Praetorius, Johannes: Blockes-Berges Verrichtung. Leipzig u. a., 1668.1. Theil. Cap. 2. §. 2. Blocksberges der bösen Geister Eigenschafft/ daß sie Gewalthaben über die geile und viehische Gelust/ in- Nichts ist schädli- cher dem Menschen als die Geilheit. massen solches die Hebreer wargenommen/ da sie im Buche Pirke Avoth melden/ daß der Sa- than werde von der Schlangen getragen/ wel- ches Philo Iudae hat für die Wollust außgeleget. Von welcher/ wann derweise Architas geredet/ gleichwie Cato der Censor bezeuget/ hat er stets zu sagen pflegen/ sie sey eine Ertz-Feindin des menschlichen Geschlechts; Nullam pestem ca- pitaliorem hominibus a natura datam volu- ptate, das ist: Es sey von der Natur dem Men- schen kein schädlicher Ding gegeben als die Wollust/ wie solches Cicero anzeiget und er- zehlet. Daher die Griechen die Geister in Gestalt der hurischen und Ehebrecherischen Satyren oder Geißmännlein/ so halb Böcke und halb Menschen seyn sollen/ angedeutet (2) haben. Doch könte über dem/ auch wol ei- ner auff diese Gedancken gerahten/ daß der schabernackische Geist den Männern zu spotte/ deren Weiber er beschläfft/ sich in Bock ver- wandele/ als wolte er den Hahnreyern gleich- sam Hörner auffsetzen/ in dem ihre Weiber auff ihn/ als auf einem gehörnten Bock/ sich se- tzen. Denn daß die Schneider nicht allein/ sondern auch solche Hahnrey mit dem Bock auffgezogen werden/ siehet man auß folgendem Epitaphio jocoserio. "Zwey
1. Theil. Cap. 2. §. 2. Blocksberges der boͤſen Geiſter Eigenſchafft/ daß ſie Gewalthaben uͤber die geile und viehiſche Geluſt/ in- Nichts iſt ſchaͤdli- cher dem Menſchen als die Geilheit. maſſen ſolches die Hebreer wargenommen/ da ſie im Buche Pirke Avoth melden/ daß der Sa- than werde von der Schlangen getragen/ wel- ches Philo Iudæꝰ hat fuͤr die Wolluſt außgeleget. Von welcher/ wann derweiſe Architas geredet/ gleichwie Cato der Cenſor bezeuget/ hat er ſtets zu ſagen pflegen/ ſie ſey eine Ertz-Feindin des menſchlichen Geſchlechts; Nullam peſtem ca- pitaliorem hominibus à natura datam volu- ptate, das iſt: Es ſey von der Natur dem Men- ſchen kein ſchaͤdlicher Ding gegeben als die Wolluſt/ wie ſolches Cicero anzeiget und er- zehlet. Daher die Griechen die Geiſter in Geſtalt der huriſchen und Ehebrecheriſchen Satyren oder Geißmaͤnnlein/ ſo halb Boͤcke und halb Menſchen ſeyn ſollen/ angedeutet (2) haben. Doch koͤnte uͤber dem/ auch wol ei- ner auff dieſe Gedancken gerahten/ daß der ſchabernackiſche Geiſt den Maͤnnern zu ſpotte/ deren Weiber er beſchlaͤfft/ ſich in Bock ver- wandele/ als wolte er den Hahnreyern gleich- ſam Hoͤrner auffſetzen/ in dem ihre Weiber auff ihn/ als auf einem gehoͤrnten Bock/ ſich ſe- tzen. Denn daß die Schneider nicht allein/ ſondern auch ſolche Hahnrey mit dem Bock auffgezogen werden/ ſiehet man auß folgendem Epitaphio jocoſerio. „Zwey
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1. Theil. Cap. 2. §. 2. Blocksberges
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maſſen ſolches die Hebreer wargenommen/ da
ſie im Buche Pirke Avoth melden/ daß der Sa-
than werde von der Schlangen getragen/ wel-
ches Philo Iudæꝰ hat fuͤr die Wolluſt außgeleget.
Von welcher/ wann derweiſe Architas geredet/
gleichwie Cato der Cenſor bezeuget/ hat er ſtets
zu ſagen pflegen/ ſie ſey eine Ertz-Feindin des
menſchlichen Geſchlechts; Nullam peſtem ca-
pitaliorem hominibus à natura datam volu-
ptate, das iſt: Es ſey von der Natur dem Men-
ſchen kein ſchaͤdlicher Ding gegeben als die
Wolluſt/ wie ſolches Cicero anzeiget und er-
zehlet. Daher die Griechen die Geiſter in
Geſtalt der huriſchen und Ehebrecheriſchen
Satyren oder Geißmaͤnnlein/ ſo halb Boͤcke
und halb Menſchen ſeyn ſollen/ angedeutet
haben. Doch koͤnte uͤber dem/ auch wol ei-
ner auff dieſe Gedancken gerahten/ daß der
ſchabernackiſche Geiſt den Maͤnnern zu ſpotte/
deren Weiber er beſchlaͤfft/ ſich in Bock ver-
wandele/ als wolte er den Hahnreyern gleich-
ſam Hoͤrner auffſetzen/ in dem ihre Weiber
auff ihn/ als auf einem gehoͤrnten Bock/ ſich ſe-
tzen. Denn daß die Schneider nicht allein/
ſondern auch ſolche Hahnrey mit dem Bock
auffgezogen werden/ ſiehet man auß folgendem
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Nichts iſt
ſchaͤdli-
cher dem
Menſchen
als die
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