Juan de Posos [i. e. Smeeks, Hendrik]: Beschreibung des Mächtigen Königreichs Krinke Kesmes. Übers. v. [N. N.]. Leipzig, 1721.Curieuse Reise-Beschreibung. V. Cap. ein Keiffen und Schelten hinaus. "Ein ie-"der sagte, daß er sein Gesetz-Buch von GOtt" hätte. Ein ieder gab vor, daß er vor seine Se-" ligkeit Sorge trüge. Solchergestalt konten" sie sich einander nicht bekehren; sondern verun-" einigten sich auch über Kleinigkeiten, ja sie gien-" gen niemahls ohne Keiffen und Zancken von" einander, und waren so voll Affecten, als wenn" sie schon lange geistliche Personen gewesen." Damit wir nun diesem Keifen und Schelten Gegen Morgen war die Arabische Cantzel, Gegen über nach dem Abend war die Hol- Nach Mitternacht zu waren die 3. Cantzeln Gegen über denselben an der Mittags-Seite Diese Glocken, die zu einem Zeichen dahin ger; E 3
Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. V. Cap. ein Keiffen und Schelten hinaus. „Ein ie-„der ſagte, daß er ſein Geſetz-Buch von GOtt„ haͤtte. Ein ieder gab vor, daß er vor ſeine Se-„ ligkeit Sorge truͤge. Solchergeſtalt konten„ ſie ſich einander nicht bekehren; ſondern verun-„ einigten ſich auch uͤber Kleinigkeiten, ja ſie gien-„ gen niemahls ohne Keiffen und Zancken von„ einander, und waren ſo voll Affecten, als wenn„ ſie ſchon lange geiſtliche Perſonen geweſen.“ Damit wir nun dieſem Keifen und Schelten Gegen Morgen war die Arabiſche Cantzel, Gegen uͤber nach dem Abend war die Hol- Nach Mitternacht zu waren die 3. Cantzeln Gegen uͤber denſelben an der Mittags-Seite Dieſe Glocken, die zu einem Zeichen dahin ger; E 3
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Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. V. Cap.
ein Keiffen und Schelten hinaus. „Ein ie-„
der ſagte, daß er ſein Geſetz-Buch von GOtt„
haͤtte. Ein ieder gab vor, daß er vor ſeine Se-„
ligkeit Sorge truͤge. Solchergeſtalt konten„
ſie ſich einander nicht bekehren; ſondern verun-„
einigten ſich auch uͤber Kleinigkeiten, ja ſie gien-„
gen niemahls ohne Keiffen und Zancken von„
einander, und waren ſo voll Affecten, als wenn„
ſie ſchon lange geiſtliche Perſonen geweſen.“
Damit wir nun dieſem Keifen und Schelten
vorkommen moͤchten, ſo wurde bey jeder Cantzel
eine Glocke gehangen, welche der Prediger oder
Diſputirer anziehen ſolte, wenn er Gehoͤr ver-
langte, oder daß, wenn man ſich zanckte, oder
veruneinigte, man ſtill ſchweigen ſolte.
Gegen Morgen war die Arabiſche Cantzel,
zwiſchen der Perſianiſchen und Tuͤrckiſchen,
damit ſelbiger dieſe alle beyde beſprechen koͤnte.
Gegen uͤber nach dem Abend war die Hol-
laͤndiſche Reformirte Evangeliſche, zwiſchen der
Roͤmiſch-Catholiſchen und Griechiſchen.
Nach Mitternacht zu waren die 3. Cantzeln
der Juͤdiſchen Kirchen, als der Phariſaͤer,
Eſſaͤer und Sadducaͤer.
Gegen uͤber denſelben an der Mittags-Seite
waren der Mohren ihre Cantzeln. Der Koͤnig
Cham-Hazi hatte befohlen, daß iede Secte von
ieder Haupt-Religion ſich erſt untereinander ver-
tragen ſolten, hernach ſolten auch die Haupt-
Religionen mit einander diſputiren.
Dieſe Glocken, die zu einem Zeichen dahin
gehangen worden, machten die Sache noch aͤr-
ger;
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