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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830.

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auf einen Tisch sprang, eine fulminante Rede hielt,
die großen Applaus erlangte, und so die Ruhe wie-
der herstellte.

Bei Lady M ..... aß ich zu Mittag. Sie hatte
mich durch ein Billet eingeladen, wie ich deren wohl
ein Dutzend während meines Aufenthalts von ihr
bekam, und die ich als charakteristisch anführen muß,
da ich nie in meinem Leben von einer Dame calli-
graphisch schlechter geschriebene, und im Styl vernach-
läßigtere Billets gesehen habe. Offenbar zeigte sich
hier die Absichtlichkeit der großen Schriftstellerin, die
möglichste insouciance, den vollständigsten abandon im
gewöhnlichen Leben zu bekunden, wie die großen
Solotänzer in Paris, während dem pantomimischen
Theil ihres Auftretens, affektiren, einwärts zu gehen,
um den Tänzer von Profession nicht zu verrathen.
Bei Tisch machte Lady M ... mit ihrem schon er-
wähnten Adjutanten K. Cl. die Hauptfrais alles
obligaten Witzes, auch Herr Shiel zeigte sich aimable,
und als Mann von Welt. Am amüsantesten aber
fand ich Lady M ... und ihre Schwester Abends im
Sprüchwörterspiel, das beide vortrefflich in französi-
scher Sprache extemporirten. So stellten sie unter
andern, Love me, love my dog, (Liebst Du mich,
so liebst Du meinen Hund) folgendermaßen dar.
Personen: Lady M ..... eine alte Coquette, Lady C.
ein irländischer fortune hunter (Glücksjäger), ihre
älteste Tochter die französische Kammerjungfer,
und die jüngste Tochter ein Garde-Capitaine, Lieb-

auf einen Tiſch ſprang, eine fulminante Rede hielt,
die großen Applaus erlangte, und ſo die Ruhe wie-
der herſtellte.

Bei Lady M ..... aß ich zu Mittag. Sie hatte
mich durch ein Billet eingeladen, wie ich deren wohl
ein Dutzend während meines Aufenthalts von ihr
bekam, und die ich als charakteriſtiſch anführen muß,
da ich nie in meinem Leben von einer Dame calli-
graphiſch ſchlechter geſchriebene, und im Styl vernach-
läßigtere Billets geſehen habe. Offenbar zeigte ſich
hier die Abſichtlichkeit der großen Schriftſtellerin, die
möglichſte insouciance, den vollſtändigſten abandon im
gewöhnlichen Leben zu bekunden, wie die großen
Solotänzer in Paris, während dem pantomimiſchen
Theil ihres Auftretens, affektiren, einwärts zu gehen,
um den Tänzer von Profeſſion nicht zu verrathen.
Bei Tiſch machte Lady M … mit ihrem ſchon er-
wähnten Adjutanten K. Cl. die Hauptfrais alles
obligaten Witzes, auch Herr Shiel zeigte ſich aimable,
und als Mann von Welt. Am amüſanteſten aber
fand ich Lady M … und ihre Schweſter Abends im
Sprüchwörterſpiel, das beide vortrefflich in franzöſi-
ſcher Sprache extemporirten. So ſtellten ſie unter
andern, Love me, love my dog, (Liebſt Du mich,
ſo liebſt Du meinen Hund) folgendermaßen dar.
Perſonen: Lady M ..... eine alte Coquette, Lady C.
ein irländiſcher fortune hunter (Glücksjäger), ihre
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[197/0219] auf einen Tiſch ſprang, eine fulminante Rede hielt, die großen Applaus erlangte, und ſo die Ruhe wie- der herſtellte. Bei Lady M ..... aß ich zu Mittag. Sie hatte mich durch ein Billet eingeladen, wie ich deren wohl ein Dutzend während meines Aufenthalts von ihr bekam, und die ich als charakteriſtiſch anführen muß, da ich nie in meinem Leben von einer Dame calli- graphiſch ſchlechter geſchriebene, und im Styl vernach- läßigtere Billets geſehen habe. Offenbar zeigte ſich hier die Abſichtlichkeit der großen Schriftſtellerin, die möglichſte insouciance, den vollſtändigſten abandon im gewöhnlichen Leben zu bekunden, wie die großen Solotänzer in Paris, während dem pantomimiſchen Theil ihres Auftretens, affektiren, einwärts zu gehen, um den Tänzer von Profeſſion nicht zu verrathen. Bei Tiſch machte Lady M … mit ihrem ſchon er- wähnten Adjutanten K. Cl. die Hauptfrais alles obligaten Witzes, auch Herr Shiel zeigte ſich aimable, und als Mann von Welt. Am amüſanteſten aber fand ich Lady M … und ihre Schweſter Abends im Sprüchwörterſpiel, das beide vortrefflich in franzöſi- ſcher Sprache extemporirten. So ſtellten ſie unter andern, Love me, love my dog, (Liebſt Du mich, ſo liebſt Du meinen Hund) folgendermaßen dar. Perſonen: Lady M ..... eine alte Coquette, Lady C. ein irländiſcher fortune hunter (Glücksjäger), ihre älteſte Tochter die franzöſiſche Kammerjungfer, und die jüngſte Tochter ein Garde-Capitaine, Lieb-

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe02_1830/219>, abgerufen am 23.11.2024.