiter ſtand noch
am bewußten Orte angelehnt. Der Lord äußerte ſich
zwar ſehr anzüglich, es half aber nichts, er mußte
ſich bequemen, die Stelle ſeiner verbotnen Entrée
wieder aufzuſuchen, und die Leiter wieder hinauf zu
klettern. Unter Verwünſchungen des boshaften Men-
ſchenfeindes verließ er, für immer von der Neu-
gierde, Fonthill zu beſuchen, geheilt, das verbotne
Paradies.
Als Fonthill verkauft worden war, hielt ſich Herr
Beckford eine Zeit lang in London auf, wo er in
einer Vorſtadt verborgen wohnte. In ſeiner Nähe
befand ſich der Garten eines ſeiner Blumenzucht we-
gen berühmten Handelsgärtners. Dort ging er täg-
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe02_1830/300>, abgerufen am 22.11.2024.
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