Juan de Posos [i. e. Smeeks, Hendrik]: Beschreibung des Mächtigen Königreichs Krinke Kesmes. Übers. v. [N. N.]. Leipzig, 1721.Curieuse Reise-Beschreibung. VI. Cap. fieng an unter diesem Baum, da es etwas hochwar, eine Hütte von Zweigen aufzurichten. Un- ter dem Arbeiten kam es mir wieder vor, als ob ich gestossen würde. Da ich mich aber umsahe, sahe ich wieder keinen Menschen, doch etwas weit von mir wieder einen solchen dicken Baum. Jch ließ die angefangene Hütte stehen, lieff nach die- sem Baum zu, und hackte rings um die Rinde ab, that auch solches ferner bey andern, die wei- ter stunden; als ich fortfuhr, kam ich wohl eine Stunde oder anderthalbe von den Morast ab. Jch versuchte stets mit einer geraden Linie aus dem einsamen Busch zu kommen, und im Gehen fand ich einen Apffel, ach GOtt! was war das vor eine Freude. Jch sahe in die Höhe, und be- fand mich unter einem wilden Apffel-Baum. Jch warff meinen höltzernen Spieß und Schauffel von mir, und stieg mit grosser Freude den Baum hinan, ich aß den Bauch voll, und pflückte viel davon ab, welche ich unter dem Baum ins Gras schmiß, daß als ich herunter kam, den Hut und beyde Taschen füllte, und noch einige liegen ließ. Jch gieng wieder zurück, als ich einen Baum Jch steckte einige Zacken in die Erde, die es Him- H 3
Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. VI. Cap. fieng an unter dieſem Baum, da es etwas hochwar, eine Huͤtte von Zweigen aufzurichten. Un- ter dem Arbeiten kam es mir wieder vor, als ob ich geſtoſſen wuͤrde. Da ich mich aber umſahe, ſahe ich wieder keinen Menſchen, doch etwas weit von mir wieder einen ſolchen dicken Baum. Jch ließ die angefangene Huͤtte ſtehen, lieff nach die- ſem Baum zu, und hackte rings um die Rinde ab, that auch ſolches ferner bey andern, die wei- ter ſtunden; als ich fortfuhr, kam ich wohl eine Stunde oder anderthalbe von den Moraſt ab. Jch verſuchte ſtets mit einer geraden Linie aus dem einſamen Buſch zu kommen, und im Gehen fand ich einen Apffel, ach GOtt! was war das vor eine Freude. Jch ſahe in die Hoͤhe, und be- fand mich unter einem wilden Apffel-Baum. Jch warff meinen hoͤltzernen Spieß und Schauffel von mir, und ſtieg mit groſſer Freude den Baum hinan, ich aß den Bauch voll, und pfluͤckte viel davon ab, welche ich unter dem Baum ins Gras ſchmiß, daß als ich herunter kam, den Hut und beyde Taſchen fuͤllte, und noch einige liegen ließ. Jch gieng wieder zuruͤck, als ich einen Baum Jch ſteckte einige Zacken in die Erde, die es Him- H 3
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Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. VI. Cap.
fieng an unter dieſem Baum, da es etwas hoch
war, eine Huͤtte von Zweigen aufzurichten. Un-
ter dem Arbeiten kam es mir wieder vor, als ob
ich geſtoſſen wuͤrde. Da ich mich aber umſahe,
ſahe ich wieder keinen Menſchen, doch etwas weit
von mir wieder einen ſolchen dicken Baum. Jch
ließ die angefangene Huͤtte ſtehen, lieff nach die-
ſem Baum zu, und hackte rings um die Rinde
ab, that auch ſolches ferner bey andern, die wei-
ter ſtunden; als ich fortfuhr, kam ich wohl eine
Stunde oder anderthalbe von den Moraſt ab.
Jch verſuchte ſtets mit einer geraden Linie aus
dem einſamen Buſch zu kommen, und im Gehen
fand ich einen Apffel, ach GOtt! was war das
vor eine Freude. Jch ſahe in die Hoͤhe, und be-
fand mich unter einem wilden Apffel-Baum. Jch
warff meinen hoͤltzernen Spieß und Schauffel
von mir, und ſtieg mit groſſer Freude den Baum
hinan, ich aß den Bauch voll, und pfluͤckte viel
davon ab, welche ich unter dem Baum ins Gras
ſchmiß, daß als ich herunter kam, den Hut und
beyde Taſchen fuͤllte, und noch einige liegen ließ.
Jch gieng wieder zuruͤck, als ich einen Baum
nach dem andern gezeichnet, u. da ich bey meinem
erſten dicken Baum kam, der gleich als auf einer
Hoͤhe ſtund, grub ich ein Loch, das ich unten mir
Blaͤttern belegte, und legte meine Aepffel hinein,
deckte ſie wieder mit Blaͤttern, bedeckte ſie oben
mit Sand, und hatte alſo eine Obſt-Cammer.
Jch ſteckte einige Zacken in die Erde, die es
etwas bedeckten, und dachte dabey, daß dasjeni-
ge was die Zweige nicht bedeckten, moͤchte der
Him-
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