Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Praetorius, Johannes: Blockes-Berges Verrichtung. Leipzig u. a., 1668.

Bild:
<< vorherige Seite

und derselben abzuhelffen sey.
alles was Creutzes Gestalt hat. Vnd weil PaulEph. 2. 18.

saget/ Christus habe uns durch das Creutz mit
Gott versöhnet/ meynen sie/ alle Creutz haben son-
dliche Krafft; sehen nicht daß Paul nit redet von
den höltzern Creutz/ das Christun trug/ sondern von
den Opfer seins Leibs/ welcher am holtz schmertzlich
getötet ward/ wie denn folget: Er habe die Feind-
schaft getödtet durch sich selbst. Wie er nun die
Feindschaft getödtet; also hat er uns auch versö-
net/ und ist davon das Creutz an ihm selbst weder
heilig noch kräfftig worden. Ja üm des Creutzes
willen ist Christus ein Fluch genennet worden/ wieGal. 3. 13.
Der
Mensch
Gottes
Creutz.

mags denn zu Segen dienen: aber wider zur Sachen.
Das Creutz das Gott gemacht/ nemlich der
Mensch/ hat eine unsterbliche Sele auß dem A-
them Gottes empfangen/ ist lebendig/ vernünf-
tig/ kräfftig in Gliedern/ gedencket/ redet/ sihet/
höret/ zeiget/ wincket/ gehet und stehet: ist heilig zu
Gottes Ehren/ und zum ewigen Leben zubereitet/
wie alle wissen solten. Wenn nun der Teufel ein
Creutz fürchten und fliehen müste/ so flöhe
er freylich das herrlichste/ heilige/ lebendige/
kräfftige Creutz: das ist aber der Mensch. Nun
fleucht er ja den Menschen nicht/ wie die Er-
fahrung zeiget/ ja/ das mehr ist/ er verstellet sich
in Menschen Gestalt/ und macht sich also selbst in
ein Creutz/ derowegen er gewißlich für den andern
nichtswertigen und erdichteten Creutzen/ sich nit einDer Teuf-
fel macht
sichselbst zun
Creutz.
Deut. 32. 5.

haar scheut/ noch einen daumenbreit zurück weicht.

Wolte hie nimand gegenwerffen/ dMensch sey

nicht

und derſelben abzuhelffen ſey.
alles was Creutzes Geſtalt hat. Vnd weil PaulꝰEph. 2. 18.

ſaget/ Chriſtus habe uns durch das Creutz mit
Gott verſoͤhnet/ meynẽ ſie/ alle Creutz habẽ ſon-
ďliche Krafft; ſehen nicht daß Paulꝰ nit redet võ
dẽ hoͤltzern Creutz/ das Chriſtũ trug/ ſondern võ
dẽ Opfer ſeins Leibs/ welcher am holtz ſchmertzlich
getoͤtet ward/ wie deñ folget: Er habe die Feind-
ſchaft getoͤdtet durch ſich ſelbſt. Wie er nun die
Feindſchaft getoͤdtet; alſo hat er uns auch veꝛſoͤ-
net/ uñ iſt davon das Creutz an ihm ſelbſt weder
heilig noch kraͤfftig wordẽ. Ja uͤm des Creutzes
willẽ iſt Chriſtus ein Fluch geneñet wordẽ/ wieGal. 3. 13.
Der
Menſch
Gottes
Creutz.

mags deñ zu Segẽ dienẽ: aber wider zur Sachẽ.
Das Creutz das Gott gemacht/ nemlich der
Menſch/ hat eine unſterbliche Sele auß dem A-
them Gottes empfangen/ iſt lebendig/ vernuͤnf-
tig/ kraͤfftig in Gliedern/ gedencket/ redet/ ſihet/
hoͤret/ zeiget/ wincket/ gehet uñ ſtehet: iſt heilig zu
Gottes Ehren/ und zum ewigen Lebẽ zubereitet/
wie alle wiſſen ſolten. Wenn nun der Teufel ein
Creutz fuͤrchten und fliehen muͤſte/ ſo floͤhe
er freylich das herrlichſte/ heilige/ lebendige/
kraͤfftige Creutz: das iſt aber der Menſch. Nun
fleucht er ja den Menſchen nicht/ wie die Er-
fahrung zeiget/ ja/ das mehr iſt/ er verſtellet ſich
in Menſchen Geſtalt/ uñ macht ſich alſo ſelbſt in
ein Creutz/ derowegẽ er gewißlich fuͤr dẽ andern
nichtswertigẽ uñ erdichtetẽ Cꝛeutzen/ ſich nit einDer Teuf-
fel macht
ſichſelbſt zũ
Creutz.
Deut. 32. 5.

haar ſcheut/ noch einẽ daumẽbreit zuruͤck weicht.

Wolte hie nimand gegẽwerffẽ/ ďMenſch ſey

nicht
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0147" n="123"/><fw place="top" type="header">und der&#x017F;elben abzuhelffen &#x017F;ey.</fw><lb/>
alles was Creutzes Ge&#x017F;talt hat. Vnd weil <hi rendition="#aq">Paul&#xA770;</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">Eph.</hi> 2. 18.<lb/></note><lb/>
&#x017F;aget/ Chri&#x017F;tus habe uns durch das Creutz mit<lb/>
Gott ver&#x017F;o&#x0364;hnet/ meyne&#x0303; &#x017F;ie/ alle Creutz habe&#x0303; &#x017F;on-<lb/>
&#x010F;liche Krafft; &#x017F;ehen nicht daß <hi rendition="#aq">Paul</hi>&#xA770; nit redet vo&#x0303;<lb/>
de&#x0303; ho&#x0364;ltzern Creutz/ das Chri&#x017F;tu&#x0303; trug/ &#x017F;ondern vo&#x0303;<lb/>
de&#x0303; Opfer &#x017F;eins Leibs/ welcher am holtz &#x017F;chmertzlich<lb/>
geto&#x0364;tet ward/ wie den&#x0303; folget: Er habe die Feind-<lb/>
&#x017F;chaft geto&#x0364;dtet durch &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t. Wie er nun die<lb/>
Feind&#x017F;chaft geto&#x0364;dtet; al&#x017F;o hat er uns auch ve&#xA75B;&#x017F;o&#x0364;-<lb/>
net/ un&#x0303; i&#x017F;t davon das Creutz an ihm &#x017F;elb&#x017F;t weder<lb/>
heilig noch kra&#x0364;fftig worde&#x0303;. Ja u&#x0364;m des Creutzes<lb/>
wille&#x0303; i&#x017F;t Chri&#x017F;tus ein Fluch genen&#x0303;et worde&#x0303;/ wie<note place="right"><hi rendition="#aq">Gal.</hi> 3. 13.<lb/>
Der<lb/>
Men&#x017F;ch<lb/>
Gottes<lb/>
Creutz.<lb/></note><lb/>
mags den&#x0303; zu Sege&#x0303; diene&#x0303;: aber wider zur Sache&#x0303;.<lb/>
Das Creutz das Gott gemacht/ nemlich der<lb/>
Men&#x017F;ch/ hat eine un&#x017F;terbliche Sele auß dem A-<lb/>
them Gottes empfangen/ i&#x017F;t lebendig/ vernu&#x0364;nf-<lb/>
tig/ kra&#x0364;fftig in Gliedern/ gedencket/ redet/ &#x017F;ihet/<lb/>
ho&#x0364;ret/ zeiget/ wincket/ gehet un&#x0303; &#x017F;tehet: i&#x017F;t heilig zu<lb/>
Gottes Ehren/ und zum ewigen Lebe&#x0303; zubereitet/<lb/>
wie alle wi&#x017F;&#x017F;en &#x017F;olten. Wenn nun der Teufel ein<lb/>
Creutz fu&#x0364;rchten und fliehen mu&#x0364;&#x017F;te/ &#x017F;o flo&#x0364;he<lb/>
er freylich das herrlich&#x017F;te/ heilige/ lebendige/<lb/>
kra&#x0364;fftige Creutz: das i&#x017F;t aber der Men&#x017F;ch. Nun<lb/>
fleucht er ja den Men&#x017F;chen nicht/ wie die Er-<lb/>
fahrung zeiget/ ja/ das mehr i&#x017F;t/ er ver&#x017F;tellet &#x017F;ich<lb/>
in Men&#x017F;chen Ge&#x017F;talt/ un&#x0303; macht &#x017F;ich al&#x017F;o &#x017F;elb&#x017F;t in<lb/>
ein Creutz/ derowege&#x0303; er gewißlich fu&#x0364;r de&#x0303; andern<lb/>
nichtswertige&#x0303; un&#x0303; erdichtete&#x0303; C&#xA75B;eutzen/ &#x017F;ich nit ein<note place="right">Der Teuf-<lb/>
fel macht<lb/>
&#x017F;ich&#x017F;elb&#x017F;t zu&#x0303;<lb/>
Creutz.<lb/><hi rendition="#aq">Deut.</hi> 32. 5.<lb/></note><lb/>
haar &#x017F;cheut/ noch eine&#x0303; daume&#x0303;breit zuru&#x0364;ck weicht.</p><lb/>
          <p>Wolte hie nimand gege&#x0303;werffe&#x0303;/ &#x010F;Men&#x017F;ch &#x017F;ey<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nicht</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[123/0147] und derſelben abzuhelffen ſey. alles was Creutzes Geſtalt hat. Vnd weil Paulꝰ ſaget/ Chriſtus habe uns durch das Creutz mit Gott verſoͤhnet/ meynẽ ſie/ alle Creutz habẽ ſon- ďliche Krafft; ſehen nicht daß Paulꝰ nit redet võ dẽ hoͤltzern Creutz/ das Chriſtũ trug/ ſondern võ dẽ Opfer ſeins Leibs/ welcher am holtz ſchmertzlich getoͤtet ward/ wie deñ folget: Er habe die Feind- ſchaft getoͤdtet durch ſich ſelbſt. Wie er nun die Feindſchaft getoͤdtet; alſo hat er uns auch veꝛſoͤ- net/ uñ iſt davon das Creutz an ihm ſelbſt weder heilig noch kraͤfftig wordẽ. Ja uͤm des Creutzes willẽ iſt Chriſtus ein Fluch geneñet wordẽ/ wie mags deñ zu Segẽ dienẽ: aber wider zur Sachẽ. Das Creutz das Gott gemacht/ nemlich der Menſch/ hat eine unſterbliche Sele auß dem A- them Gottes empfangen/ iſt lebendig/ vernuͤnf- tig/ kraͤfftig in Gliedern/ gedencket/ redet/ ſihet/ hoͤret/ zeiget/ wincket/ gehet uñ ſtehet: iſt heilig zu Gottes Ehren/ und zum ewigen Lebẽ zubereitet/ wie alle wiſſen ſolten. Wenn nun der Teufel ein Creutz fuͤrchten und fliehen muͤſte/ ſo floͤhe er freylich das herrlichſte/ heilige/ lebendige/ kraͤfftige Creutz: das iſt aber der Menſch. Nun fleucht er ja den Menſchen nicht/ wie die Er- fahrung zeiget/ ja/ das mehr iſt/ er verſtellet ſich in Menſchen Geſtalt/ uñ macht ſich alſo ſelbſt in ein Creutz/ derowegẽ er gewißlich fuͤr dẽ andern nichtswertigẽ uñ erdichtetẽ Cꝛeutzen/ ſich nit ein haar ſcheut/ noch einẽ daumẽbreit zuruͤck weicht. Eph. 2. 18. Gal. 3. 13. Der Menſch Gottes Creutz. Der Teuf- fel macht ſichſelbſt zũ Creutz. Deut. 32. 5. Wolte hie nimand gegẽwerffẽ/ ďMenſch ſey nicht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/praetorius_verrichtung_1668
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/praetorius_verrichtung_1668/147
Zitationshilfe: Praetorius, Johannes: Blockes-Berges Verrichtung. Leipzig u. a., 1668, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/praetorius_verrichtung_1668/147>, abgerufen am 04.05.2024.