Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Praetorius, Johannes: Blockes-Berges Verrichtung. Leipzig u. a., 1668.

Bild:
<< vorherige Seite

2. Th. C. 1 § 4 Von [d]enen Personen/ welche
Deckmäntlein der Melancholey wird abge-
zogen/ durch so offenbahre gewisse Erweisung/
demonstration und helle Warheit Göttlicher
und menschlicher Gesetz/ durch so vieler Völcker
auff den gantzen Erdboden Geschichten und Histo-
rien/ durch so viel Vrgichten/ und beydes frey-
willige und peinliche außgepreßte Bekäntnis-
sen/ durch so viel gerichtliche sententz und Vr-
theil/ durch unzehlige Vberzeugungen/ con-
demnationen
oder executionen, welche seyt
drey tausend Jahren her in aller Welt vor-
gegangen/ begibet er sich noch auff einen
ungeschicktern Ranck/ durch welchen er ver-
meynet/ den Zauberern die Straffe vom
Halse zubringen/ fürgebend/ der Teuffel verfüh-
re die Hexen und bilde ihnen ein/ sie thun und
c. 4. &c.
schaffen diß und jenes/ welches er selber thut.
Mit diesem Fund stellet er sich als sey er dem
Sathan heftig zuwider/ und unterdessen befleis-
siget er sich/ die Zauberey zu salviren und zu
retten. Welches eigentlich eben so viel ist/
als schertzte er mit Worten mit dem Satan/
und im Werck bestätiget und vermehret er
seine Macht und Reich. Denn er weiß wol/
daß die Obrigkeit über die Teuffel keine Iuris-
diction
hat/ sie zu hämmen oder den Stab über
sie zubrechen. Wenn aber diß Argument
solte Platz finden/ da würden nicht allein die
Zauberer und Hexen/ sondern alle Todschlä-

ger/

2. Th. C. 1 § 4 Von [d]enen Perſonen/ welche
Deckmaͤntlein der Melancholey wird abge-
zogen/ durch ſo offenbahre gewiſſe Erweiſung/
demonſtration und helle Warheit Goͤttlicher
und menſchlicher Geſetz/ durch ſo vieler Voͤlcker
auff den gantzen Erdboden Geſchichtẽ uñ Hiſto-
rien/ durch ſo viel Vrgichten/ und beydes frey-
willige und peinliche außgepreßte Bekaͤntniſ-
ſen/ durch ſo viel gerichtliche ſententz und Vr-
theil/ durch unzehlige Vberzeugungen/ con-
demnationen
oder executionen, welche ſeyt
drey tauſend Jahren her in aller Welt vor-
gegangen/ begibet er ſich noch auff einen
ungeſchicktern Ranck/ durch welchen er ver-
meynet/ den Zauberern die Straffe vom
Halſe zubringen/ fuͤrgebend/ der Teuffel verfuͤh-
re die Hexen und bilde ihnen ein/ ſie thun und
c. 4. &c.
ſchaffen diß und jenes/ welches er ſelber thut.
Mit dieſem Fund ſtellet er ſich als ſey er dem
Sathan heftig zuwider/ und unterdeſſen befleiſ-
ſiget er ſich/ die Zauberey zu ſalviren und zu
retten. Welches eigentlich eben ſo viel iſt/
als ſchertzte er mit Worten mit dem Satan/
und im Werck beſtaͤtiget und vermehret er
ſeine Macht und Reich. Denn er weiß wol/
daß die Obrigkeit uͤber die Teuffel keine Iuris-
diction
hat/ ſie zu haͤmmen oder den Stab uͤber
ſie zubrechen. Wenn aber diß Argument
ſolte Platz finden/ da wuͤrden nicht allein die
Zauberer und Hexen/ ſondern alle Todſchlaͤ-

ger/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0162" n="138"/><fw place="top" type="header">2. Th. C. 1 § 4 Von <supplied>d</supplied>enen Per&#x017F;onen/ welche</fw><lb/>
Deckma&#x0364;ntlein der Melancholey wird abge-<lb/>
zogen/ durch &#x017F;o offenbahre gewi&#x017F;&#x017F;e Erwei&#x017F;ung/<lb/><hi rendition="#aq">demon&#x017F;tration</hi> und helle Warheit Go&#x0364;ttlicher<lb/>
und men&#x017F;chlicher Ge&#x017F;etz/ durch &#x017F;o vieler Vo&#x0364;lcker<lb/>
auff den gantzen Erdboden Ge&#x017F;chichte&#x0303; un&#x0303; Hi&#x017F;to-<lb/>
rien/ durch &#x017F;o viel Vrgichten/ und beydes frey-<lb/>
willige und peinliche außgepreßte Beka&#x0364;ntni&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en/ durch &#x017F;o viel gerichtliche <hi rendition="#aq">&#x017F;enten</hi>tz und Vr-<lb/>
theil/ durch unzehlige Vberzeugungen/ <hi rendition="#aq">con-<lb/>
demnationen</hi> oder <hi rendition="#aq">executionen,</hi> welche &#x017F;eyt<lb/>
drey tau&#x017F;end Jahren her in aller Welt vor-<lb/>
gegangen/ begibet er &#x017F;ich noch auff einen<lb/>
unge&#x017F;chicktern Ranck/ durch welchen er ver-<lb/>
meynet/ den Zauberern die Straffe vom<lb/>
Hal&#x017F;e zubringen/ fu&#x0364;rgebend/ der Teuffel verfu&#x0364;h-<lb/>
re die Hexen und bilde ihnen ein/ &#x017F;ie thun und<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">c. 4. &amp;c.</hi><lb/></note>&#x017F;chaffen diß und jenes/ welches er &#x017F;elber thut.<lb/>
Mit die&#x017F;em Fund &#x017F;tellet er &#x017F;ich als &#x017F;ey er dem<lb/>
Sathan heftig zuwider/ und unterde&#x017F;&#x017F;en beflei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;iget er &#x017F;ich/ die Zauberey zu <hi rendition="#aq">&#x017F;alviren</hi> und zu<lb/>
retten. Welches eigentlich eben &#x017F;o viel i&#x017F;t/<lb/>
als &#x017F;chertzte er mit Worten mit dem Satan/<lb/>
und im Werck be&#x017F;ta&#x0364;tiget und vermehret er<lb/>
&#x017F;eine Macht und Reich. Denn er weiß wol/<lb/>
daß die Obrigkeit u&#x0364;ber die Teuffel keine <hi rendition="#aq">Iuris-<lb/>
diction</hi> hat/ &#x017F;ie zu ha&#x0364;mmen oder den Stab u&#x0364;ber<lb/>
&#x017F;ie zubrechen. Wenn aber diß Argument<lb/>
&#x017F;olte Platz finden/ da wu&#x0364;rden nicht allein die<lb/>
Zauberer und Hexen/ &#x017F;ondern alle Tod&#x017F;chla&#x0364;-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ger/</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[138/0162] 2. Th. C. 1 § 4 Von denen Perſonen/ welche Deckmaͤntlein der Melancholey wird abge- zogen/ durch ſo offenbahre gewiſſe Erweiſung/ demonſtration und helle Warheit Goͤttlicher und menſchlicher Geſetz/ durch ſo vieler Voͤlcker auff den gantzen Erdboden Geſchichtẽ uñ Hiſto- rien/ durch ſo viel Vrgichten/ und beydes frey- willige und peinliche außgepreßte Bekaͤntniſ- ſen/ durch ſo viel gerichtliche ſententz und Vr- theil/ durch unzehlige Vberzeugungen/ con- demnationen oder executionen, welche ſeyt drey tauſend Jahren her in aller Welt vor- gegangen/ begibet er ſich noch auff einen ungeſchicktern Ranck/ durch welchen er ver- meynet/ den Zauberern die Straffe vom Halſe zubringen/ fuͤrgebend/ der Teuffel verfuͤh- re die Hexen und bilde ihnen ein/ ſie thun und ſchaffen diß und jenes/ welches er ſelber thut. Mit dieſem Fund ſtellet er ſich als ſey er dem Sathan heftig zuwider/ und unterdeſſen befleiſ- ſiget er ſich/ die Zauberey zu ſalviren und zu retten. Welches eigentlich eben ſo viel iſt/ als ſchertzte er mit Worten mit dem Satan/ und im Werck beſtaͤtiget und vermehret er ſeine Macht und Reich. Denn er weiß wol/ daß die Obrigkeit uͤber die Teuffel keine Iuris- diction hat/ ſie zu haͤmmen oder den Stab uͤber ſie zubrechen. Wenn aber diß Argument ſolte Platz finden/ da wuͤrden nicht allein die Zauberer und Hexen/ ſondern alle Todſchlaͤ- ger/ c. 4. &c.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/praetorius_verrichtung_1668
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/praetorius_verrichtung_1668/162
Zitationshilfe: Praetorius, Johannes: Blockes-Berges Verrichtung. Leipzig u. a., 1668, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/praetorius_verrichtung_1668/162>, abgerufen am 24.11.2024.