da viele Früchte stunden; als wir des Mittags still lagen, kam noch ein Hauffen zu uns, die setz- ten sich alle auf die Fersen. Darauf stunden sie auf, sungen und tantzten wie die Narren.
Sie brachten Früchte mit, und diese theilten sie herum, hernach gieng es wieder fort. Nach 2. Stunden fanden wir viel Holtz in dem Fluß schwimmen, nebst Stricken und Bäumen, die am Strand fest gebunden waren, mit diesen setz- ten wir uns über, und giengen weiter, bis wir wieder an einen Fluß kamen, und machten es wieder mit denen daselbst liegenden Bäumen wie zuvor. Nachdem wir also wol 6. bis 7. Flüsse passiret, kamen wir an sandigte Gegenden. Nun hatten wir schon 8. Tage marchirt. Jch war müde und matt; jedoch thaten sie mir alle mögli- che Dienste. Als diese Gegend vorbey, kamen wir wieder in Wald, da sie alle zu singen anfien- gen; einige lieffen singend voraus, und von fer- ne sahe ich viel Menschen und Hütten. Wie wir weiter giengen, kam ich vor eine grosse Hütte, darinn saß ein alter Mann vor der Thür, vor welchem wir alle auf die Fersen sitzen musten. Er besahe mich sehr genau, und ließ mich zu sich kommen. Er hielt einen langen Discours mit de- nen, die mich gefangen hatten, ich konte sie aber nicht verstehen.
Als der Discours aus war, muste ich in die gröste Hütte gehen, da 4. nackende Jünglinge, und 6. nackende junge Frauens-Personen wa- ren, diese kamen alle auf mich zu, und besahen mich sehr eben, befühlten auch meinen Leib über
und
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Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. VI. Cap.
da viele Fruͤchte ſtunden; als wir des Mittags ſtill lagen, kam noch ein Hauffen zu uns, die ſetz- ten ſich alle auf die Ferſen. Darauf ſtunden ſie auf, ſungen und tantzten wie die Narren.
Sie brachten Fruͤchte mit, und dieſe theilten ſie herum, hernach gieng es wieder fort. Nach 2. Stunden fanden wir viel Holtz in dem Fluß ſchwimmen, nebſt Stricken und Baͤumen, die am Strand feſt gebunden waren, mit dieſen ſetz- ten wir uns uͤber, und giengen weiter, bis wir wieder an einen Fluß kamen, und machten es wieder mit denen daſelbſt liegenden Baͤumen wie zuvor. Nachdem wir alſo wol 6. bis 7. Fluͤſſe paſſiret, kamen wir an ſandigte Gegenden. Nun hatten wir ſchon 8. Tage marchirt. Jch war muͤde und matt; jedoch thaten ſie mir alle moͤgli- che Dienſte. Als dieſe Gegend vorbey, kamen wir wieder in Wald, da ſie alle zu ſingen anfien- gen; einige lieffen ſingend voraus, und von fer- ne ſahe ich viel Menſchen und Huͤtten. Wie wir weiter giengen, kam ich vor eine groſſe Huͤtte, darinn ſaß ein alter Mann vor der Thuͤr, vor welchem wir alle auf die Ferſen ſitzen muſten. Er beſahe mich ſehr genau, und ließ mich zu ſich kommen. Er hielt einen langen Diſcours mit de- nen, die mich gefangen hatten, ich konte ſie aber nicht verſtehen.
Als der Diſcours aus war, muſte ich in die groͤſte Huͤtte gehen, da 4. nackende Juͤnglinge, und 6. nackende junge Frauens-Perſonen wa- ren, dieſe kamen alle auf mich zu, und beſahen mich ſehr eben, befuͤhlten auch meinen Leib uͤber
und
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Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. VI. Cap.
da viele Fruͤchte ſtunden; als wir des Mittags
ſtill lagen, kam noch ein Hauffen zu uns, die ſetz-
ten ſich alle auf die Ferſen. Darauf ſtunden ſie
auf, ſungen und tantzten wie die Narren.
Sie brachten Fruͤchte mit, und dieſe theilten
ſie herum, hernach gieng es wieder fort. Nach
2. Stunden fanden wir viel Holtz in dem Fluß
ſchwimmen, nebſt Stricken und Baͤumen, die
am Strand feſt gebunden waren, mit dieſen ſetz-
ten wir uns uͤber, und giengen weiter, bis wir
wieder an einen Fluß kamen, und machten es
wieder mit denen daſelbſt liegenden Baͤumen wie
zuvor. Nachdem wir alſo wol 6. bis 7. Fluͤſſe
paſſiret, kamen wir an ſandigte Gegenden. Nun
hatten wir ſchon 8. Tage marchirt. Jch war
muͤde und matt; jedoch thaten ſie mir alle moͤgli-
che Dienſte. Als dieſe Gegend vorbey, kamen
wir wieder in Wald, da ſie alle zu ſingen anfien-
gen; einige lieffen ſingend voraus, und von fer-
ne ſahe ich viel Menſchen und Huͤtten. Wie wir
weiter giengen, kam ich vor eine groſſe Huͤtte,
darinn ſaß ein alter Mann vor der Thuͤr, vor
welchem wir alle auf die Ferſen ſitzen muſten.
Er beſahe mich ſehr genau, und ließ mich zu ſich
kommen. Er hielt einen langen Diſcours mit de-
nen, die mich gefangen hatten, ich konte ſie aber
nicht verſtehen.
Als der Diſcours aus war, muſte ich in die
groͤſte Huͤtte gehen, da 4. nackende Juͤnglinge,
und 6. nackende junge Frauens-Perſonen wa-
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Juan de Posos [i. e. Smeeks, Hendrik]: Beschreibung des Mächtigen Königreichs Krinke Kesmes. Übers. v. [N. N.]. Leipzig, 1721, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/posos_krinkekesmes_1721/199>, abgerufen am 16.07.2024.
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