Früchten der Erde ernährte er sich; und da er nun gestorben, so geben wir ihn dir wieder zu- rück." Nächst diesem werden brennbare Mate- rien an den todten Körper gelegt, und in Feuer gesetzt, wobey der Bramine folgende Worte ausspricht: "O Feuer, du hattest, da er noch lebte, einen Antheil an ihm, weil er sein Leben durch deine natürliche Hitze erhielt. Wir über- geben dir daher seinen Körper wieder, damit du ihn reinigen mögest."
Ist der Leichnam vom Feuer verzehrt, so streuen sie die Asche in die Luft, wobey der Bra- min diese Worte wiederholt: O Licht! so lange er durch dich lebte, so ahtmete er; und da er nun aufgehört hat zu athmen, so übergeben wir ihn dir. Wenn endlich die Asche ins Wasser gefallen, so rufen sie: O Wasser! deine Feuchtigkeit erhielt ihn, da er noch lebte. Da aber nunmehr sein Körper zerstreuet worden, so nimm dei, nen Antheil von ihm wieder zurück. -- Sie sagen, das menschliche Leben werde durch die vier Elemente erhalten, und also müsse er auch bey seinem Tode wieder unter sie vertheilt werden.
Wenn gleich diese Art des Verbrennens der gemeine Gebrauch ist, so wird sie doch in Hindistan nicht durchgängig beobachtet. Ei- nige braten nur die Leiche nahe am Wasser, und werfen sie dann gänzlich in dasselbe. Noch andere bringen den Kranken, wenn sie sehen,
daß
Fruͤchten der Erde ernaͤhrte er ſich; und da er nun geſtorben, ſo geben wir ihn dir wieder zu- ruͤck.„ Naͤchſt dieſem werden brennbare Mate- rien an den todten Koͤrper gelegt, und in Feuer geſetzt, wobey der Bramine folgende Worte ausſpricht: „O Feuer, du hatteſt, da er noch lebte, einen Antheil an ihm, weil er ſein Leben durch deine natuͤrliche Hitze erhielt. Wir uͤber- geben dir daher ſeinen Koͤrper wieder, damit du ihn reinigen moͤgeſt.„
Iſt der Leichnam vom Feuer verzehrt, ſo ſtreuen ſie die Aſche in die Luft, wobey der Bra- min dieſe Worte wiederholt: O Licht! ſo lange er durch dich lebte, ſo ahtmete er; und da er nun aufgehoͤrt hat zu athmen, ſo uͤbergeben wir ihn dir. Wenn endlich die Aſche ins Waſſer gefallen, ſo rufen ſie: O Waſſer! deine Feuchtigkeit erhielt ihn, da er noch lebte. Da aber nunmehr ſein Koͤrper zerſtreuet worden, ſo nimm dei, nen Antheil von ihm wieder zuruͤck. — Sie ſagen, das menſchliche Leben werde durch die vier Elemente erhalten, und alſo muͤſſe er auch bey ſeinem Tode wieder unter ſie vertheilt werden.
Wenn gleich dieſe Art des Verbrennens der gemeine Gebrauch iſt, ſo wird ſie doch in Hindiſtan nicht durchgaͤngig beobachtet. Ei- nige braten nur die Leiche nahe am Waſſer, und werfen ſie dann gaͤnzlich in daſſelbe. Noch andere bringen den Kranken, wenn ſie ſehen,
daß
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Fruͤchten der Erde ernaͤhrte er ſich; und da er
nun geſtorben, ſo geben wir ihn dir wieder zu-
ruͤck.„ Naͤchſt dieſem werden brennbare Mate-
rien an den todten Koͤrper gelegt, und in Feuer
geſetzt, wobey der Bramine folgende Worte
ausſpricht: „O Feuer, du hatteſt, da er noch
lebte, einen Antheil an ihm, weil er ſein Leben
durch deine natuͤrliche Hitze erhielt. Wir uͤber-
geben dir daher ſeinen Koͤrper wieder, damit
du ihn reinigen moͤgeſt.„
Iſt der Leichnam vom Feuer verzehrt, ſo
ſtreuen ſie die Aſche in die Luft, wobey der Bra-
min dieſe Worte wiederholt: O Licht! ſo
lange er durch dich lebte, ſo ahtmete er;
und da er nun aufgehoͤrt hat zu athmen,
ſo uͤbergeben wir ihn dir. Wenn endlich
die Aſche ins Waſſer gefallen, ſo rufen ſie:
O Waſſer! deine Feuchtigkeit erhielt ihn,
da er noch lebte. Da aber nunmehr ſein
Koͤrper zerſtreuet worden, ſo nimm dei,
nen Antheil von ihm wieder zuruͤck. —
Sie ſagen, das menſchliche Leben werde durch
die vier Elemente erhalten, und alſo muͤſſe er
auch bey ſeinem Tode wieder unter ſie vertheilt
werden.
Wenn gleich dieſe Art des Verbrennens
der gemeine Gebrauch iſt, ſo wird ſie doch in
Hindiſtan nicht durchgaͤngig beobachtet. Ei-
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 390. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/416>, abgerufen am 22.11.2024.
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