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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830.

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den Altar befindet. Es stellt des Erlösers Himmel-
fahrt dar. Vortrefflich ist besonders die Figur und
der Ausdruck des Heilands, den man sich so denken
muß, wenn auch der Künstler nur aus der Phantasie
schuf. Die Katholiken behaupten freilich wirkliche
Portraits von Christus zu besitzen, wie ich auch ein-
mal, in Süddeutschland, eine Sammlung wahrhaf-
ter
Abbildungen des heiligen Gottes, angekündigt
fand.

Der Hauptaltar steht ganz frei, ist von einfach
schöner Form, und aus weißem Marmor in Italien
verfertigt. Die obere Platte und der Sockel sind
von dunklerm Marmor. Die vordere Facade ist in
drei Felder getheilt, worauf, im Mittelfelde, das Bild
einer Monstranz von Goldbronce, auf den beiden
andern, die Basreliefs zweier anbetenden Engel sich
befinden. Oben steht, auf der Mitte des Altars, ein
prachtvoller Tempel aus kostbaren Steinen und Gold,
in dem die wirkliche Monstranz aufbewahrt wird,
und neben ihm zwei eben so prächtige Goldleuchter.
An beiden Seiten des Altars stehen außerdem noch
zwei Gueridons von Bronce, die von Engeln, welche
ihre Flügel zusammenschlagen, getragen werden; auf
den obern Platten derselben befinden sich die heili-
gen Oblate und der Wein. Alle Details sind im
besten Geschmack ausgeführt, und die edelste Simpli-
zität überall vorherrschend. Von der Decke hängt an
einer schweren silbernen Kette eine antike Lampe von
gleichem Metall herab, die fortwährend brennt. Es

den Altar befindet. Es ſtellt des Erlöſers Himmel-
fahrt dar. Vortrefflich iſt beſonders die Figur und
der Ausdruck des Heilands, den man ſich ſo denken
muß, wenn auch der Künſtler nur aus der Phantaſie
ſchuf. Die Katholiken behaupten freilich wirkliche
Portraits von Chriſtus zu beſitzen, wie ich auch ein-
mal, in Süddeutſchland, eine Sammlung wahrhaf-
ter
Abbildungen des heiligen Gottes, angekündigt
fand.

Der Hauptaltar ſteht ganz frei, iſt von einfach
ſchöner Form, und aus weißem Marmor in Italien
verfertigt. Die obere Platte und der Sockel ſind
von dunklerm Marmor. Die vordere Facade iſt in
drei Felder getheilt, worauf, im Mittelfelde, das Bild
einer Monſtranz von Goldbronce, auf den beiden
andern, die Basreliefs zweier anbetenden Engel ſich
befinden. Oben ſteht, auf der Mitte des Altars, ein
prachtvoller Tempel aus koſtbaren Steinen und Gold,
in dem die wirkliche Monſtranz aufbewahrt wird,
und neben ihm zwei eben ſo prächtige Goldleuchter.
An beiden Seiten des Altars ſtehen außerdem noch
zwei Gueridons von Bronce, die von Engeln, welche
ihre Flügel zuſammenſchlagen, getragen werden; auf
den obern Platten derſelben befinden ſich die heili-
gen Oblate und der Wein. Alle Details ſind im
beſten Geſchmack ausgeführt, und die edelſte Simpli-
zität überall vorherrſchend. Von der Decke hängt an
einer ſchweren ſilbernen Kette eine antike Lampe von
gleichem Metall herab, die fortwährend brennt. Es

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[150/0172] den Altar befindet. Es ſtellt des Erlöſers Himmel- fahrt dar. Vortrefflich iſt beſonders die Figur und der Ausdruck des Heilands, den man ſich ſo denken muß, wenn auch der Künſtler nur aus der Phantaſie ſchuf. Die Katholiken behaupten freilich wirkliche Portraits von Chriſtus zu beſitzen, wie ich auch ein- mal, in Süddeutſchland, eine Sammlung wahrhaf- ter Abbildungen des heiligen Gottes, angekündigt fand. Der Hauptaltar ſteht ganz frei, iſt von einfach ſchöner Form, und aus weißem Marmor in Italien verfertigt. Die obere Platte und der Sockel ſind von dunklerm Marmor. Die vordere Facade iſt in drei Felder getheilt, worauf, im Mittelfelde, das Bild einer Monſtranz von Goldbronce, auf den beiden andern, die Basreliefs zweier anbetenden Engel ſich befinden. Oben ſteht, auf der Mitte des Altars, ein prachtvoller Tempel aus koſtbaren Steinen und Gold, in dem die wirkliche Monſtranz aufbewahrt wird, und neben ihm zwei eben ſo prächtige Goldleuchter. An beiden Seiten des Altars ſtehen außerdem noch zwei Gueridons von Bronce, die von Engeln, welche ihre Flügel zuſammenſchlagen, getragen werden; auf den obern Platten derſelben befinden ſich die heili- gen Oblate und der Wein. Alle Details ſind im beſten Geſchmack ausgeführt, und die edelſte Simpli- zität überall vorherrſchend. Von der Decke hängt an einer ſchweren ſilbernen Kette eine antike Lampe von gleichem Metall herab, die fortwährend brennt. Es

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe02_1830/172>, abgerufen am 22.11.2024.