Praetorius, Johannes: Blockes-Berges Verrichtung. Leipzig u. a., 1668.2. T. C. 3. §. 4. Vom Ort deß Hexen-Convents ben einbüssen/ beydes durch den grausamenhohen Fal/ und dann auch durch seine Versin- ckung in den kotichten See-Wasser: Und da solte er vergraben bleiben. Aber weil GOtt unendlich barmhertzig ist/ und nicht wil den Todt deß Sünders/ sondern daß er sich bekehre und lebe: So verzeunete er das zornige vorneh- men der Hexen/ und ließ den jungen Menschen nicht ersauffen/ sondern erlängerte ihm das Leben/ also daß sein Fal nicht ist tödlich gewesen. Dann als er herunter portzelte/ fiel er in ein dü- cke Gewirre von Schilff und Rohr/ welches etli- cher massen den schweren Fal leichterte/ doch al- so/ daß er ist sehr hart verletzt worden/ und sich mit nichts mehr behelffen konte/ als mit der Zungen. Er empfand vollens die Nacht durch unsägliche Schmertzen in diesem Bet von Schilff und kothigem Wasser. Deß folgen- den Tages/ als er heulete und schrey/ schickte es GOtt/ daß etliche vorüber reisende/ so über die- sem gar ungewöhnlichem Geschrey erstarre- ten/ fleissig Nachsuchung thäten: Da funden sie den armen Gesellen halb todt/ gantz erstarret und erfroren/ und hatte noch dazu beyde Schen- ckel bloß. Sie frageten ihn/ wo er her were? Wer ihn an diesen Ort gebracht? Und als sie vorhergehende Geschicht vernommen/ zogen sie ihn auß diesem elenden Lager/ luden ihn auff ei- nen Wagen/ und liessen ihn gen Utrecht füh- ren. Der Bürgermeister mit Namen Iohan- nes
2. T. C. 3. §. 4. Vom Ort deß Hexen-Convents ben einbuͤſſen/ beydes durch den grauſamenhohen Fal/ und dann auch durch ſeine Verſin- ckung in den kotichten See-Waſſer: Und da ſolte er vergraben bleiben. Aber weil GOtt unendlich barmhertzig iſt/ und nicht wil den Todt deß Suͤnders/ ſondern daß er ſich bekehre und lebe: So verzeunete er das zornige vorneh- men der Hexen/ und ließ den jungen Menſchen nicht erſauffen/ ſondern erlaͤngerte ihm das Leben/ alſo daß ſein Fal nicht iſt toͤdlich geweſen. Dann als er herunter portzelte/ fiel er in ein duͤ- cke Gewirre von Schilff und Rohr/ welches etli- cher maſſen den ſchweren Fal leichterte/ doch al- ſo/ daß er iſt ſehr hart verletzt worden/ und ſich mit nichts mehr behelffen konte/ als mit der Zungen. Er empfand vollens die Nacht durch unſaͤgliche Schmertzen in dieſem Bet von Schilff und kothigem Waſſer. Deß folgen- den Tages/ als er heulete und ſchrey/ ſchickte es GOtt/ daß etliche voruͤber reiſende/ ſo uͤber die- ſem gar ungewoͤhnlichem Geſchrey erſtarre- ten/ fleiſſig Nachſuchung thaͤten: Da funden ſie den armen Geſellen halb todt/ gantz erſtarret und erfroren/ uñ hatte noch dazu beyde Schen- ckel bloß. Sie frageten ihn/ wo er her were? Wer ihn an dieſen Ort gebracht? Und als ſie vorhergehende Geſchicht vernommen/ zogen ſie ihn auß dieſem elenden Lager/ luden ihn auff ei- nen Wagen/ und lieſſen ihn gen Utrecht fuͤh- ren. Der Buͤrgermeiſter mit Namen Iohan- nes
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2. T. C. 3. §. 4. Vom Ort deß Hexen-Convents
ben einbuͤſſen/ beydes durch den grauſamen
hohen Fal/ und dann auch durch ſeine Verſin-
ckung in den kotichten See-Waſſer: Und da
ſolte er vergraben bleiben. Aber weil GOtt
unendlich barmhertzig iſt/ und nicht wil den
Todt deß Suͤnders/ ſondern daß er ſich bekehre
und lebe: So verzeunete er das zornige vorneh-
men der Hexen/ und ließ den jungen Menſchen
nicht erſauffen/ ſondern erlaͤngerte ihm das
Leben/ alſo daß ſein Fal nicht iſt toͤdlich geweſen.
Dann als er herunter portzelte/ fiel er in ein duͤ-
cke Gewirre von Schilff und Rohr/ welches etli-
cher maſſen den ſchweren Fal leichterte/ doch al-
ſo/ daß er iſt ſehr hart verletzt worden/ und ſich
mit nichts mehr behelffen konte/ als mit der
Zungen. Er empfand vollens die Nacht durch
unſaͤgliche Schmertzen in dieſem Bet von
Schilff und kothigem Waſſer. Deß folgen-
den Tages/ als er heulete und ſchrey/ ſchickte es
GOtt/ daß etliche voruͤber reiſende/ ſo uͤber die-
ſem gar ungewoͤhnlichem Geſchrey erſtarre-
ten/ fleiſſig Nachſuchung thaͤten: Da funden
ſie den armen Geſellen halb todt/ gantz erſtarret
und erfroren/ uñ hatte noch dazu beyde Schen-
ckel bloß. Sie frageten ihn/ wo er her were?
Wer ihn an dieſen Ort gebracht? Und als ſie
vorhergehende Geſchicht vernommen/ zogen ſie
ihn auß dieſem elenden Lager/ luden ihn auff ei-
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