Juan de Posos [i. e. Smeeks, Hendrik]: Beschreibung des Mächtigen Königreichs Krinke Kesmes. Übers. v. [N. N.]. Leipzig, 1721.Curieuse Reise-Beschreibung. V. Cap. selten in eine alte durch vernünfftige Ursachen ver-ändert wird, sondern mehrentheils durch Schärffe des Gewehrs, oder gewaltigen Zwang von Dragounern, welches an Tag gie- bet, daß die Religion in dem Regiment, und nicht das Regiment in der Religion sey; Die aber von GOtt sich rühmen, und ihm nicht ge- horsamen, die machen ihren Glauben zur Lü- gen. GOtt hat nichts von dem Menschen ver- langt, da er vorher gesehen, daß er es unmög- lich vollbringen können. Der Nahme der Religion bleibt unter lauter Jn der Religion ist es eben wie in der Politic Dieses thun verständige Regenten manchma- Sprüche
Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. V. Cap. ſelten in eine alte durch vernuͤnfftige Urſachen ver-aͤndert wird, ſondern mehrentheils durch Schaͤrffe des Gewehrs, oder gewaltigen Zwang von Dragounern, welches an Tag gie- bet, daß die Religion in dem Regiment, und nicht das Regiment in der Religion ſey; Die aber von GOtt ſich ruͤhmen, und ihm nicht ge- horſamen, die machen ihren Glauben zur Luͤ- gen. GOtt hat nichts von dem Menſchen ver- langt, da er vorher geſehen, daß er es unmoͤg- lich vollbringen koͤnnen. Der Nahme der Religion bleibt unter lauter Jn der Religion iſt es eben wie in der Politic Dieſes thun verſtaͤndige Regenten manchma- Spruͤche
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Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. V. Cap.
ſelten in eine alte durch vernuͤnfftige Urſachen ver-
aͤndert wird, ſondern mehrentheils durch
Schaͤrffe des Gewehrs, oder gewaltigen
Zwang von Dragounern, welches an Tag gie-
bet, daß die Religion in dem Regiment, und
nicht das Regiment in der Religion ſey; Die
aber von GOtt ſich ruͤhmen, und ihm nicht ge-
horſamen, die machen ihren Glauben zur Luͤ-
gen. GOtt hat nichts von dem Menſchen ver-
langt, da er vorher geſehen, daß er es unmoͤg-
lich vollbringen koͤnnen.
Der Nahme der Religion bleibt unter lauter
ſtreitigen Concepten, die einander verdammen,
und ſind nach dem Begriff der Geiſtlichen eben
wie in den Ohren der Zuhoͤrer anzunehmen oder
zu verwerffen; allein es ſind weder die erſten
noch die letzten allzeit recht klug.
Jn der Religion iſt es eben wie in der Politic
im Gebrauch, daß man den einen mit den Po-
pantz zu fuͤrchten macht, uud dem andern eine
Puppe in die Hand giebt, damit zu ſpielen.
Dieſes thun verſtaͤndige Regenten manchma-
len auch wohl bey einerley Perſonen. Sie ver-
meiden aber und ſteuren allen Zwietracht in der
Religion, weil es offt den Politiſchen Mantel
ziemlich kahl macht. Denn die aͤuſſerliche Re-
ligion wird gut und boͤſe nach dem Intereſſe
und Paſſion der Menſchen angeſehen. Daher
iſt es beſſer, in der Stille an verborgenen Sa-
chen zu zweifeln, als uͤber ungewiſſen Sachen
zu ſtreiten.
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