Wasser schöpfe; so sind diese verbunden, Ge- beine von todten Viehe um ihre Brunnen her- zustreuen, damit man dieselben kenne. Wenn diese Perreaer in die Städte kommen, so müs- sen sie sich sorgfältig hüten, nicht in die Stras- sen zu kommen, wo die Brammanen, oder, wie wir sie künftig, weil es gewöhnlicher ist, nennen wollen, Braminen wohnen. So ist ihnen auch verboten, in einen Tempel zu gehen, weder in den Tempel ihres Gottes Wistnou noch Eswara, weil dieser, da man sie für un- rein hält, dadurch besudelt würde. -- Dieser Stamm Leute giebt sich mit den niedrigsten Ar- beiten ab, womit sich andere nicht gerne bemen- gen. In Ansehung ihrer Speisen sind sie auch nicht sonderlich reinlich. Denn sie machen sich kein Gewissen daraus, Kühe, Pferde, Vögel, oder anderes Aas zu essen, das verreckt oder gar schon stinket.
Man sollte denken, daß bey einem Volke, das sich wie Schweine im Kothe herumwälzt, kein Stolz, nicht der geringste Rangstreit zu finden sey. Aber der Stolz hat dennoch die Perreaer in zwey Klassen getheilt. Die von der ersten Klasse heissen schlechtweg Perreaer, die von der letztern aber Seripeer. Diese letztern geben sich damit ab, Leder zu verkaufen, das sie selber zubereiten. Die Perreaer, die sich für die bessere Familie halten, essen nicht in den Häusern der Seripeer, diese aber machen keine Schwürigkeit, mit den erstern zu essen. Und
aus
A a 3
Waſſer ſchoͤpfe; ſo ſind dieſe verbunden, Ge- beine von todten Viehe um ihre Brunnen her- zuſtreuen, damit man dieſelben kenne. Wenn dieſe Perreaer in die Staͤdte kommen, ſo muͤſ- ſen ſie ſich ſorgfaͤltig huͤten, nicht in die Straſ- ſen zu kommen, wo die Brammanen, oder, wie wir ſie kuͤnftig, weil es gewoͤhnlicher iſt, nennen wollen, Braminen wohnen. So iſt ihnen auch verboten, in einen Tempel zu gehen, weder in den Tempel ihres Gottes Wiſtnou noch Eſwara, weil dieſer, da man ſie fuͤr un- rein haͤlt, dadurch beſudelt wuͤrde. — Dieſer Stamm Leute giebt ſich mit den niedrigſten Ar- beiten ab, womit ſich andere nicht gerne bemen- gen. In Anſehung ihrer Speiſen ſind ſie auch nicht ſonderlich reinlich. Denn ſie machen ſich kein Gewiſſen daraus, Kuͤhe, Pferde, Voͤgel, oder anderes Aas zu eſſen, das verreckt oder gar ſchon ſtinket.
Man ſollte denken, daß bey einem Volke, das ſich wie Schweine im Kothe herumwaͤlzt, kein Stolz, nicht der geringſte Rangſtreit zu finden ſey. Aber der Stolz hat dennoch die Perreaer in zwey Klaſſen getheilt. Die von der erſten Klaſſe heiſſen ſchlechtweg Perreaer, die von der letztern aber Seripeer. Dieſe letztern geben ſich damit ab, Leder zu verkaufen, das ſie ſelber zubereiten. Die Perreaer, die ſich fuͤr die beſſere Familie halten, eſſen nicht in den Haͤuſern der Seripeer, dieſe aber machen keine Schwuͤrigkeit, mit den erſtern zu eſſen. Und
aus
A a 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0399"n="373"/>
Waſſer ſchoͤpfe; ſo ſind dieſe verbunden, Ge-<lb/>
beine von todten Viehe um ihre Brunnen her-<lb/>
zuſtreuen, damit man dieſelben kenne. Wenn<lb/>
dieſe Perreaer in die Staͤdte kommen, ſo muͤſ-<lb/>ſen ſie ſich ſorgfaͤltig huͤten, nicht in die Straſ-<lb/>ſen zu kommen, wo die Brammanen, oder,<lb/>
wie wir ſie kuͤnftig, weil es gewoͤhnlicher iſt,<lb/>
nennen wollen, Braminen wohnen. So iſt<lb/>
ihnen auch verboten, in einen Tempel zu gehen,<lb/>
weder in den Tempel ihres Gottes <hirendition="#fr">Wiſtnou</hi><lb/>
noch <hirendition="#fr">Eſwara,</hi> weil dieſer, da man ſie fuͤr un-<lb/>
rein haͤlt, dadurch beſudelt wuͤrde. — Dieſer<lb/>
Stamm Leute giebt ſich mit den niedrigſten Ar-<lb/>
beiten ab, womit ſich andere nicht gerne bemen-<lb/>
gen. In Anſehung ihrer Speiſen ſind ſie auch<lb/>
nicht ſonderlich reinlich. Denn ſie machen ſich<lb/>
kein Gewiſſen daraus, Kuͤhe, Pferde, Voͤgel,<lb/>
oder anderes Aas zu eſſen, das verreckt oder<lb/>
gar ſchon ſtinket.</p><lb/><p>Man ſollte denken, daß bey einem Volke,<lb/>
das ſich wie Schweine im Kothe herumwaͤlzt,<lb/>
kein Stolz, nicht der geringſte Rangſtreit zu<lb/>
finden ſey. Aber der Stolz hat dennoch die<lb/>
Perreaer in zwey Klaſſen getheilt. Die von<lb/>
der erſten Klaſſe heiſſen ſchlechtweg Perreaer, die<lb/>
von der letztern aber Seripeer. Dieſe letztern<lb/>
geben ſich damit ab, Leder zu verkaufen, das<lb/>ſie ſelber zubereiten. Die Perreaer, die ſich fuͤr<lb/>
die beſſere Familie halten, eſſen nicht in den<lb/>
Haͤuſern der Seripeer, dieſe aber machen keine<lb/>
Schwuͤrigkeit, mit den erſtern zu eſſen. Und<lb/><fwplace="bottom"type="sig">A a 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">aus</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[373/0399]
Waſſer ſchoͤpfe; ſo ſind dieſe verbunden, Ge-
beine von todten Viehe um ihre Brunnen her-
zuſtreuen, damit man dieſelben kenne. Wenn
dieſe Perreaer in die Staͤdte kommen, ſo muͤſ-
ſen ſie ſich ſorgfaͤltig huͤten, nicht in die Straſ-
ſen zu kommen, wo die Brammanen, oder,
wie wir ſie kuͤnftig, weil es gewoͤhnlicher iſt,
nennen wollen, Braminen wohnen. So iſt
ihnen auch verboten, in einen Tempel zu gehen,
weder in den Tempel ihres Gottes Wiſtnou
noch Eſwara, weil dieſer, da man ſie fuͤr un-
rein haͤlt, dadurch beſudelt wuͤrde. — Dieſer
Stamm Leute giebt ſich mit den niedrigſten Ar-
beiten ab, womit ſich andere nicht gerne bemen-
gen. In Anſehung ihrer Speiſen ſind ſie auch
nicht ſonderlich reinlich. Denn ſie machen ſich
kein Gewiſſen daraus, Kuͤhe, Pferde, Voͤgel,
oder anderes Aas zu eſſen, das verreckt oder
gar ſchon ſtinket.
Man ſollte denken, daß bey einem Volke,
das ſich wie Schweine im Kothe herumwaͤlzt,
kein Stolz, nicht der geringſte Rangſtreit zu
finden ſey. Aber der Stolz hat dennoch die
Perreaer in zwey Klaſſen getheilt. Die von
der erſten Klaſſe heiſſen ſchlechtweg Perreaer, die
von der letztern aber Seripeer. Dieſe letztern
geben ſich damit ab, Leder zu verkaufen, das
ſie ſelber zubereiten. Die Perreaer, die ſich fuͤr
die beſſere Familie halten, eſſen nicht in den
Haͤuſern der Seripeer, dieſe aber machen keine
Schwuͤrigkeit, mit den erſtern zu eſſen. Und
aus
A a 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/399>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.