Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Praetorius, Johannes: Blockes-Berges Verrichtung. Leipzig u. a., 1668.

Bild:
<< vorherige Seite

2. T. C. 5. §. 4. Vom Bock-Küssen.
Schwantz hengen hat/ den musten sie zu con-
firmi
rung ihres Homagii küssen. Jch kon-
te bey diesem Gesichte nicht stil schweigen/ son-
dern fragte meinen Geist/ wie dieses zuverste-
hen were (dann es kam mir so wunderlich für/
daß so vornehme Manns- und Weibs-Perso-
nen/ solchen scheußlichen Bock küssen/ und so
hoch verehren solten) da sprach der Geist zu
mir: Den du als einen Bock ansiehest/ den se-
hen nicht alle in solcher scheußlichen Gestalt an/
sondern nur diese/ welche schon lang bey der
Zauberey gewesen/ und darinne also bestäti-
get/ daß kein Abfal von ihnen zu GOtt mehr
zu förchten. Den Ankömlingen aber/ die du
alhier in grosser Menge siehest/ und an welchen
noch zu zweiffeln ob sie beständig verbleiben
möchten/ die werden und sind verblendet/ und
sehen ihn alda nit in eines Bocks Gestalt sitzen/"
sondern sie vermeinen/ sie sehen ihn an/ als"
wann er ein grosser Fürst were; und wann sie"
seinen Hindersten küssen/ vermeinen sie/ sie"
küssen ihm die Hände/ und etliche/ sonderlich"
die Weibs-Personen/ das Mannliche Glied."
Damit muste ich mich nun abweisen lassen/
dieweil sie sich sämbtlich in aller Eil von dem
Theatro begeben/ sahe ich diesem Handel noch
ferner zu. Wie sie nun abgewichen/ mein
GOtt wie kam mir doch alles so wunderlich
für? Sonderlich dieweil ich so viel fürneme be-
kante Personen unter dieser Geselschafft sahe/

welche
X iij

2. T. C. 5. §. 4. Vom Bock-Kuͤſſen.
Schwantz hengen hat/ den muſten ſie zu con-
firmi
rung ihres Homagii kuͤſſen. Jch kon-
te bey dieſem Geſichte nicht ſtil ſchweigen/ ſon-
dern fragte meinen Geiſt/ wie dieſes zuverſte-
hen were (dann es kam mir ſo wunderlich fuͤr/
daß ſo vornehme Manns- und Weibs-Perſo-
nen/ ſolchen ſcheußlichen Bock kuͤſſen/ und ſo
hoch verehren ſolten) da ſprach der Geiſt zu
mir: Den du als einen Bock anſieheſt/ den ſe-
hen nicht alle in ſolcher ſcheußlichen Geſtalt an/
ſondern nur dieſe/ welche ſchon lang bey der
Zauberey geweſen/ und darinne alſo beſtaͤti-
get/ daß kein Abfal von ihnen zu GOtt mehr
zu foͤrchten. Den Ankoͤmlingen aber/ die du
alhier in groſſer Menge ſieheſt/ und an welchen
noch zu zweiffeln ob ſie beſtaͤndig verbleiben
moͤchten/ die werden und ſind verblendet/ und
ſehen ihn alda nit in eines Bocks Geſtalt ſitzẽ/„
ſondern ſie vermeinen/ ſie ſehen ihn an/ als„
wann er ein groſſer Fuͤrſt were; und wann ſie„
ſeinen Hinderſten kuͤſſen/ vermeinen ſie/ ſie„
kuͤſſen ihm die Haͤnde/ und etliche/ ſonderlich„
die Weibs-Perſonen/ das Mannliche Glied.„
Damit muſte ich mich nun abweiſen laſſen/
dieweil ſie ſich ſaͤmbtlich in aller Eil von dem
Theatro begeben/ ſahe ich dieſem Handel noch
ferner zu. Wie ſie nun abgewichen/ mein
GOtt wie kam mir doch alles ſo wunderlich
fuͤr? Sonderlich dieweil ich ſo viel fuͤrneme be-
kante Perſonen unter dieſer Geſelſchafft ſahe/

welche
X iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0349" n="325"/><fw place="top" type="header">2. T. C. 5. §. 4. Vom Bock-Ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</fw><lb/>
Schwantz hengen hat/ den mu&#x017F;ten &#x017F;ie zu <hi rendition="#aq">con-<lb/>
firmi</hi>rung ihres <hi rendition="#aq">Homagii</hi> ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Jch kon-<lb/>
te bey die&#x017F;em Ge&#x017F;ichte nicht &#x017F;til &#x017F;chweigen/ &#x017F;on-<lb/>
dern fragte meinen Gei&#x017F;t/ wie die&#x017F;es zuver&#x017F;te-<lb/>
hen were (dann es kam mir &#x017F;o wunderlich fu&#x0364;r/<lb/>
daß &#x017F;o vornehme Manns- und Weibs-Per&#x017F;o-<lb/>
nen/ &#x017F;olchen &#x017F;cheußlichen Bock ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ und &#x017F;o<lb/>
hoch verehren &#x017F;olten) da &#x017F;prach der Gei&#x017F;t zu<lb/>
mir: Den du als einen Bock an&#x017F;iehe&#x017F;t/ den &#x017F;e-<lb/>
hen nicht alle in &#x017F;olcher &#x017F;cheußlichen Ge&#x017F;talt an/<lb/>
&#x017F;ondern nur die&#x017F;e/ welche &#x017F;chon lang bey der<lb/>
Zauberey gewe&#x017F;en/ und darinne al&#x017F;o be&#x017F;ta&#x0364;ti-<lb/>
get/ daß kein Abfal von ihnen zu GOtt mehr<lb/>
zu fo&#x0364;rchten. Den Anko&#x0364;mlingen aber/ die du<lb/>
alhier in gro&#x017F;&#x017F;er Menge &#x017F;iehe&#x017F;t/ und an welchen<lb/>
noch zu zweiffeln ob &#x017F;ie be&#x017F;ta&#x0364;ndig verbleiben<lb/>
mo&#x0364;chten/ die werden und &#x017F;ind verblendet/ und<lb/>
&#x017F;ehen ihn alda nit in eines Bocks Ge&#x017F;talt &#x017F;itze&#x0303;/&#x201E;<lb/>
&#x017F;ondern &#x017F;ie vermeinen/ &#x017F;ie &#x017F;ehen ihn an/ als&#x201E;<lb/>
wann er ein gro&#x017F;&#x017F;er Fu&#x0364;r&#x017F;t were; und wann &#x017F;ie&#x201E;<lb/>
&#x017F;einen Hinder&#x017F;ten ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ vermeinen &#x017F;ie/ &#x017F;ie&#x201E;<lb/>
ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en ihm die Ha&#x0364;nde/ und etliche/ &#x017F;onderlich&#x201E;<lb/>
die Weibs-Per&#x017F;onen/ das Mannliche Glied.&#x201E;<lb/>
Damit mu&#x017F;te ich mich nun abwei&#x017F;en la&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
dieweil &#x017F;ie &#x017F;ich &#x017F;a&#x0364;mbtlich in aller Eil von dem<lb/><hi rendition="#aq">Theatro</hi> begeben/ &#x017F;ahe ich die&#x017F;em Handel noch<lb/>
ferner zu. Wie &#x017F;ie nun abgewichen/ mein<lb/>
GOtt wie kam mir doch alles &#x017F;o wunderlich<lb/>
fu&#x0364;r? Sonderlich dieweil ich &#x017F;o viel fu&#x0364;rneme be-<lb/>
kante Per&#x017F;onen unter die&#x017F;er Ge&#x017F;el&#x017F;chafft &#x017F;ahe/<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">X iij</fw><fw place="bottom" type="catch">welche</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[325/0349] 2. T. C. 5. §. 4. Vom Bock-Kuͤſſen. Schwantz hengen hat/ den muſten ſie zu con- firmirung ihres Homagii kuͤſſen. Jch kon- te bey dieſem Geſichte nicht ſtil ſchweigen/ ſon- dern fragte meinen Geiſt/ wie dieſes zuverſte- hen were (dann es kam mir ſo wunderlich fuͤr/ daß ſo vornehme Manns- und Weibs-Perſo- nen/ ſolchen ſcheußlichen Bock kuͤſſen/ und ſo hoch verehren ſolten) da ſprach der Geiſt zu mir: Den du als einen Bock anſieheſt/ den ſe- hen nicht alle in ſolcher ſcheußlichen Geſtalt an/ ſondern nur dieſe/ welche ſchon lang bey der Zauberey geweſen/ und darinne alſo beſtaͤti- get/ daß kein Abfal von ihnen zu GOtt mehr zu foͤrchten. Den Ankoͤmlingen aber/ die du alhier in groſſer Menge ſieheſt/ und an welchen noch zu zweiffeln ob ſie beſtaͤndig verbleiben moͤchten/ die werden und ſind verblendet/ und ſehen ihn alda nit in eines Bocks Geſtalt ſitzẽ/„ ſondern ſie vermeinen/ ſie ſehen ihn an/ als„ wann er ein groſſer Fuͤrſt were; und wann ſie„ ſeinen Hinderſten kuͤſſen/ vermeinen ſie/ ſie„ kuͤſſen ihm die Haͤnde/ und etliche/ ſonderlich„ die Weibs-Perſonen/ das Mannliche Glied.„ Damit muſte ich mich nun abweiſen laſſen/ dieweil ſie ſich ſaͤmbtlich in aller Eil von dem Theatro begeben/ ſahe ich dieſem Handel noch ferner zu. Wie ſie nun abgewichen/ mein GOtt wie kam mir doch alles ſo wunderlich fuͤr? Sonderlich dieweil ich ſo viel fuͤrneme be- kante Perſonen unter dieſer Geſelſchafft ſahe/ welche X iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/praetorius_verrichtung_1668
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/praetorius_verrichtung_1668/349
Zitationshilfe: Praetorius, Johannes: Blockes-Berges Verrichtung. Leipzig u. a., 1668, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/praetorius_verrichtung_1668/349>, abgerufen am 11.05.2024.