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Praetorius, Johannes: Blockes-Berges Verrichtung. Leipzig u. a., 1668.

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2. Th. Cap. 4. Von der Hexen Salbe.
mahl deß Schlaffs Ursach ist/ wann dasWoher
der Schlaf
komme.

Geblüt vom Hertzen durch die Blut-Adern
Carodites zum Gehirn geführet wird/ und
wann die Humores oder Feuchtigkeiten welche
in das Hirn/ wie die Dünst und Dampff in
die Lufft steigen/ gelindlich und süßlich in das
Hertz sich thun und schlagen. Aber damit wir
anzeigen/ daß Satan die Seele ausser dem Leib
verzückt/ und (inmassen wir im Capittel von
der Ecstasi oder Verzückung gedacht) ihn
gleichsam todt und unempfindlich lasse/ und gar
kein Schlaff sey/ das siehet man daran/ weil
alle einfache Soporativa oder einschläffende
Sachen nicht hindern mögen/ daß ein Mensch/
wie sehr er eingeschlaffen were/ nicht solte das
Feuer fühlen/ wann mans an die Haut helt.
Hingegen empfinden die Zauberer/ wann sie
verzucket werden weder Feuer noch einigen
Schmertzen/ wie dann diß offtmahls ist ver-
sucht worden/ inmassen wir diß hievor erkläre-
ten/ als wir den Ort Virgilii außlegeten/ da er
von der Zauberin spricht: Quae se promittit
solvere mentes.

Noch wollen wir mit einem andern Argu-
ment,
welches unwidersprechlich ist darthun/
daß weder dieselbe Salb es thue/ noch ein
Schlaff/ sondern eine rechte ware verzuckung
der Seelen vom Leibe sey. Und ist es nemlich
dieses/ weil alle/ die dermassen verzuckt sind/
eine halbe Stund darnach wieder zu sich selbst

kom-
U

2. Th. Cap. 4. Von der Hexen Salbe.
mahl deß Schlaffs Urſach iſt/ wann dasWoher
der Schlaf
komme.

Gebluͤt vom Hertzen durch die Blut-Adern
Carodites zum Gehirn gefuͤhret wird/ und
wann die Humores oder Feuchtigkeiten welche
in das Hirn/ wie die Duͤnſt und Dampff in
die Lufft ſteigen/ gelindlich und ſuͤßlich in das
Hertz ſich thun und ſchlagen. Aber damit wir
anzeigen/ daß Satan die Seele auſſer dem Leib
verzuͤckt/ und (inmaſſen wir im Capittel von
der Ecſtaſi oder Verzuͤckung gedacht) ihn
gleichſam todt uñ unempfindlich laſſe/ und gar
kein Schlaff ſey/ das ſiehet man daran/ weil
alle einfache Soporativa oder einſchlaͤffende
Sachen nicht hindern moͤgen/ daß ein Menſch/
wie ſehr er eingeſchlaffen were/ nicht ſolte das
Feuer fuͤhlen/ wann mans an die Haut helt.
Hingegen empfinden die Zauberer/ wann ſie
verzucket werden weder Feuer noch einigen
Schmertzen/ wie dann diß offtmahls iſt ver-
ſucht worden/ inmaſſen wir diß hievor erklaͤre-
ten/ als wir den Ort Virgilii außlegeten/ da er
von der Zauberin ſpricht: Quæ ſe promittit
ſolvere mentes.

Noch wollen wir mit einem andern Argu-
ment,
welches unwiderſprechlich iſt darthun/
daß weder dieſelbe Salb es thue/ noch ein
Schlaff/ ſondern eine rechte ware verzuckung
der Seelen vom Leibe ſey. Und iſt es nemlich
dieſes/ weil alle/ die dermaſſen verzuckt ſind/
eine halbe Stund darnach wieder zu ſich ſelbſt

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U
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[305/0329] 2. Th. Cap. 4. Von der Hexen Salbe. mahl deß Schlaffs Urſach iſt/ wann das Gebluͤt vom Hertzen durch die Blut-Adern Carodites zum Gehirn gefuͤhret wird/ und wann die Humores oder Feuchtigkeiten welche in das Hirn/ wie die Duͤnſt und Dampff in die Lufft ſteigen/ gelindlich und ſuͤßlich in das Hertz ſich thun und ſchlagen. Aber damit wir anzeigen/ daß Satan die Seele auſſer dem Leib verzuͤckt/ und (inmaſſen wir im Capittel von der Ecſtaſi oder Verzuͤckung gedacht) ihn gleichſam todt uñ unempfindlich laſſe/ und gar kein Schlaff ſey/ das ſiehet man daran/ weil alle einfache Soporativa oder einſchlaͤffende Sachen nicht hindern moͤgen/ daß ein Menſch/ wie ſehr er eingeſchlaffen were/ nicht ſolte das Feuer fuͤhlen/ wann mans an die Haut helt. Hingegen empfinden die Zauberer/ wann ſie verzucket werden weder Feuer noch einigen Schmertzen/ wie dann diß offtmahls iſt ver- ſucht worden/ inmaſſen wir diß hievor erklaͤre- ten/ als wir den Ort Virgilii außlegeten/ da er von der Zauberin ſpricht: Quæ ſe promittit ſolvere mentes. Woher der Schlaf komme. Noch wollen wir mit einem andern Argu- ment, welches unwiderſprechlich iſt darthun/ daß weder dieſelbe Salb es thue/ noch ein Schlaff/ ſondern eine rechte ware verzuckung der Seelen vom Leibe ſey. Und iſt es nemlich dieſes/ weil alle/ die dermaſſen verzuckt ſind/ eine halbe Stund darnach wieder zu ſich ſelbſt kom- U

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Zitationshilfe: Praetorius, Johannes: Blockes-Berges Verrichtung. Leipzig u. a., 1668, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/praetorius_verrichtung_1668/329>, abgerufen am 12.05.2024.