Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Juan de Posos [i. e. Smeeks, Hendrik]: Beschreibung des Mächtigen Königreichs Krinke Kesmes. Übers. v. [N. N.]. Leipzig, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

Curieuse Reise-Beschreibung. V. Cap.
dis sehr von den Fliegen geplagt. Und da sich
ihre Nachkommen so vermehret, daß sie Land-
wärts ein kommen, da das Land voll Städte und
Dörffer ist, so wurde eine wohlversehene Armee
wider sie ausgesandt, welche 10. bis 12000. so
wol Männer, Weiber, als Kinder davon todt
schlugen. Es sind noch itzt von ihren Nachkömmlin-
gen etliche da, welche sehr ärmlich und erbärmlich
leben, und nur den unfruchtbaren und dürren
Strand bewohnen, und haben offt grossen Man-
gel an süssem Wasser. Sie reden eine Spra-
che, so von vielen zusammen vermischt ist, die
weder wir noch iemand anders verstehen kan.

Als dieses Volck weggeschaffet war, so ver-
langte der König von seinen gelehrten Leuten, daß
sie einen Gottesdienst aufrichten solten, wodurch
er sein Volck wohl regieren könte.

Der versammlete Rath stellte dem König nach
reiffer Uberlegung folgende Gebote vor, die nur
an der Zahl 5. waren.

1. Es ist ein allmächtiger GOTT, der
Himmel und Erden geschaffen hat, und
noch erhält, den sollt ihr allein anbeten.
2. Jhr sollt eurer Obrigkeit dienen, ge-
horsam seyn, keinen Aufruhr gegen sie
anstellen, sie und eure Eltern ehren,
die
Contribution willig geben, und ihr
Urtheil annehmen.
3. Jhr sollt einem ieden gleich und recht
thun.
4. Jhr

Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. V. Cap.
dis ſehr von den Fliegen geplagt. Und da ſich
ihre Nachkommen ſo vermehret, daß ſie Land-
waͤrts ein kommen, da das Land voll Staͤdte und
Doͤrffer iſt, ſo wurde eine wohlverſehene Armée
wider ſie ausgeſandt, welche 10. bis 12000. ſo
wol Maͤnner, Weiber, als Kinder davon todt
ſchlugen. Es ſind noch itzt von ihren Nachkoͤm̃lin-
gen etliche da, welche ſehr aͤrmlich und erbaͤrmlich
leben, und nur den unfruchtbaren und duͤrren
Strand bewohnen, und haben offt groſſen Man-
gel an ſuͤſſem Waſſer. Sie reden eine Spra-
che, ſo von vielen zuſammen vermiſcht iſt, die
weder wir noch iemand anders verſtehen kan.

Als dieſes Volck weggeſchaffet war, ſo ver-
langte der Koͤnig von ſeinen gelehrten Leuten, daß
ſie einen Gottesdienſt aufrichten ſolten, wodurch
er ſein Volck wohl regieren koͤnte.

Der verſammlete Rath ſtellte dem Koͤnig nach
reiffer Uberlegung folgende Gebote vor, die nur
an der Zahl 5. waren.

1. Es iſt ein allmaͤchtiger GOTT, der
Himmel und Erden geſchaffen hat, und
noch erhaͤlt, den ſollt ihr allein anbeten.
2. Jhr ſollt eurer Obrigkeit dienen, ge-
horſam ſeyn, keinen Aufruhr gegen ſie
anſtellen, ſie und eure Eltern ehren,
die
Contribution willig geben, und ihr
Urtheil annehmen.
3. Jhr ſollt einem ieden gleich und recht
thun.
4. Jhr
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0096" n="72"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Curieu&#x017F;e</hi> Rei&#x017F;e-Be&#x017F;chreibung. <hi rendition="#aq">V. Cap.</hi></hi></fw><lb/>
dis &#x017F;ehr von den Fliegen geplagt. Und da &#x017F;ich<lb/>
ihre Nachkommen &#x017F;o vermehret, daß &#x017F;ie Land-<lb/>
wa&#x0364;rts ein kommen, da das Land voll Sta&#x0364;dte und<lb/>
Do&#x0364;rffer i&#x017F;t, &#x017F;o wurde eine wohlver&#x017F;ehene <hi rendition="#aq">Armée</hi><lb/>
wider &#x017F;ie ausge&#x017F;andt, welche 10. bis 12000. &#x017F;o<lb/>
wol Ma&#x0364;nner, Weiber, als Kinder davon todt<lb/>
&#x017F;chlugen. Es &#x017F;ind noch itzt von ihren Nachko&#x0364;m&#x0303;lin-<lb/>
gen etliche da, welche &#x017F;ehr a&#x0364;rmlich und erba&#x0364;rmlich<lb/>
leben, und nur den unfruchtbaren und du&#x0364;rren<lb/>
Strand bewohnen, und haben offt gro&#x017F;&#x017F;en Man-<lb/>
gel an &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;em Wa&#x017F;&#x017F;er. Sie reden eine Spra-<lb/>
che, &#x017F;o von vielen zu&#x017F;ammen vermi&#x017F;cht i&#x017F;t, die<lb/>
weder wir noch iemand anders ver&#x017F;tehen kan.</p><lb/>
          <p>Als die&#x017F;es Volck wegge&#x017F;chaffet war, &#x017F;o ver-<lb/>
langte der Ko&#x0364;nig von &#x017F;einen gelehrten Leuten, daß<lb/>
&#x017F;ie einen Gottesdien&#x017F;t aufrichten &#x017F;olten, wodurch<lb/>
er &#x017F;ein Volck wohl regieren ko&#x0364;nte.</p><lb/>
          <p>Der ver&#x017F;ammlete Rath &#x017F;tellte dem Ko&#x0364;nig nach<lb/>
reiffer Uberlegung folgende Gebote vor, die nur<lb/>
an der Zahl 5. waren.</p><lb/>
          <list>
            <item>1. <hi rendition="#fr">Es i&#x017F;t ein allma&#x0364;chtiger GOTT, der<lb/>
Himmel und Erden ge&#x017F;chaffen hat, und<lb/>
noch erha&#x0364;lt, den &#x017F;ollt ihr allein anbeten.</hi></item><lb/>
            <item>2. <hi rendition="#fr">Jhr &#x017F;ollt eurer Obrigkeit dienen, ge-<lb/>
hor&#x017F;am &#x017F;eyn, keinen Aufruhr gegen &#x017F;ie<lb/>
an&#x017F;tellen, &#x017F;ie und eure Eltern ehren,<lb/>
die</hi> <hi rendition="#aq">Contribution</hi> <hi rendition="#fr">willig geben, und ihr<lb/>
Urtheil annehmen.</hi></item><lb/>
            <item>3. <hi rendition="#fr">Jhr &#x017F;ollt einem ieden gleich und recht<lb/>
thun.</hi></item>
          </list><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">4. <hi rendition="#fr">Jhr</hi></fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[72/0096] Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. V. Cap. dis ſehr von den Fliegen geplagt. Und da ſich ihre Nachkommen ſo vermehret, daß ſie Land- waͤrts ein kommen, da das Land voll Staͤdte und Doͤrffer iſt, ſo wurde eine wohlverſehene Armée wider ſie ausgeſandt, welche 10. bis 12000. ſo wol Maͤnner, Weiber, als Kinder davon todt ſchlugen. Es ſind noch itzt von ihren Nachkoͤm̃lin- gen etliche da, welche ſehr aͤrmlich und erbaͤrmlich leben, und nur den unfruchtbaren und duͤrren Strand bewohnen, und haben offt groſſen Man- gel an ſuͤſſem Waſſer. Sie reden eine Spra- che, ſo von vielen zuſammen vermiſcht iſt, die weder wir noch iemand anders verſtehen kan. Als dieſes Volck weggeſchaffet war, ſo ver- langte der Koͤnig von ſeinen gelehrten Leuten, daß ſie einen Gottesdienſt aufrichten ſolten, wodurch er ſein Volck wohl regieren koͤnte. Der verſammlete Rath ſtellte dem Koͤnig nach reiffer Uberlegung folgende Gebote vor, die nur an der Zahl 5. waren. 1. Es iſt ein allmaͤchtiger GOTT, der Himmel und Erden geſchaffen hat, und noch erhaͤlt, den ſollt ihr allein anbeten. 2. Jhr ſollt eurer Obrigkeit dienen, ge- horſam ſeyn, keinen Aufruhr gegen ſie anſtellen, ſie und eure Eltern ehren, die Contribution willig geben, und ihr Urtheil annehmen. 3. Jhr ſollt einem ieden gleich und recht thun. 4. Jhr

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/posos_krinkekesmes_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/posos_krinkekesmes_1721/96
Zitationshilfe: Juan de Posos [i. e. Smeeks, Hendrik]: Beschreibung des Mächtigen Königreichs Krinke Kesmes. Übers. v. [N. N.]. Leipzig, 1721, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/posos_krinkekesmes_1721/96>, abgerufen am 19.05.2024.