Die ganze Cerimonie endigt sich mit einer prächtigen Gasterey, und es fehlt dabey nie an Leckereyen -- Fleisch, Fische und Flügelwerk ausgenommen -- mancherley Arten von Ge- tränken u. f. Die Söhne und nächsten Anver- wandten des Verstorbenen beschäftigen sich, während die Gesellschaft sichs wohlschmecken läßt, mit Entrichtung der Leichenkosten, Schei- terhaufen, Opfergebühren, Lampen, Gummi, Musik an die Bonzen. -- Den Tag darauf begeben sich die Söhne, Verwandten und Freun- de des Todten an eben denselben Ort; sie sam- meln die Asche, und verschließen sie in eine ver- güldete Urne, die sie mit einem reichen Tuche bedecken, und sie sogleich an den Ort niederse- tzen, an dem sie sieben Tage lang stehen bleiben muß: in dieser Zeit beten die Bonzen sehr flei- ßig um die Urne herum. Sobald diese sieben Tage verflossen sind, wird die Urne von der Fa- milie abgeholt und sorgfältig aufbewahrt. Mei- stentheils setzt man sie auf steinerne Fußgestelle, auf welchen man den Namen des Verstorbenen und den des Götzen, zu dessen Religion er sich bekannt hat, schreibt. Nach Verlauf von sie- ben Monathen, und dann nach sieben Jahren erweißt man den Verstorbenen eben die, bisher beschriebenen, Ehrenbezeugungen.
Es ist nöthig hierbey die Anmerkung zu machen, daß Personen von geringer Abkunft kein so prächtiges Leichenbegängniß anstellen können. Sie sind indessen aber doch verbun-
den,
Die ganze Cerimonie endigt ſich mit einer praͤchtigen Gaſterey, und es fehlt dabey nie an Leckereyen — Fleiſch, Fiſche und Fluͤgelwerk ausgenommen — mancherley Arten von Ge- traͤnken u. f. Die Soͤhne und naͤchſten Anver- wandten des Verſtorbenen beſchaͤftigen ſich, waͤhrend die Geſellſchaft ſichs wohlſchmecken laͤßt, mit Entrichtung der Leichenkoſten, Schei- terhaufen, Opfergebuͤhren, Lampen, Gummi, Muſik an die Bonzen. — Den Tag darauf begeben ſich die Soͤhne, Verwandten und Freun- de des Todten an eben denſelben Ort; ſie ſam- meln die Aſche, und verſchließen ſie in eine ver- guͤldete Urne, die ſie mit einem reichen Tuche bedecken, und ſie ſogleich an den Ort niederſe- tzen, an dem ſie ſieben Tage lang ſtehen bleiben muß: in dieſer Zeit beten die Bonzen ſehr flei- ßig um die Urne herum. Sobald dieſe ſieben Tage verfloſſen ſind, wird die Urne von der Fa- milie abgeholt und ſorgfaͤltig aufbewahrt. Mei- ſtentheils ſetzt man ſie auf ſteinerne Fußgeſtelle, auf welchen man den Namen des Verſtorbenen und den des Goͤtzen, zu deſſen Religion er ſich bekannt hat, ſchreibt. Nach Verlauf von ſie- ben Monathen, und dann nach ſieben Jahren erweißt man den Verſtorbenen eben die, bisher beſchriebenen, Ehrenbezeugungen.
Es iſt noͤthig hierbey die Anmerkung zu machen, daß Perſonen von geringer Abkunft kein ſo praͤchtiges Leichenbegaͤngniß anſtellen koͤnnen. Sie ſind indeſſen aber doch verbun-
den,
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[54/0080]
Die ganze Cerimonie endigt ſich mit einer
praͤchtigen Gaſterey, und es fehlt dabey nie an
Leckereyen — Fleiſch, Fiſche und Fluͤgelwerk
ausgenommen — mancherley Arten von Ge-
traͤnken u. f. Die Soͤhne und naͤchſten Anver-
wandten des Verſtorbenen beſchaͤftigen ſich,
waͤhrend die Geſellſchaft ſichs wohlſchmecken
laͤßt, mit Entrichtung der Leichenkoſten, Schei-
terhaufen, Opfergebuͤhren, Lampen, Gummi,
Muſik an die Bonzen. — Den Tag darauf
begeben ſich die Soͤhne, Verwandten und Freun-
de des Todten an eben denſelben Ort; ſie ſam-
meln die Aſche, und verſchließen ſie in eine ver-
guͤldete Urne, die ſie mit einem reichen Tuche
bedecken, und ſie ſogleich an den Ort niederſe-
tzen, an dem ſie ſieben Tage lang ſtehen bleiben
muß: in dieſer Zeit beten die Bonzen ſehr flei-
ßig um die Urne herum. Sobald dieſe ſieben
Tage verfloſſen ſind, wird die Urne von der Fa-
milie abgeholt und ſorgfaͤltig aufbewahrt. Mei-
ſtentheils ſetzt man ſie auf ſteinerne Fußgeſtelle,
auf welchen man den Namen des Verſtorbenen
und den des Goͤtzen, zu deſſen Religion er ſich
bekannt hat, ſchreibt. Nach Verlauf von ſie-
ben Monathen, und dann nach ſieben Jahren
erweißt man den Verſtorbenen eben die, bisher
beſchriebenen, Ehrenbezeugungen.
Es iſt noͤthig hierbey die Anmerkung zu
machen, daß Perſonen von geringer Abkunft
kein ſo praͤchtiges Leichenbegaͤngniß anſtellen
koͤnnen. Sie ſind indeſſen aber doch verbun-
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/80>, abgerufen am 16.02.2025.
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