Jch hielt mich still, und wartete, was draus werden würde.
Jch stellte mich muthig an, und dachte, daß ich Essen, Trincken, Pulver und Bley hatte, auch in einer starcken Festung sey, darinn sie mir nichts thun könten.
Wie es Tag worden, und niemand vernahm, trat ich mit Trägern wohl bewaffnet aus, gieng um mein Castell herum, und sahe mit einem Per- spectiv rings herum, sahe aber nichts. Gegen den Mittag wolte ich einmal nach dem Schiff ge- hen, und sehen, wie es damit stünde.
Nachdem ich Mittags-Mahl gehalten, gieng ich nebst Trägern dahin.
Jch hatte ein geladen Rohr mit einem Strick auf meiner Schulter hangen, und einen Hauer auf der Seiten. Wie ich dahin kam, sahe ich lauter Stücken und Trümmern davon, deren einige noch brannten. Die Thränen giengen mir zum Augen heraus. Jch gieng gantz betrübt auf meinen Berg, und wolte sehen, ob noch Menschen da wären, ich sahe aber niemand. Jch setzte mich hierauf nieder, und fiel in Schlaff, wachte auf, und sahe Volck bey meiner Fe- stung.
Jch erschrack ungemein, gieng dahin, und that langsame Schritte, und bedachte mich, was zu thun wäre. Wie ich näher kam, sahe ich wol 30. gefärbte bey meinem Castell, wel- ches sie eingenommen hatten. Nun kan ein ieder dencken, wie mir zu Muthe war. Jch dachte, kurtzresolvirt ist das beste, und beschloß, also
zu
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Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. VI. Cap.
Jch hielt mich ſtill, und wartete, was draus werden wuͤrde.
Jch ſtellte mich muthig an, und dachte, daß ich Eſſen, Trincken, Pulver und Bley hatte, auch in einer ſtarcken Feſtung ſey, darinn ſie mir nichts thun koͤnten.
Wie es Tag worden, und niemand vernahm, trat ich mit Traͤgern wohl bewaffnet aus, gieng um mein Caſtell herum, und ſahe mit einem Per- ſpectiv rings herum, ſahe aber nichts. Gegen den Mittag wolte ich einmal nach dem Schiff ge- hen, und ſehen, wie es damit ſtuͤnde.
Nachdem ich Mittags-Mahl gehalten, gieng ich nebſt Traͤgern dahin.
Jch hatte ein geladen Rohr mit einem Strick auf meiner Schulter hangen, und einen Hauer auf der Seiten. Wie ich dahin kam, ſahe ich lauter Stuͤcken und Truͤmmern davon, deren einige noch brannten. Die Thraͤnen giengen mir zum Augen heraus. Jch gieng gantz betruͤbt auf meinen Berg, und wolte ſehen, ob noch Menſchen da waͤren, ich ſahe aber niemand. Jch ſetzte mich hierauf nieder, und fiel in Schlaff, wachte auf, und ſahe Volck bey meiner Fe- ſtung.
Jch erſchrack ungemein, gieng dahin, und that langſame Schritte, und bedachte mich, was zu thun waͤre. Wie ich naͤher kam, ſahe ich wol 30. gefaͤrbte bey meinem Caſtell, wel- ches ſie eingenommen hatten. Nun kan ein ieder dencken, wie mir zu Muthe war. Jch dachte, kurtzreſolvirt iſt das beſte, und beſchloß, alſo
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Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. VI. Cap.
Jch hielt mich ſtill, und wartete, was draus
werden wuͤrde.
Jch ſtellte mich muthig an, und dachte, daß
ich Eſſen, Trincken, Pulver und Bley hatte,
auch in einer ſtarcken Feſtung ſey, darinn ſie mir
nichts thun koͤnten.
Wie es Tag worden, und niemand vernahm,
trat ich mit Traͤgern wohl bewaffnet aus, gieng
um mein Caſtell herum, und ſahe mit einem Per-
ſpectiv rings herum, ſahe aber nichts. Gegen
den Mittag wolte ich einmal nach dem Schiff ge-
hen, und ſehen, wie es damit ſtuͤnde.
Nachdem ich Mittags-Mahl gehalten, gieng
ich nebſt Traͤgern dahin.
Jch hatte ein geladen Rohr mit einem Strick
auf meiner Schulter hangen, und einen Hauer
auf der Seiten. Wie ich dahin kam, ſahe ich
lauter Stuͤcken und Truͤmmern davon, deren
einige noch brannten. Die Thraͤnen giengen
mir zum Augen heraus. Jch gieng gantz betruͤbt
auf meinen Berg, und wolte ſehen, ob noch
Menſchen da waͤren, ich ſahe aber niemand.
Jch ſetzte mich hierauf nieder, und fiel in Schlaff,
wachte auf, und ſahe Volck bey meiner Fe-
ſtung.
Jch erſchrack ungemein, gieng dahin, und
that langſame Schritte, und bedachte mich,
was zu thun waͤre. Wie ich naͤher kam, ſahe
ich wol 30. gefaͤrbte bey meinem Caſtell, wel-
ches ſie eingenommen hatten. Nun kan ein ieder
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Juan de Posos [i. e. Smeeks, Hendrik]: Beschreibung des Mächtigen Königreichs Krinke Kesmes. Übers. v. [N. N.]. Leipzig, 1721, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/posos_krinkekesmes_1721/193>, abgerufen am 16.07.2024.
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