interessanter Mann, der das in Irland so große Verdienst hat, oft in seinem Eigenthum zu residiren. Wir fanden ihn, der in der Welt durch ein in der Fremde polirtes Betragen zu glänzen weiß, hier als ächter Landmann, in Wasserstiefeln und Waterproof- Mantel, im Regen stehen, und seine Arbeiter an- weisen, was mir wohl gefiel, und Du erräthst leicht warum. --
Auf dem Rückweg theilte mir Capt. S . . . . . mehrere interessante Details über die wörtlich him- melschreiende Unterdrückung mit, unter der die Ka- tholiken hier seufzen, ein Zustand, welcher, die ört- lichen Verhältnisse gehörig in Betracht gezogen, här- ter ist als die Sclaverei, welche die Türken über die Griechen verhängen. Die Katholiken dürfen z. B. ihre Gotteshäuser nicht Kirchen, sondern nur Ka- pellen nennen, keine Glocken darin haben -- an sich unbedeutende, aber in der Meinung entehrende Dinge. Kein Katholik kann bekanntlich im Parla- ment sitzen, noch General in der Armee, noch Mi- nister des Königs, Richter u. s. w. werden. *) Ihre Priester dürfen keine Ehe einsegnen, wo ein Theil protestantisch ist, und ihre Titel werden vom Gesetz nicht anerkannt. Das Schlimmste aber ist, daß die Katholiken den protestantischen Klerus ungeheuer be- zahlen, den ihrigen aber, von dem der Staat keine
*) Dies ist nun bekanntlich erstritten worden. A. d. H.
intereſſanter Mann, der das in Irland ſo große Verdienſt hat, oft in ſeinem Eigenthum zu reſidiren. Wir fanden ihn, der in der Welt durch ein in der Fremde polirtes Betragen zu glänzen weiß, hier als ächter Landmann, in Waſſerſtiefeln und Waterproof- Mantel, im Regen ſtehen, und ſeine Arbeiter an- weiſen, was mir wohl gefiel, und Du erräthſt leicht warum. —
Auf dem Rückweg theilte mir Capt. S . . . . . mehrere intereſſante Details über die wörtlich him- melſchreiende Unterdrückung mit, unter der die Ka- tholiken hier ſeufzen, ein Zuſtand, welcher, die ört- lichen Verhältniſſe gehörig in Betracht gezogen, här- ter iſt als die Sclaverei, welche die Türken über die Griechen verhängen. Die Katholiken dürfen z. B. ihre Gotteshäuſer nicht Kirchen, ſondern nur Ka- pellen nennen, keine Glocken darin haben — an ſich unbedeutende, aber in der Meinung entehrende Dinge. Kein Katholik kann bekanntlich im Parla- ment ſitzen, noch General in der Armee, noch Mi- niſter des Königs, Richter u. ſ. w. werden. *) Ihre Prieſter dürfen keine Ehe einſegnen, wo ein Theil proteſtantiſch iſt, und ihre Titel werden vom Geſetz nicht anerkannt. Das Schlimmſte aber iſt, daß die Katholiken den proteſtantiſchen Klerus ungeheuer be- zahlen, den ihrigen aber, von dem der Staat keine
*) Dies iſt nun bekanntlich erſtritten worden. A. d. H.
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intereſſanter Mann, der das in Irland ſo große
Verdienſt hat, oft in ſeinem Eigenthum zu reſidiren.
Wir fanden ihn, der in der Welt durch ein in der
Fremde polirtes Betragen zu glänzen weiß, hier als
ächter Landmann, in Waſſerſtiefeln und Waterproof-
Mantel, im Regen ſtehen, und ſeine Arbeiter an-
weiſen, was mir wohl gefiel, und Du erräthſt
leicht warum. —
Auf dem Rückweg theilte mir Capt. S . . . . .
mehrere intereſſante Details über die wörtlich him-
melſchreiende Unterdrückung mit, unter der die Ka-
tholiken hier ſeufzen, ein Zuſtand, welcher, die ört-
lichen Verhältniſſe gehörig in Betracht gezogen, här-
ter iſt als die Sclaverei, welche die Türken über die
Griechen verhängen. Die Katholiken dürfen z. B.
ihre Gotteshäuſer nicht Kirchen, ſondern nur Ka-
pellen nennen, keine Glocken darin haben — an ſich
unbedeutende, aber in der Meinung entehrende
Dinge. Kein Katholik kann bekanntlich im Parla-
ment ſitzen, noch General in der Armee, noch Mi-
niſter des Königs, Richter u. ſ. w. werden. *) Ihre
Prieſter dürfen keine Ehe einſegnen, wo ein Theil
proteſtantiſch iſt, und ihre Titel werden vom Geſetz
nicht anerkannt. Das Schlimmſte aber iſt, daß die
Katholiken den proteſtantiſchen Klerus ungeheuer be-
zahlen, den ihrigen aber, von dem der Staat keine
*) Dies iſt nun bekanntlich erſtritten worden.
A. d. H.
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe02_1830/108>, abgerufen am 23.11.2024.
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