Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Juan de Posos [i. e. Smeeks, Hendrik]: Beschreibung des Mächtigen Königreichs Krinke Kesmes. Übers. v. [N. N.]. Leipzig, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

Curieuse Reise-Beschreibung. V. Cap.
ordnung zu verfallen, diejenigen aber, die einen
inwendigen Gesetz-Geber gehorsamen, thun am
allerbesten, denn solcher lehret Guts zu thun,
und in Liebe mit allen Menschen zu leben.

Das Vornehmste in der Religion will so viel
haben, daß man GOtt fürchtet, der Obrigkeit
dienet, seine Eltern ehret und gehorsam ist, seine
Freunde und Feinde liebet, und allen Menschen
Aecht thut.

Ein Mensch muß nach den Gaben seiner Ver-
nunfft nach der Reinigkeit seines Gewissens und
Aufrichtigkeit seines Gemüths leben, er muß
GOtt nach seinem gantzen Vermögen lieben,
und jeden Tag seines Lebens als den letzten anse-
hen; Ein solcher stirbt als ein Frommer, und ein
jeder, der wohl stirbt, der kan der Glückseligkeit
nicht beraubet werden.

Wer durch Nachsinnen wissen will, was uns
nach unserm Tode widerfahren soll, der befin-
det sich gleichsam in einer grossen wüsten Wild-
niß, da ihm verschiedene Wegweiser begegnen,
von welchen ihnen einer sagt, dis ist der Weg,
derandre, iener, und der dritte wieder ein anderer.
Da man also einen so verschiedenen Bericht fin-
det, so weiß man nicht, welchem man folgen
soll. Was kan doch iemand von der Hölle sa-
gen, da er noch nicht gewesen ist.

Die Theologi machen wunderliche erschreckli-
che Beschreibungen von der Hölle, da sie doch
und wir nicht wissen, was und wo die Hölle ist,
oder auf welche Art die Gottlosen daselbst ge-

strafft

Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. V. Cap.
ordnung zu verfallen, diejenigen aber, die einen
inwendigen Geſetz-Geber gehorſamen, thun am
allerbeſten, denn ſolcher lehret Guts zu thun,
und in Liebe mit allen Menſchen zu leben.

Das Vornehmſte in der Religion will ſo viel
haben, daß man GOtt fuͤrchtet, der Obrigkeit
dienet, ſeine Eltern ehret und gehorſam iſt, ſeine
Freunde und Feinde liebet, und allen Menſchen
Aecht thut.

Ein Menſch muß nach den Gaben ſeiner Ver-
nunfft nach der Reinigkeit ſeines Gewiſſens und
Aufrichtigkeit ſeines Gemuͤths leben, er muß
GOtt nach ſeinem gantzen Vermoͤgen lieben,
und jeden Tag ſeines Lebens als den letzten anſe-
hen; Ein ſolcher ſtirbt als ein Frommer, und ein
jeder, der wohl ſtirbt, der kan der Gluͤckſeligkeit
nicht beraubet werden.

Wer durch Nachſinnen wiſſen will, was uns
nach unſerm Tode widerfahren ſoll, der befin-
det ſich gleichſam in einer groſſen wuͤſten Wild-
niß, da ihm verſchiedene Wegweiſer begegnen,
von welchen ihnen einer ſagt, dis iſt der Weg,
derandre, iener, und der dritte wieder ein anderer.
Da man alſo einen ſo verſchiedenen Bericht fin-
det, ſo weiß man nicht, welchem man folgen
ſoll. Was kan doch iemand von der Hoͤlle ſa-
gen, da er noch nicht geweſen iſt.

Die Theologi machen wunderliche erſchreckli-
che Beſchreibungen von der Hoͤlle, da ſie doch
und wir nicht wiſſen, was und wo die Hoͤlle iſt,
oder auf welche Art die Gottloſen daſelbſt ge-

ſtrafft
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0122" n="98"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Curieu&#x017F;e</hi> Rei&#x017F;e-Be&#x017F;chreibung. <hi rendition="#aq">V. Cap.</hi></hi></fw><lb/>
ordnung zu verfallen, diejenigen aber, die einen<lb/>
inwendigen Ge&#x017F;etz-Geber gehor&#x017F;amen, thun am<lb/>
allerbe&#x017F;ten, denn &#x017F;olcher lehret Guts zu thun,<lb/>
und in Liebe mit allen Men&#x017F;chen zu leben.</p><lb/>
            <p>Das Vornehm&#x017F;te in der Religion will &#x017F;o viel<lb/>
haben, daß man GOtt fu&#x0364;rchtet, der Obrigkeit<lb/>
dienet, &#x017F;eine Eltern ehret und gehor&#x017F;am i&#x017F;t, &#x017F;eine<lb/>
Freunde und Feinde liebet, und allen Men&#x017F;chen<lb/>
Aecht thut.</p><lb/>
            <p>Ein Men&#x017F;ch muß nach den Gaben &#x017F;einer Ver-<lb/>
nunfft nach der Reinigkeit &#x017F;eines Gewi&#x017F;&#x017F;ens und<lb/>
Aufrichtigkeit &#x017F;eines Gemu&#x0364;ths leben, er muß<lb/>
GOtt nach &#x017F;einem gantzen Vermo&#x0364;gen lieben,<lb/>
und jeden Tag &#x017F;eines Lebens als den letzten an&#x017F;e-<lb/>
hen; Ein &#x017F;olcher &#x017F;tirbt als ein Frommer, und ein<lb/>
jeder, der wohl &#x017F;tirbt, der kan der Glu&#x0364;ck&#x017F;eligkeit<lb/>
nicht beraubet werden.</p><lb/>
            <p>Wer durch Nach&#x017F;innen wi&#x017F;&#x017F;en will, was uns<lb/>
nach un&#x017F;erm Tode widerfahren &#x017F;oll, der befin-<lb/>
det &#x017F;ich gleich&#x017F;am in einer gro&#x017F;&#x017F;en wu&#x0364;&#x017F;ten Wild-<lb/>
niß, da ihm ver&#x017F;chiedene Wegwei&#x017F;er begegnen,<lb/>
von welchen ihnen einer &#x017F;agt, dis i&#x017F;t der Weg,<lb/>
derandre, iener, und der dritte wieder ein anderer.<lb/>
Da man al&#x017F;o einen &#x017F;o ver&#x017F;chiedenen Bericht fin-<lb/>
det, &#x017F;o weiß man nicht, welchem man folgen<lb/>
&#x017F;oll. Was kan doch iemand von der Ho&#x0364;lle &#x017F;a-<lb/>
gen, da er noch nicht gewe&#x017F;en i&#x017F;t.</p><lb/>
            <p>Die <hi rendition="#aq">Theologi</hi> machen wunderliche er&#x017F;chreckli-<lb/>
che Be&#x017F;chreibungen von der Ho&#x0364;lle, da &#x017F;ie doch<lb/>
und wir nicht wi&#x017F;&#x017F;en, was und wo die Ho&#x0364;lle i&#x017F;t,<lb/>
oder auf welche Art die Gottlo&#x017F;en da&#x017F;elb&#x017F;t ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;trafft</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[98/0122] Curieuſe Reiſe-Beſchreibung. V. Cap. ordnung zu verfallen, diejenigen aber, die einen inwendigen Geſetz-Geber gehorſamen, thun am allerbeſten, denn ſolcher lehret Guts zu thun, und in Liebe mit allen Menſchen zu leben. Das Vornehmſte in der Religion will ſo viel haben, daß man GOtt fuͤrchtet, der Obrigkeit dienet, ſeine Eltern ehret und gehorſam iſt, ſeine Freunde und Feinde liebet, und allen Menſchen Aecht thut. Ein Menſch muß nach den Gaben ſeiner Ver- nunfft nach der Reinigkeit ſeines Gewiſſens und Aufrichtigkeit ſeines Gemuͤths leben, er muß GOtt nach ſeinem gantzen Vermoͤgen lieben, und jeden Tag ſeines Lebens als den letzten anſe- hen; Ein ſolcher ſtirbt als ein Frommer, und ein jeder, der wohl ſtirbt, der kan der Gluͤckſeligkeit nicht beraubet werden. Wer durch Nachſinnen wiſſen will, was uns nach unſerm Tode widerfahren ſoll, der befin- det ſich gleichſam in einer groſſen wuͤſten Wild- niß, da ihm verſchiedene Wegweiſer begegnen, von welchen ihnen einer ſagt, dis iſt der Weg, derandre, iener, und der dritte wieder ein anderer. Da man alſo einen ſo verſchiedenen Bericht fin- det, ſo weiß man nicht, welchem man folgen ſoll. Was kan doch iemand von der Hoͤlle ſa- gen, da er noch nicht geweſen iſt. Die Theologi machen wunderliche erſchreckli- che Beſchreibungen von der Hoͤlle, da ſie doch und wir nicht wiſſen, was und wo die Hoͤlle iſt, oder auf welche Art die Gottloſen daſelbſt ge- ſtrafft

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/posos_krinkekesmes_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/posos_krinkekesmes_1721/122
Zitationshilfe: Juan de Posos [i. e. Smeeks, Hendrik]: Beschreibung des Mächtigen Königreichs Krinke Kesmes. Übers. v. [N. N.]. Leipzig, 1721, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/posos_krinkekesmes_1721/122>, abgerufen am 23.11.2024.