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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 1. München, 1830.

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taine, Marmorwänden und kostbarem Porzellain ge-
schmückt, dessen große und kleine Schalen mit allen
Arten der schönsten Milch und Milchprodukten ange-
füllt werden. Kein besseres Plätzchen als dieses, um
sich nach der Ermüdung des Gehens zu erfrischen.
Es versteht sich, daß auch ein Blumengärtchen dabei
ist, welches der Engländer gern jedem Gebäude bei-
fügt. Hier wetteiferte das Steinreich in Pracht der
Farben mit den Blumen. Der Besitzer hat nämlich
einen Antheil an bedeutenden Kupferwerken in An-
glesea, und kleine Berge dieses golden, roth, blau
und grün schillernden Erzes dienten seltnen Stein-
pflanzen zum prachtvollen Bett.

Das Aviary, sonst wohl Goldfasanen und auslän-
dischen Vögeln gewidmet, war hier blos wirthschaft-
licher Natur, nur für Hühner, Gänse, Pfauen,
Tauben und Enten ausschließlich bestimmt, dennoch
aber bot es, durch seine außerordentliche Reinlichkeit
und Zweckmäßigkeit, einen sehr angenehmen Anblick
dar. Deutsche Wirthinnen hört und staunt! Zwei-
mal des Tages wurden die mit den schönsten Be-
wässerungs-Anstalten versehenen Höfe und einzelnen
Kammern, Taubenschläge und Brütbehälter --
zweimal des Tages wurden sie gescheuert -- und die
Strohbetten der Hühner waren so zierlich, die Spros-
sen, auf denen sie horsteten, so glatt und blank, die
mit Quadern eingefaßten Enten-Pfützen so klare
Bassins, das großkörnige Gerstenfutter und der ge-
kochte Reis, gleich dem Pariser Riz au lait, so ap-
petitlich, daß man sich im Paradiese der Vögel zu

taine, Marmorwänden und koſtbarem Porzellain ge-
ſchmückt, deſſen große und kleine Schalen mit allen
Arten der ſchönſten Milch und Milchprodukten ange-
füllt werden. Kein beſſeres Plätzchen als dieſes, um
ſich nach der Ermüdung des Gehens zu erfriſchen.
Es verſteht ſich, daß auch ein Blumengärtchen dabei
iſt, welches der Engländer gern jedem Gebäude bei-
fügt. Hier wetteiferte das Steinreich in Pracht der
Farben mit den Blumen. Der Beſitzer hat nämlich
einen Antheil an bedeutenden Kupferwerken in An-
gleſea, und kleine Berge dieſes golden, roth, blau
und grün ſchillernden Erzes dienten ſeltnen Stein-
pflanzen zum prachtvollen Bett.

Das Aviary, ſonſt wohl Goldfaſanen und auslän-
diſchen Vögeln gewidmet, war hier blos wirthſchaft-
licher Natur, nur für Hühner, Gänſe, Pfauen,
Tauben und Enten ausſchließlich beſtimmt, dennoch
aber bot es, durch ſeine außerordentliche Reinlichkeit
und Zweckmäßigkeit, einen ſehr angenehmen Anblick
dar. Deutſche Wirthinnen hört und ſtaunt! Zwei-
mal des Tages wurden die mit den ſchönſten Be-
wäſſerungs-Anſtalten verſehenen Höfe und einzelnen
Kammern, Taubenſchläge und Brütbehälter —
zweimal des Tages wurden ſie geſcheuert — und die
Strohbetten der Hühner waren ſo zierlich, die Sproſ-
ſen, auf denen ſie horſteten, ſo glatt und blank, die
mit Quadern eingefaßten Enten-Pfützen ſo klare
Baſſins, das großkörnige Gerſtenfutter und der ge-
kochte Reis, gleich dem Pariſer Riz au lait, ſo ap-
petitlich, daß man ſich im Paradieſe der Vögel zu

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[142/0166] taine, Marmorwänden und koſtbarem Porzellain ge- ſchmückt, deſſen große und kleine Schalen mit allen Arten der ſchönſten Milch und Milchprodukten ange- füllt werden. Kein beſſeres Plätzchen als dieſes, um ſich nach der Ermüdung des Gehens zu erfriſchen. Es verſteht ſich, daß auch ein Blumengärtchen dabei iſt, welches der Engländer gern jedem Gebäude bei- fügt. Hier wetteiferte das Steinreich in Pracht der Farben mit den Blumen. Der Beſitzer hat nämlich einen Antheil an bedeutenden Kupferwerken in An- gleſea, und kleine Berge dieſes golden, roth, blau und grün ſchillernden Erzes dienten ſeltnen Stein- pflanzen zum prachtvollen Bett. Das Aviary, ſonſt wohl Goldfaſanen und auslän- diſchen Vögeln gewidmet, war hier blos wirthſchaft- licher Natur, nur für Hühner, Gänſe, Pfauen, Tauben und Enten ausſchließlich beſtimmt, dennoch aber bot es, durch ſeine außerordentliche Reinlichkeit und Zweckmäßigkeit, einen ſehr angenehmen Anblick dar. Deutſche Wirthinnen hört und ſtaunt! Zwei- mal des Tages wurden die mit den ſchönſten Be- wäſſerungs-Anſtalten verſehenen Höfe und einzelnen Kammern, Taubenſchläge und Brütbehälter — zweimal des Tages wurden ſie geſcheuert — und die Strohbetten der Hühner waren ſo zierlich, die Sproſ- ſen, auf denen ſie horſteten, ſo glatt und blank, die mit Quadern eingefaßten Enten-Pfützen ſo klare Baſſins, das großkörnige Gerſtenfutter und der ge- kochte Reis, gleich dem Pariſer Riz au lait, ſo ap- petitlich, daß man ſich im Paradieſe der Vögel zu

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 1. München, 1830, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe01_1830/166>, abgerufen am 25.11.2024.