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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830.

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sten Punkte des Gebürges geschleudert wird; das
klägliche, gellend den Sturm durchtönende Geschrei
der ängstlich umherflatternden Seevögel; das unauf-
hörliche Geheul und Brausen der unterminirenden
Wogen, die zuweilen bis an meines Pferdes Huf
jähling heranklommen, und dann zischend wieder hin-
absanken; die trostlose Abgeschiedenheit endlich von
aller menschlichen Hülfe; dazu der rastlos fallende
Regen, und die einbrechende Nacht auf ungewissem,
gänzlich unbekanntem Wege -- es fing mir wirklich
an unheimlich zu Muthe zu werden -- ganz ernst-
lich -- nicht im halben Scherz wie am Tage vorher.
Die Sucht nach dem Romantischen wird Dir dies-
mal wahrscheinlich eben so schlecht bekommen, als
dem berühmten Ritter, dachte ich ganz bedenklich, und
trieb mein müdes Pferd zu möglichster Eile. Es stol-
perte jeden Augenblick über die losen Steine, und
mit großer Mühe brachte ich es endlich in einen
schwerfälligen Trabb. Meine Besorgniß vermehrte
sich durch die Erinnerung an O'Connels Brief, der
mir geschrieben: daß der eigentliche Zugang zu sei-
nem Besitzthum von der Seite von Killarney her
statt finde, Wagen jedoch nur zu Wasser ganz heran
kommen könnten, der Weg von Kenmare aber der
schwierigste sey, und ich daher ja einen sichern Führer
mitnehmen möchte, um keinen Unfall zu erleben.
Auch fiel mir, wie es denn geht, wenn man einmal
eine Gedankenrichtung angestrengt verfolgt, ein kürz-
lich gelesenes Volksmährchen von Crokes ein, wo es
heißt: "Kein Land besser als die Küste von Iveragh,

ſten Punkte des Gebürges geſchleudert wird; das
klägliche, gellend den Sturm durchtönende Geſchrei
der ängſtlich umherflatternden Seevögel; das unauf-
hörliche Geheul und Brauſen der unterminirenden
Wogen, die zuweilen bis an meines Pferdes Huf
jähling heranklommen, und dann ziſchend wieder hin-
abſanken; die troſtloſe Abgeſchiedenheit endlich von
aller menſchlichen Hülfe; dazu der raſtlos fallende
Regen, und die einbrechende Nacht auf ungewiſſem,
gänzlich unbekanntem Wege — es fing mir wirklich
an unheimlich zu Muthe zu werden — ganz ernſt-
lich — nicht im halben Scherz wie am Tage vorher.
Die Sucht nach dem Romantiſchen wird Dir dies-
mal wahrſcheinlich eben ſo ſchlecht bekommen, als
dem berühmten Ritter, dachte ich ganz bedenklich, und
trieb mein müdes Pferd zu möglichſter Eile. Es ſtol-
perte jeden Augenblick über die loſen Steine, und
mit großer Mühe brachte ich es endlich in einen
ſchwerfälligen Trabb. Meine Beſorgniß vermehrte
ſich durch die Erinnerung an O’Connels Brief, der
mir geſchrieben: daß der eigentliche Zugang zu ſei-
nem Beſitzthum von der Seite von Killarney her
ſtatt finde, Wagen jedoch nur zu Waſſer ganz heran
kommen könnten, der Weg von Kenmare aber der
ſchwierigſte ſey, und ich daher ja einen ſichern Führer
mitnehmen möchte, um keinen Unfall zu erleben.
Auch fiel mir, wie es denn geht, wenn man einmal
eine Gedankenrichtung angeſtrengt verfolgt, ein kürz-
lich geleſenes Volksmährchen von Crokes ein, wo es
heißt: „Kein Land beſſer als die Küſte von Iveragh,

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[7/0029] ſten Punkte des Gebürges geſchleudert wird; das klägliche, gellend den Sturm durchtönende Geſchrei der ängſtlich umherflatternden Seevögel; das unauf- hörliche Geheul und Brauſen der unterminirenden Wogen, die zuweilen bis an meines Pferdes Huf jähling heranklommen, und dann ziſchend wieder hin- abſanken; die troſtloſe Abgeſchiedenheit endlich von aller menſchlichen Hülfe; dazu der raſtlos fallende Regen, und die einbrechende Nacht auf ungewiſſem, gänzlich unbekanntem Wege — es fing mir wirklich an unheimlich zu Muthe zu werden — ganz ernſt- lich — nicht im halben Scherz wie am Tage vorher. Die Sucht nach dem Romantiſchen wird Dir dies- mal wahrſcheinlich eben ſo ſchlecht bekommen, als dem berühmten Ritter, dachte ich ganz bedenklich, und trieb mein müdes Pferd zu möglichſter Eile. Es ſtol- perte jeden Augenblick über die loſen Steine, und mit großer Mühe brachte ich es endlich in einen ſchwerfälligen Trabb. Meine Beſorgniß vermehrte ſich durch die Erinnerung an O’Connels Brief, der mir geſchrieben: daß der eigentliche Zugang zu ſei- nem Beſitzthum von der Seite von Killarney her ſtatt finde, Wagen jedoch nur zu Waſſer ganz heran kommen könnten, der Weg von Kenmare aber der ſchwierigſte ſey, und ich daher ja einen ſichern Führer mitnehmen möchte, um keinen Unfall zu erleben. Auch fiel mir, wie es denn geht, wenn man einmal eine Gedankenrichtung angeſtrengt verfolgt, ein kürz- lich geleſenes Volksmährchen von Crokes ein, wo es heißt: „Kein Land beſſer als die Küſte von Iveragh,

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe02_1830/29>, abgerufen am 25.11.2024.