meiden, verheyrathen sie ihre Kinder im sieben- ten Jahre.
Sobald die Heyrath von beyden Seiten der Eltern geschlossen ist, werden unter dem Klange musikalischer Instrumente, Abgesandte an die Eltern der Braut geschickt, welche ihnen man- cherley Geschenke, unter Absingung gewisser Lieder, die zu ihrem Lobe verfertigt sind, über- bringen. Diese Abgesandten erhalten gleich- falls Geschenke zurück an die Eltern des Bräu- tigams, wodurch zu verstehen gegeben wird, daß die übersandten Geschenke angenehm gewe- sen sind. -- Hierauf fährt der Bräutigam mit vieler Pracht durch die vornehmsten Straßen der Stadt. Der Bräutigam unterscheidet sich von den andern durch eine Krone, die er auf seinem Kopfe hat, und die, nach den Umstän- den, mit vielen Kostbarkeiten besetzt ist. -- Am folgenden Tage hält die Braut einen glei- chen Aufzug durch die Stadt, und wird von vielen Jungfern, aus eben dem Stamme, be- gleitet. Gegen Abend kehrt sie wiederum nach Hause zurück, um mit ihrem Bräutigam co- pulirt zu werden. Diese Copulation nimmt damit ihren Anfang, daß zwischen dem Braut- paar ein Feuer angezündet wird, wodurch die Innbrunst ihrer Liebe angezeigt werden soll. Hierauf werden sie mit einer seidnen Schnur umgeben, welches das unzertrennbare Band der Ehe vorstellen soll. Nach diesem wird ein Tuch zwischen beyde ausgespannt, wodurch an-
gezeigt
B b 2
meiden, verheyrathen ſie ihre Kinder im ſieben- ten Jahre.
Sobald die Heyrath von beyden Seiten der Eltern geſchloſſen iſt, werden unter dem Klange muſikaliſcher Inſtrumente, Abgeſandte an die Eltern der Braut geſchickt, welche ihnen man- cherley Geſchenke, unter Abſingung gewiſſer Lieder, die zu ihrem Lobe verfertigt ſind, uͤber- bringen. Dieſe Abgeſandten erhalten gleich- falls Geſchenke zuruͤck an die Eltern des Braͤu- tigams, wodurch zu verſtehen gegeben wird, daß die uͤberſandten Geſchenke angenehm gewe- ſen ſind. — Hierauf faͤhrt der Braͤutigam mit vieler Pracht durch die vornehmſten Straßen der Stadt. Der Braͤutigam unterſcheidet ſich von den andern durch eine Krone, die er auf ſeinem Kopfe hat, und die, nach den Umſtaͤn- den, mit vielen Koſtbarkeiten beſetzt iſt. — Am folgenden Tage haͤlt die Braut einen glei- chen Aufzug durch die Stadt, und wird von vielen Jungfern, aus eben dem Stamme, be- gleitet. Gegen Abend kehrt ſie wiederum nach Hauſe zuruͤck, um mit ihrem Braͤutigam co- pulirt zu werden. Dieſe Copulation nimmt damit ihren Anfang, daß zwiſchen dem Braut- paar ein Feuer angezuͤndet wird, wodurch die Innbrunſt ihrer Liebe angezeigt werden ſoll. Hierauf werden ſie mit einer ſeidnen Schnur umgeben, welches das unzertrennbare Band der Ehe vorſtellen ſoll. Nach dieſem wird ein Tuch zwiſchen beyde ausgeſpannt, wodurch an-
gezeigt
B b 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0413"n="387"/>
meiden, verheyrathen ſie ihre Kinder im ſieben-<lb/>
ten Jahre.</p><lb/><p>Sobald die Heyrath von beyden Seiten der<lb/>
Eltern geſchloſſen iſt, werden unter dem Klange<lb/>
muſikaliſcher Inſtrumente, Abgeſandte an die<lb/>
Eltern der Braut geſchickt, welche ihnen man-<lb/>
cherley Geſchenke, unter Abſingung gewiſſer<lb/>
Lieder, die zu ihrem Lobe verfertigt ſind, uͤber-<lb/>
bringen. Dieſe Abgeſandten erhalten gleich-<lb/>
falls Geſchenke zuruͤck an die Eltern des Braͤu-<lb/>
tigams, wodurch zu verſtehen gegeben wird,<lb/>
daß die uͤberſandten Geſchenke angenehm gewe-<lb/>ſen ſind. — Hierauf faͤhrt der Braͤutigam<lb/>
mit vieler Pracht durch die vornehmſten Straßen<lb/>
der Stadt. Der Braͤutigam unterſcheidet ſich<lb/>
von den andern durch eine Krone, die er auf<lb/>ſeinem Kopfe hat, und die, nach den Umſtaͤn-<lb/>
den, mit vielen Koſtbarkeiten beſetzt iſt. —<lb/>
Am folgenden Tage haͤlt die Braut einen glei-<lb/>
chen Aufzug durch die Stadt, und wird von<lb/>
vielen Jungfern, aus eben dem Stamme, be-<lb/>
gleitet. Gegen Abend kehrt ſie wiederum nach<lb/>
Hauſe zuruͤck, um mit ihrem Braͤutigam co-<lb/>
pulirt zu werden. Dieſe Copulation nimmt<lb/>
damit ihren Anfang, daß zwiſchen dem Braut-<lb/>
paar ein Feuer angezuͤndet wird, wodurch die<lb/>
Innbrunſt ihrer Liebe angezeigt werden ſoll.<lb/>
Hierauf werden ſie mit einer ſeidnen Schnur<lb/>
umgeben, welches das unzertrennbare Band<lb/>
der Ehe vorſtellen ſoll. Nach dieſem wird ein<lb/>
Tuch zwiſchen beyde ausgeſpannt, wodurch an-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">B b 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">gezeigt</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[387/0413]
meiden, verheyrathen ſie ihre Kinder im ſieben-
ten Jahre.
Sobald die Heyrath von beyden Seiten der
Eltern geſchloſſen iſt, werden unter dem Klange
muſikaliſcher Inſtrumente, Abgeſandte an die
Eltern der Braut geſchickt, welche ihnen man-
cherley Geſchenke, unter Abſingung gewiſſer
Lieder, die zu ihrem Lobe verfertigt ſind, uͤber-
bringen. Dieſe Abgeſandten erhalten gleich-
falls Geſchenke zuruͤck an die Eltern des Braͤu-
tigams, wodurch zu verſtehen gegeben wird,
daß die uͤberſandten Geſchenke angenehm gewe-
ſen ſind. — Hierauf faͤhrt der Braͤutigam
mit vieler Pracht durch die vornehmſten Straßen
der Stadt. Der Braͤutigam unterſcheidet ſich
von den andern durch eine Krone, die er auf
ſeinem Kopfe hat, und die, nach den Umſtaͤn-
den, mit vielen Koſtbarkeiten beſetzt iſt. —
Am folgenden Tage haͤlt die Braut einen glei-
chen Aufzug durch die Stadt, und wird von
vielen Jungfern, aus eben dem Stamme, be-
gleitet. Gegen Abend kehrt ſie wiederum nach
Hauſe zuruͤck, um mit ihrem Braͤutigam co-
pulirt zu werden. Dieſe Copulation nimmt
damit ihren Anfang, daß zwiſchen dem Braut-
paar ein Feuer angezuͤndet wird, wodurch die
Innbrunſt ihrer Liebe angezeigt werden ſoll.
Hierauf werden ſie mit einer ſeidnen Schnur
umgeben, welches das unzertrennbare Band
der Ehe vorſtellen ſoll. Nach dieſem wird ein
Tuch zwiſchen beyde ausgeſpannt, wodurch an-
gezeigt
B b 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/413>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.