Juan de Posos [i. e. Smeeks, Hendrik]: Beschreibung des Mächtigen Königreichs Krinke Kesmes. Übers. v. [N. N.]. Leipzig, 1721.Curieuse Reise-Beschreibung. V. Cap. zwungen und künstlich gesetzt ist, so wird so einGemählde gelobet, und ein solch Gemählde hält man hier in Südland vors Beste. Wenn alle unsere Südländische Gelehrten ei- Geleerd en wys schynd een, maar 't kan voor twee verstrekken, Veel Ongeleerde wys, nog meer Geleerde Gekken. Gelehrt und klug ist eins, daneben auch zwey Sachen Da der Gelehrte närrsch, der Tumme klug sich machen. Und hier in Südland besteht die Gelehrsam- Sie
Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. V. Cap. zwungen und kuͤnſtlich geſetzt iſt, ſo wird ſo einGemaͤhlde gelobet, und ein ſolch Gemaͤhlde haͤlt man hier in Suͤdland vors Beſte. Wenn alle unſere Suͤdlaͤndiſche Gelehrten ei- Geleerd en wys ſchynd een, maar ’t kan voor twee verſtrekken, Veel Ongeleerde wys, nog meer Geleerde Gekken. Gelehrt und klug iſt eins, daneben auch zwey Sachen Da der Gelehrte naͤrrſch, der Tumme klug ſich machen. Und hier in Suͤdland beſteht die Gelehrſam- Sie
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Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. V. Cap.
zwungen und kuͤnſtlich geſetzt iſt, ſo wird ſo ein
Gemaͤhlde gelobet, und ein ſolch Gemaͤhlde haͤlt
man hier in Suͤdland vors Beſte.
Wenn alle unſere Suͤdlaͤndiſche Gelehrten ei-
nem ieden Autori dasjenige, was ſie gelernet und
geleſen haͤtten, wieder geben ſolten, und ſolches
nicht gebrauchen, was ſolten ſie wol vorbringen?
offt wol ſchlechte Sachen. Da ſolte des Hol-
laͤnders van Vondel Vers, welchen ihr geſtern
ſagtet wohl eintreffen:
Geleerd en wys ſchynd een, maar ’t kan voor
twee verſtrekken,
Veel Ongeleerde wys, nog meer Geleerde
Gekken.
Gelehrt und klug iſt eins, daneben auch zwey
Sachen
Da der Gelehrte naͤrrſch, der Tumme klug
ſich machen.
Und hier in Suͤdland beſteht die Gelehrſam-
keit bey vielen Menſchen nur in der Einbildung
und Hoffart. Dergleichen Leute laſſen ſelbſt
offt von ſich hoͤren, daß ſie gelehrt ſeyn wollen,
und wenn es zur Sache kommt, ſo iſt nichts we-
niger als eine Gelehrſamkeit vorhanden. Das
meiſte aber, woruͤber hier die Suͤdlaͤnder la-
chen, iſt dieſes, daß die Geiſtlichen allhier al-
len andern Glauben verachten, verdammen
und verwerffen, und ſtreiten doch allezeit
ſelbſt unter einander, ſie predigen uns allezeit
von dem Frieden, und verwerffen ſolchen doch
ſelbſt, und haben allezeit Krieg unter ſich ſelbſt.
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