die klingen, wie englisches Glas. Je vous fais grace du reste.
Im großen Saale, wo die Examina gehalten wer- den, (der Student kündigte mir diese Bestimmung mit einem leisen Schauder an) steht eine spanische Orgel, die auf der großen Armada erbeutet wurde. Interessanter sind die Portraits von Swift und Burke. Beide Physiognomien entsprechen den be- kannten Eigenschaften dieser Männer. Der Eine zeigt einen eben so feinen und schalkhaften, als ge- diegnen Ausdruck; der andere geistreiche und gewal- tige, fast grobe, aber doch wohlwollende und ehrliche Züge, den donnernden Redner verkündend, der auf- richtig, und ohne Schonung Andrer, für seine Mei- nung focht, aber nimmer blos das eigne Interesse mit künstlichem Enthusiasmus übertünchte.
Nachdem ich den Justizpalast, die Douane etc., nebst andern prachtvollen Pallästen besehen, und mich nun zu Haus begeben wollte, lockte mich noch die Ankün- digung eines Peristrephic Panorama der Schlacht von Navarin. Dies ist ein sehr unterhaltendes Schau- spiel, und giebt eine so deutliche Idee von dem "un- gelegnen Ereigniß" (untoward event) daß man sich fast trösten kann, nicht dabei gewesen zu seyn. Man tritt in ein kleines Theater, und sieht bald einen Vorhang aufgehen, hinter dem sich die Gemälde be- finden, welche in einem großen Ganzen die Folge der einzelnen Begebenheiten der Schlacht vorstellen. Die Leinewand hängt nicht platt hinab, sondern ist im
die klingen, wie engliſches Glas. Je vous fais grace du reste.
Im großen Saale, wo die Examina gehalten wer- den, (der Student kündigte mir dieſe Beſtimmung mit einem leiſen Schauder an) ſteht eine ſpaniſche Orgel, die auf der großen Armada erbeutet wurde. Intereſſanter ſind die Portraits von Swift und Burke. Beide Phyſiognomien entſprechen den be- kannten Eigenſchaften dieſer Männer. Der Eine zeigt einen eben ſo feinen und ſchalkhaften, als ge- diegnen Ausdruck; der andere geiſtreiche und gewal- tige, faſt grobe, aber doch wohlwollende und ehrliche Züge, den donnernden Redner verkündend, der auf- richtig, und ohne Schonung Andrer, für ſeine Mei- nung focht, aber nimmer blos das eigne Intereſſe mit künſtlichem Enthuſiasmus übertünchte.
Nachdem ich den Juſtizpalaſt, die Douane ꝛc., nebſt andern prachtvollen Palläſten beſehen, und mich nun zu Haus begeben wollte, lockte mich noch die Ankün- digung eines Peristrephic Panorama der Schlacht von Navarin. Dies iſt ein ſehr unterhaltendes Schau- ſpiel, und giebt eine ſo deutliche Idee von dem „un- gelegnen Ereigniß“ (untoward event) daß man ſich faſt tröſten kann, nicht dabei geweſen zu ſeyn. Man tritt in ein kleines Theater, und ſieht bald einen Vorhang aufgehen, hinter dem ſich die Gemälde be- finden, welche in einem großen Ganzen die Folge der einzelnen Begebenheiten der Schlacht vorſtellen. Die Leinewand hängt nicht platt hinab, ſondern iſt im
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die klingen, wie engliſches Glas. Je vous fais grace
du reste.
Im großen Saale, wo die Examina gehalten wer-
den, (der Student kündigte mir dieſe Beſtimmung
mit einem leiſen Schauder an) ſteht eine ſpaniſche
Orgel, die auf der großen Armada erbeutet wurde.
Intereſſanter ſind die Portraits von Swift und
Burke. Beide Phyſiognomien entſprechen den be-
kannten Eigenſchaften dieſer Männer. Der Eine
zeigt einen eben ſo feinen und ſchalkhaften, als ge-
diegnen Ausdruck; der andere geiſtreiche und gewal-
tige, faſt grobe, aber doch wohlwollende und ehrliche
Züge, den donnernden Redner verkündend, der auf-
richtig, und ohne Schonung Andrer, für ſeine Mei-
nung focht, aber nimmer blos das eigne Intereſſe
mit künſtlichem Enthuſiasmus übertünchte.
Nachdem ich den Juſtizpalaſt, die Douane ꝛc., nebſt
andern prachtvollen Palläſten beſehen, und mich nun
zu Haus begeben wollte, lockte mich noch die Ankün-
digung eines Peristrephic Panorama der Schlacht
von Navarin. Dies iſt ein ſehr unterhaltendes Schau-
ſpiel, und giebt eine ſo deutliche Idee von dem „un-
gelegnen Ereigniß“ (untoward event) daß man ſich
faſt tröſten kann, nicht dabei geweſen zu ſeyn. Man
tritt in ein kleines Theater, und ſieht bald einen
Vorhang aufgehen, hinter dem ſich die Gemälde be-
finden, welche in einem großen Ganzen die Folge der
einzelnen Begebenheiten der Schlacht vorſtellen. Die
Leinewand hängt nicht platt hinab, ſondern iſt im
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 1. München, 1830, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe01_1830/182>, abgerufen am 25.11.2024.
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