Juan de Posos [i. e. Smeeks, Hendrik]: Beschreibung des Mächtigen Königreichs Krinke Kesmes. Übers. v. [N. N.]. Leipzig, 1721.Curieuse Reise-Beschreibung. V. Cap. Sie hatten mit der Sprache auch des MahometsGlauben angenommen, und dergleichen hatten auch die Jüdischen und Christlichen Lehrlinge ge- than. Der König ließ alle die übersetzten Bü- cher examiniren, und genau durchsehen, und was ihm am besten unter allen gefiel, war der Christen Neues Testament. Allein, es wurde beschlossen, solches allein in seinen Landen nicht einzuführen, weil er kein so groß Aufse- hen machen wolte, nachdemmalen die Griechen, Jtaliäner und Holländer auch darüber nicht eins werden konten. Als der König nun Rath hielte, was man thun solte, so stund der alte Philoso- phus Sarabusa auf, der in dem Lande eben in sol- chem Ansehen, als in Sina Confucius war; und sagte vor den König nach erlangter Erlaubniß: Jch habe hier in diesem Christen-Buch 2. Das nimmt man zu deliberiren, und wird be- Allein an statt des Disputirens und daß sie ein- ein
Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. V. Cap. Sie hatten mit der Sprache auch des MahometsGlauben angenommen, und dergleichen hatten auch die Juͤdiſchen und Chriſtlichen Lehrlinge ge- than. Der Koͤnig ließ alle die uͤberſetzten Buͤ- cher examiniren, und genau durchſehen, und was ihm am beſten unter allen gefiel, war der Chriſten Neues Teſtament. Allein, es wurde beſchloſſen, ſolches allein in ſeinen Landen nicht einzufuͤhren, weil er kein ſo groß Aufſe- hen machen wolte, nachdemmalen die Griechen, Jtaliaͤner und Hollaͤnder auch daruͤber nicht eins werden konten. Als der Koͤnig nun Rath hielte, was man thun ſolte, ſo ſtund der alte Philoſo- phus Sarabuſa auf, der in dem Lande eben in ſol- chem Anſehen, als in Sina Confucius war; und ſagte vor den Koͤnig nach erlangter Erlaubniß: Jch habe hier in dieſem Chriſten-Buch 2. Das nimmt man zu deliberiren, und wird be- Allein an ſtatt des Diſputirens und daß ſie ein- ein
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Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. V. Cap.
Sie hatten mit der Sprache auch des Mahomets
Glauben angenommen, und dergleichen hatten
auch die Juͤdiſchen und Chriſtlichen Lehrlinge ge-
than. Der Koͤnig ließ alle die uͤberſetzten Buͤ-
cher examiniren, und genau durchſehen, und
was ihm am beſten unter allen gefiel, war der
Chriſten Neues Teſtament. Allein, es
wurde beſchloſſen, ſolches allein in ſeinen Landen
nicht einzufuͤhren, weil er kein ſo groß Aufſe-
hen machen wolte, nachdemmalen die Griechen,
Jtaliaͤner und Hollaͤnder auch daruͤber nicht eins
werden konten. Als der Koͤnig nun Rath hielte,
was man thun ſolte, ſo ſtund der alte Philoſo-
phus Sarabuſa auf, der in dem Lande eben in ſol-
chem Anſehen, als in Sina Confucius war; und
ſagte vor den Koͤnig nach erlangter Erlaubniß:
Jch habe hier in dieſem Chriſten-Buch 2.
goͤttliche Spruͤche gefunden. Der eine
Spruch iſt: Gebt GOtt, was GOttes
iſt, und dem Kayſer, was des Kayſers iſt.
Hierinn iſt alles begriffen, was zur Gluͤck-
ſeligkeit des Koͤnigs, des Volcks, und eines
Landes gereichen kan.
Das nimmt man zu deliberiren, und wird be-
ſchloſſen, daß man eine groſſe allgemeine Kirche
bauen ſoll, und darinn ſo viele Cantzeln ſetzen,
als neue Secten waͤren, darinn ſolte nun gepre-
digt und diſputirt werden, was vor ein Glaube
der beſte vor den Koͤnig und ſeine Nation ſey.
Allein an ſtatt des Diſputirens und daß ſie ein-
ander unterrichten ſolten, kam es allzeit auf
ein
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