Jeder dieser Distrikte hat nur einen katholischen Pfarrer, aber oft vier bis fünf protestantische Pfründ- ner, so daß im Durchschnitt auf eine protestantische Gemeinde kaum zwanzig Personen kommen. Kil- kummin ist eben der angeführte Ort, wo die prote- stantische Gemeinde gar nicht existirt, und der Gottes- dienst, welcher nach dem Gesetz wenigstens einmal im Jahre stattfinden muß, mit Hülfe eines katholi- schen Küsters in der Ruine abgehalten wird. In einem andern Bezirk, mit Namen Tollamane, wo ebenfalls kein Protestant ist, findet dieselbe Farce statt; nichts destoweniger müssen den abwesenden Pfründnern bei Heller und Pfennig ihre Zehnten und andere Abgaben verabfolgt werden, und nichts wird unerbittlicher eingetrieben, als Kirchenrevenüen. Hier
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Jeder dieſer Diſtrikte hat nur einen katholiſchen Pfarrer, aber oft vier bis fünf proteſtantiſche Pfründ- ner, ſo daß im Durchſchnitt auf eine proteſtantiſche Gemeinde kaum zwanzig Perſonen kommen. Kil- kummin iſt eben der angeführte Ort, wo die prote- ſtantiſche Gemeinde gar nicht exiſtirt, und der Gottes- dienſt, welcher nach dem Geſetz wenigſtens einmal im Jahre ſtattfinden muß, mit Hülfe eines katholi- ſchen Küſters in der Ruine abgehalten wird. In einem andern Bezirk, mit Namen Tollamane, wo ebenfalls kein Proteſtant iſt, findet dieſelbe Farce ſtatt; nichts deſtoweniger müſſen den abweſenden Pfründnern bei Heller und Pfennig ihre Zehnten und andere Abgaben verabfolgt werden, und nichts wird unerbittlicher eingetrieben, als Kirchenrevenüen. Hier
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Jeder dieſer Diſtrikte hat nur einen katholiſchen
Pfarrer, aber oft vier bis fünf proteſtantiſche Pfründ-
ner, ſo daß im Durchſchnitt auf eine proteſtantiſche
Gemeinde kaum zwanzig Perſonen kommen. Kil-
kummin iſt eben der angeführte Ort, wo die prote-
ſtantiſche Gemeinde gar nicht exiſtirt, und der Gottes-
dienſt, welcher nach dem Geſetz wenigſtens einmal
im Jahre ſtattfinden muß, mit Hülfe eines katholi-
ſchen Küſters in der Ruine abgehalten wird. In
einem andern Bezirk, mit Namen Tollamane, wo
ebenfalls kein Proteſtant iſt, findet dieſelbe Farce
ſtatt; nichts deſtoweniger müſſen den abweſenden
Pfründnern bei Heller und Pfennig ihre Zehnten und
andere Abgaben verabfolgt werden, und nichts wird
unerbittlicher eingetrieben, als Kirchenrevenüen. Hier
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe02_1830/121>, abgerufen am 24.11.2024.
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