Garbon sahe mich an, und sagte: Diese Eh- ren-Pforte ist vor 2250. Jahren, zu Ehren des guten Philosophi Krakabas gebauet, dieser war ein Liebhaber und Discipul des weisen Mannes Con- fucü in China. Dieser brave Mann gab und machte uns gute Gesetze, und verbesserte die alten. Zu der Zeit hatte man hier noch keinen Frembden gesehen, und er war der erste.
Jch fragte, wie ist denn dieser hierher ge- kommen?Garbon sagte, das werdet ihr noch weniger glauben, als von der ersten Ehren- Pforte.
Krakabas war sehr gelehrt und der beste Discipul des Confuclo. Als er in China ausserhalb Nan- king in dem Wald herum gieng, kam durch Ge- sandschafft der Sonne der Engel Baloka zu ihm, und sagte, daß er so gleich nach Krinke Kesmes ge- hen solte. Er erschrack, und sagte, daß er von dem Lande nichts wüste: Aber Baloka nahm ihn in die Höhe, führte ihn in die Lufft, da er wun- derbare Sachen sahe, und satzte ihn nahe bey der Stadt Kesmes nieder.
Als er da zum Thor hinein gieng, verwunder- te sich ein iedes über ihn; denn sein Kleid war frembd, und es konte ihn niemand verstehen. Man brachte ihn vor den König, der ihn nach ei- nem Zimmer bringen ließ, da ihm Essen und Trincken vorgesetzt wurde, und stund ohngefehr Dinte, Feder und Pappier auf dem Tische. Hier fieng er so gleich zu schreiben an, und fo- derte mehr Pappier, welches ihm auch gereichet wurde. Er machte so gleich ein Lexicon, und
fragte,
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Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. VII. Cap.
Garbon ſahe mich an, und ſagte: Dieſe Eh- ren-Pforte iſt vor 2250. Jahren, zu Ehren des guten Philoſophi Krakabas gebauet, dieſer war ein Liebhaber und Diſcipul des weiſen Mannes Con- fucü in China. Dieſer brave Mann gab und machte uns gute Geſetze, und verbeſſerte die alten. Zu der Zeit hatte man hier noch keinen Frembden geſehen, und er war der erſte.
Jch fragte, wie iſt denn dieſer hierher ge- kommen?Garbon ſagte, das werdet ihr noch weniger glauben, als von der erſten Ehren- Pforte.
Krakabas war ſehr gelehrt und der beſte Diſcipul des Confuclo. Als er in China auſſerhalb Nan- king in dem Wald herum gieng, kam durch Ge- ſandſchafft der Sonne der Engel Baloka zu ihm, und ſagte, daß er ſo gleich nach Krinke Keſmes ge- hen ſolte. Er erſchrack, und ſagte, daß er von dem Lande nichts wuͤſte: Aber Baloka nahm ihn in die Hoͤhe, fuͤhrte ihn in die Lufft, da er wun- derbare Sachen ſahe, und ſatzte ihn nahe bey der Stadt Kesmes nieder.
Als er da zum Thor hinein gieng, verwunder- te ſich ein iedes uͤber ihn; denn ſein Kleid war frembd, und es konte ihn niemand verſtehen. Man brachte ihn vor den Koͤnig, der ihn nach ei- nem Zimmer bringen ließ, da ihm Eſſen und Trincken vorgeſetzt wurde, und ſtund ohngefehr Dinte, Feder und Pappier auf dem Tiſche. Hier fieng er ſo gleich zu ſchreiben an, und fo- derte mehr Pappier, welches ihm auch gereichet wurde. Er machte ſo gleich ein Lexicon, und
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Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. VII. Cap.
Garbon ſahe mich an, und ſagte: Dieſe Eh-
ren-Pforte iſt vor 2250. Jahren, zu Ehren des
guten Philoſophi Krakabas gebauet, dieſer war ein
Liebhaber und Diſcipul des weiſen Mannes Con-
fucü in China. Dieſer brave Mann gab und
machte uns gute Geſetze, und verbeſſerte die
alten. Zu der Zeit hatte man hier noch keinen
Frembden geſehen, und er war der erſte.
Jch fragte, wie iſt denn dieſer hierher ge-
kommen? Garbon ſagte, das werdet ihr noch
weniger glauben, als von der erſten Ehren-
Pforte.
Krakabas war ſehr gelehrt und der beſte Diſcipul
des Confuclo. Als er in China auſſerhalb Nan-
king in dem Wald herum gieng, kam durch Ge-
ſandſchafft der Sonne der Engel Baloka zu ihm,
und ſagte, daß er ſo gleich nach Krinke Keſmes ge-
hen ſolte. Er erſchrack, und ſagte, daß er von
dem Lande nichts wuͤſte: Aber Baloka nahm ihn
in die Hoͤhe, fuͤhrte ihn in die Lufft, da er wun-
derbare Sachen ſahe, und ſatzte ihn nahe bey der
Stadt Kesmes nieder.
Als er da zum Thor hinein gieng, verwunder-
te ſich ein iedes uͤber ihn; denn ſein Kleid war
frembd, und es konte ihn niemand verſtehen.
Man brachte ihn vor den Koͤnig, der ihn nach ei-
nem Zimmer bringen ließ, da ihm Eſſen und
Trincken vorgeſetzt wurde, und ſtund ohngefehr
Dinte, Feder und Pappier auf dem Tiſche.
Hier fieng er ſo gleich zu ſchreiben an, und fo-
derte mehr Pappier, welches ihm auch gereichet
wurde. Er machte ſo gleich ein Lexicon, und
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Juan de Posos [i. e. Smeeks, Hendrik]: Beschreibung des Mächtigen Königreichs Krinke Kesmes. Übers. v. [N. N.]. Leipzig, 1721, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/posos_krinkekesmes_1721/251>, abgerufen am 15.08.2024.
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