von Preuschen, Hermione: Yoshiwara. Vom Freudenhaus des Lebens. Berlin, 1920.Nachdem sie gegessen, Sake und Tee getrunken und eine Weile geruht hatte, kam ein Mädchen und brachte ihr die "Uniform" des Hauses. Der blaßblaue Drachenkimono stand ihr großartig, er kam ihr aber etwas reicher gestickt vor als die der übrigen. Sie fing an, zu begreifen, daß sie zur Showgirl des Hauses herangezüchtet werden sollte. Sie ließ es sich gerne gefallen. Alles das verdankte sie ja Boris' Fürsorge. "Do you want, to see the guestrooms?" "Wollen Sie die Gastzimmer sehen?" fragte jetzt eine Neueintretende. Sie nickte -- mußte sie doch das Feld ihrer künftigen Tätigkeit inspizieren. Alles sauber und nett, aber weit japanischer als in Number nine, und keine Blumentöpfe der Saison auf den Nachttischen mit Marmorplatten. Nun -- "sechzig Yen", da würde sie nicht mehr als ein bis zweimal pro Nacht zu arbeiten brauchen. Wie ein Gefühl des Behagens überkam es sie, da konnte sie hier in Ruhe auf Guys Kommen warten. Wenn er aber nicht kam? Die offene Wunde in ihrer Seele schmerzte stärker -- dann war sie Nachdem sie gegessen, Sake und Tee getrunken und eine Weile geruht hatte, kam ein Mädchen und brachte ihr die „Uniform“ des Hauses. Der blaßblaue Drachenkimono stand ihr großartig, er kam ihr aber etwas reicher gestickt vor als die der übrigen. Sie fing an, zu begreifen, daß sie zur Showgirl des Hauses herangezüchtet werden sollte. Sie ließ es sich gerne gefallen. Alles das verdankte sie ja Boris’ Fürsorge. „Do you want, to see the guestrooms?“ „Wollen Sie die Gastzimmer sehen?“ fragte jetzt eine Neueintretende. Sie nickte — mußte sie doch das Feld ihrer künftigen Tätigkeit inspizieren. Alles sauber und nett, aber weit japanischer als in Number nine, und keine Blumentöpfe der Saison auf den Nachttischen mit Marmorplatten. Nun — „sechzig Yen“, da würde sie nicht mehr als ein bis zweimal pro Nacht zu arbeiten brauchen. Wie ein Gefühl des Behagens überkam es sie, da konnte sie hier in Ruhe auf Guys Kommen warten. Wenn er aber nicht kam? Die offene Wunde in ihrer Seele schmerzte stärker — dann war sie <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0141" n="142"/> <p>Nachdem sie gegessen, Sake und Tee getrunken und eine Weile geruht hatte, kam ein Mädchen und brachte ihr die „Uniform“ des Hauses. Der blaßblaue Drachenkimono stand ihr großartig, er kam ihr aber etwas reicher gestickt vor als die der übrigen. Sie fing an, zu begreifen, daß sie zur Showgirl des Hauses herangezüchtet werden sollte. Sie ließ es sich gerne gefallen. Alles das verdankte sie ja Boris’ Fürsorge.</p> <p>„<hi rendition="#g">Do you want, to see the guestrooms?</hi>“</p> <p>„Wollen Sie die Gastzimmer sehen?“ fragte jetzt eine Neueintretende. Sie nickte — mußte sie doch das Feld ihrer künftigen Tätigkeit inspizieren. Alles sauber und nett, aber weit japanischer als in <hi rendition="#g">Number nine</hi>, und keine Blumentöpfe der Saison auf den Nachttischen mit Marmorplatten. Nun — „sechzig Yen“, da würde sie nicht mehr als ein bis zweimal pro Nacht zu arbeiten brauchen. Wie ein Gefühl des Behagens überkam es sie, da konnte sie hier in Ruhe auf Guys Kommen warten.</p> <p>Wenn er aber nicht kam? Die offene Wunde in ihrer Seele schmerzte stärker — dann war sie </p> </div> </body> </text> </TEI> [142/0141]
Nachdem sie gegessen, Sake und Tee getrunken und eine Weile geruht hatte, kam ein Mädchen und brachte ihr die „Uniform“ des Hauses. Der blaßblaue Drachenkimono stand ihr großartig, er kam ihr aber etwas reicher gestickt vor als die der übrigen. Sie fing an, zu begreifen, daß sie zur Showgirl des Hauses herangezüchtet werden sollte. Sie ließ es sich gerne gefallen. Alles das verdankte sie ja Boris’ Fürsorge.
„Do you want, to see the guestrooms?“
„Wollen Sie die Gastzimmer sehen?“ fragte jetzt eine Neueintretende. Sie nickte — mußte sie doch das Feld ihrer künftigen Tätigkeit inspizieren. Alles sauber und nett, aber weit japanischer als in Number nine, und keine Blumentöpfe der Saison auf den Nachttischen mit Marmorplatten. Nun — „sechzig Yen“, da würde sie nicht mehr als ein bis zweimal pro Nacht zu arbeiten brauchen. Wie ein Gefühl des Behagens überkam es sie, da konnte sie hier in Ruhe auf Guys Kommen warten.
Wenn er aber nicht kam? Die offene Wunde in ihrer Seele schmerzte stärker — dann war sie
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |