Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830.selben durch heilsame Gewohnheit, gewissermaßen Die bloßen Strafgesetze für hier und dort, ohne Uebrigens kann man Niemand verdenken, "quil *) Es ist der Bemerkung werth, daß zu der Zeit, als
ewige Höllenstrafen am aufrichtigsten geglaubt wurden, es mit der Moralität am schlechtesten stand, und die Zahl grober Verbrechen gegen jetzt tausendfältig war. A. d. H. ſelben durch heilſame Gewohnheit, gewiſſermaßen Die bloßen Strafgeſetze für hier und dort, ohne Uebrigens kann man Niemand verdenken, „quil *) Es iſt der Bemerkung werth, daß zu der Zeit, als
ewige Höllenſtrafen am aufrichtigſten geglaubt wurden, es mit der Moralität am ſchlechteſten ſtand, und die Zahl grober Verbrechen gegen jetzt tauſendfältig war. A. d. H. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0241" n="219"/> ſelben durch heilſame Gewohnheit, gewiſſermaßen<lb/> zwänge — ſo wäre das Paradies gefunden.</p><lb/> <p>Die bloßen Strafgeſetze für hier und dort, ohne<lb/> dieſe innere Ueberzeugung, alle weltliche Politik, im<lb/> Sinne geſchickter Gauner; alle Propheten, göttlich-<lb/> menſchliche Extra-Offenbarungen, Himmel, Hölle und<lb/> Prieſter werden es aber ſchwerlich ſo weit bringen,<lb/> — ja ſo lange dieſe in den Speichen hängen, möchte<lb/> das Rad der <choice><sic>Aufklȧrung</sic><corr>Aufklärung</corr></choice> ſich nur gar ſchwierig und<lb/> langſam umdrehen. <note place="foot" n="*)">Es iſt der Bemerkung werth, daß zu der Zeit, als<lb/> ewige Höllenſtrafen am aufrichtigſten geglaubt wurden, es<lb/> mit der Moralität am ſchlechteſten ſtand, und die<lb/> Zahl grober Verbrechen gegen jetzt tauſendfältig war.<lb/><hi rendition="#et">A. d. H.</hi></note> Daher arbeiten auch ſo Viele<lb/> mit allen Kräften einem ſolchen Reſultat entgegen,<lb/> ja ſelbſt Proteſtanten proteſtiren <hi rendition="#g">rückwärts</hi>, und<lb/> Manche möchten ſogar eine neue Continental-Sperre<lb/> etabliren, gegen fremde Lichtſtrahlen.</p><lb/> <p>Uebrigens kann man Niemand verdenken, <hi rendition="#aq">„quil<lb/> prêche pour sa paroisse.“</hi> Von einem engliſchen<lb/> Erzbiſchof mit 50,000 Lſt. Revenuen z. B. zu ver-<lb/> langen, daß er aufgeklärt ſeyn ſolle, wäre eben ſo<lb/> abgeſchmackt, als vom Schach von Perſien zu erwar-<lb/> ten, daß er ſich aus eigner Neigung zum konſtitutio-<lb/> nellen Monarchen umſchaffe. Wenig Individuen<lb/> werden freiwillig verſchmähen, eine reiche und pracht-<lb/> volle Sinecure zu genießen, bei der nichts weiter<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [219/0241]
ſelben durch heilſame Gewohnheit, gewiſſermaßen
zwänge — ſo wäre das Paradies gefunden.
Die bloßen Strafgeſetze für hier und dort, ohne
dieſe innere Ueberzeugung, alle weltliche Politik, im
Sinne geſchickter Gauner; alle Propheten, göttlich-
menſchliche Extra-Offenbarungen, Himmel, Hölle und
Prieſter werden es aber ſchwerlich ſo weit bringen,
— ja ſo lange dieſe in den Speichen hängen, möchte
das Rad der Aufklärung ſich nur gar ſchwierig und
langſam umdrehen. *) Daher arbeiten auch ſo Viele
mit allen Kräften einem ſolchen Reſultat entgegen,
ja ſelbſt Proteſtanten proteſtiren rückwärts, und
Manche möchten ſogar eine neue Continental-Sperre
etabliren, gegen fremde Lichtſtrahlen.
Uebrigens kann man Niemand verdenken, „quil
prêche pour sa paroisse.“ Von einem engliſchen
Erzbiſchof mit 50,000 Lſt. Revenuen z. B. zu ver-
langen, daß er aufgeklärt ſeyn ſolle, wäre eben ſo
abgeſchmackt, als vom Schach von Perſien zu erwar-
ten, daß er ſich aus eigner Neigung zum konſtitutio-
nellen Monarchen umſchaffe. Wenig Individuen
werden freiwillig verſchmähen, eine reiche und pracht-
volle Sinecure zu genießen, bei der nichts weiter
*) Es iſt der Bemerkung werth, daß zu der Zeit, als
ewige Höllenſtrafen am aufrichtigſten geglaubt wurden, es
mit der Moralität am ſchlechteſten ſtand, und die
Zahl grober Verbrechen gegen jetzt tauſendfältig war.
A. d. H.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |