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La Primaudaye, Pierre de: Christliche Gebett Einer andächtigen Seelen. Übers. v. Caspar Dornau. Frankfurt (Main), 1624.

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einer andächtigen Seelen.
sal im Hause deß Gerechten/ sey eine heim-
liche Barmhertzigkeit/ welche du jhm er-
weisest/ gleich wie des gottlosen glück dei-
nes Angesichts verdeckter Zorn ist: Psal.
30. dz auch gegenwertige traurigkeit dei-
nen Kindern ein vorbote ist einer herzu na-
henden vnd bestendigen lust vnd frewde: In
summa es gehe wie es wolle/ so ist doch der
letzte vnd allerschmertzlichste Tag nichts
anders/ als ein anfang auff welchen also
bald der erste Tag jhrer ruh im Himmel-
reich erfolget. Woferne mir nun bey der
kürtze meines Lebens Kranckheit oder an-
dere Schwachheit meines Fleisches an-
stossen solte/ so hilff das ich mich gedüldig
ergebe: Dieweil mir wol wissend/ daß der
schmertz/ welcher sich zwar in gedancken
durch zarte einbildung vnd falschen wahn
vermehret/ gewiß gering vnnd ertreglich
ist/ wann jhm nur der Krancke einen muth
fasset/ daß Er mit vnerschrockenem Her-
tzen sagen könne: alles dieses ist nichts: oder
aber diß Vnglück/ es stelle sichs wie sichs
wolle/ ist ein geringes wesen: diß vbel wird

bald

einer andächtigen Seelen.
ſal im Hauſe deß Gerechten/ ſey eine heim-
liche Barmhertzigkeit/ welche du jhm er-
weiſeſt/ gleich wie des gottloſen glück dei-
nes Angeſichts verdeckter Zorn iſt: Pſal.
30. dz auch gegenwertige traurigkeit dei-
nen Kindern ein vorbote iſt einer herzu na-
henden vnd beſtendigen luſt vñ frewde: In
ſumma es gehe wie es wolle/ ſo iſt doch der
letzte vnd allerſchmertzlichſte Tag nichts
anders/ als ein anfang auff welchen alſo
bald der erſte Tag jhrer ruh im Himmel-
reich erfolget. Woferne mir nun bey der
kürtze meines Lebens Kranckheit oder an-
dere Schwachheit meines Fleiſches an-
ſtoſſen ſolte/ ſo hilff das ich mich gedüldig
ergebe: Dieweil mir wol wiſſend/ daß der
ſchmertz/ welcher ſich zwar in gedancken
durch zarte einbildung vñ falſchen wahn
vermehret/ gewiß gering vnnd ertreglich
iſt/ wann jhm nur der Krancke einen muth
faſſet/ daß Er mit vnerſchrockenem Her-
tzen ſagen könne: alles dieſes iſt nichts: oder
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wolle/ iſt ein geringes weſen: diß vbel wird

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[127/0161] einer andächtigen Seelen. ſal im Hauſe deß Gerechten/ ſey eine heim- liche Barmhertzigkeit/ welche du jhm er- weiſeſt/ gleich wie des gottloſen glück dei- nes Angeſichts verdeckter Zorn iſt: Pſal. 30. dz auch gegenwertige traurigkeit dei- nen Kindern ein vorbote iſt einer herzu na- henden vnd beſtendigen luſt vñ frewde: In ſumma es gehe wie es wolle/ ſo iſt doch der letzte vnd allerſchmertzlichſte Tag nichts anders/ als ein anfang auff welchen alſo bald der erſte Tag jhrer ruh im Himmel- reich erfolget. Woferne mir nun bey der kürtze meines Lebens Kranckheit oder an- dere Schwachheit meines Fleiſches an- ſtoſſen ſolte/ ſo hilff das ich mich gedüldig ergebe: Dieweil mir wol wiſſend/ daß der ſchmertz/ welcher ſich zwar in gedancken durch zarte einbildung vñ falſchen wahn vermehret/ gewiß gering vnnd ertreglich iſt/ wann jhm nur der Krancke einen muth faſſet/ daß Er mit vnerſchrockenem Her- tzen ſagen könne: alles dieſes iſt nichts: oder aber diß Vnglück/ es ſtelle ſichs wie ſichs wolle/ iſt ein geringes weſen: diß vbel wird bald

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Zitationshilfe: La Primaudaye, Pierre de: Christliche Gebett Einer andächtigen Seelen. Übers. v. Caspar Dornau. Frankfurt (Main), 1624, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/primaudaye_gebet_1624/161>, abgerufen am 27.06.2024.