war, geschieht in Siam auf verschiedene Art. Man steckt die Hände in siedendes Oehl, in ge- schmolzenes Metall, und in andere brennende Materien. Man richtet in einer Grube einen Holzhaufen auf, so daß er mit dem Rande der Grube einerley Höhe hat. Die Länge muß fünf, die Breite eine Klafter seyn. Beyde Partheyen gehen von einem Ende bis zum an- dern barfuß darüber. Wer sich nun die Fuß- sohlen nicht verbrennt, der hat seinen Proceß gewonnen. La Loubere meldet, daß die Siamer gemeiniglich, weil sie beständig bar- fuß gingen, und dadurch ihre Fußsohlen ver- härtet würden, ohne Schaden davon kommen, dafern sie nur beherzt und fest auf die Kohlen treten. Zwey andere Kerls gehen zu beyden Seiten, nebst demjenigen, der die Probe macht, und lehnen sich mit Macht auf seine Schultern, damit er nicht allzugeschwind darüber hinfahren kann.
Was die Wasserprobe betrift, so tauchen beyde Theile zugleich unter das Wasser; jeder hält sich an einer langen Stange fest, und läßt sich daran herab. Wer am längsten aushält, hat gewonnen. Dieß mag auch wohl eine Hauptursache seyn, warum sich die Siamer ins- gesammt, von den frühesten Jahren an, mit Feuer und Wasser bekannt machen. --
Noch haben sie eine andere Probe mit ge- wissen Pillen, welche die Talapoinen machen, und Flüche darüber sprechen. Beyde Partheyen
ver-
war, geſchieht in Siam auf verſchiedene Art. Man ſteckt die Haͤnde in ſiedendes Oehl, in ge- ſchmolzenes Metall, und in andere brennende Materien. Man richtet in einer Grube einen Holzhaufen auf, ſo daß er mit dem Rande der Grube einerley Hoͤhe hat. Die Laͤnge muß fuͤnf, die Breite eine Klafter ſeyn. Beyde Partheyen gehen von einem Ende bis zum an- dern barfuß daruͤber. Wer ſich nun die Fuß- ſohlen nicht verbrennt, der hat ſeinen Proceß gewonnen. La Loubere meldet, daß die Siamer gemeiniglich, weil ſie beſtaͤndig bar- fuß gingen, und dadurch ihre Fußſohlen ver- haͤrtet wuͤrden, ohne Schaden davon kommen, dafern ſie nur beherzt und feſt auf die Kohlen treten. Zwey andere Kerls gehen zu beyden Seiten, nebſt demjenigen, der die Probe macht, und lehnen ſich mit Macht auf ſeine Schultern, damit er nicht allzugeſchwind daruͤber hinfahren kann.
Was die Waſſerprobe betrift, ſo tauchen beyde Theile zugleich unter das Waſſer; jeder haͤlt ſich an einer langen Stange feſt, und laͤßt ſich daran herab. Wer am laͤngſten aushaͤlt, hat gewonnen. Dieß mag auch wohl eine Haupturſache ſeyn, warum ſich die Siamer ins- geſammt, von den fruͤheſten Jahren an, mit Feuer und Waſſer bekannt machen. —
Noch haben ſie eine andere Probe mit ge- wiſſen Pillen, welche die Talapoinen machen, und Fluͤche daruͤber ſprechen. Beyde Partheyen
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war, geſchieht in Siam auf verſchiedene Art.
Man ſteckt die Haͤnde in ſiedendes Oehl, in ge-
ſchmolzenes Metall, und in andere brennende
Materien. Man richtet in einer Grube einen
Holzhaufen auf, ſo daß er mit dem Rande der
Grube einerley Hoͤhe hat. Die Laͤnge muß
fuͤnf, die Breite eine Klafter ſeyn. Beyde
Partheyen gehen von einem Ende bis zum an-
dern barfuß daruͤber. Wer ſich nun die Fuß-
ſohlen nicht verbrennt, der hat ſeinen Proceß
gewonnen. La Loubere meldet, daß die
Siamer gemeiniglich, weil ſie beſtaͤndig bar-
fuß gingen, und dadurch ihre Fußſohlen ver-
haͤrtet wuͤrden, ohne Schaden davon kommen,
dafern ſie nur beherzt und feſt auf die Kohlen
treten. Zwey andere Kerls gehen zu beyden
Seiten, nebſt demjenigen, der die Probe macht,
und lehnen ſich mit Macht auf ſeine Schultern,
damit er nicht allzugeſchwind daruͤber hinfahren
kann.
Was die Waſſerprobe betrift, ſo tauchen
beyde Theile zugleich unter das Waſſer; jeder
haͤlt ſich an einer langen Stange feſt, und laͤßt
ſich daran herab. Wer am laͤngſten aushaͤlt,
hat gewonnen. Dieß mag auch wohl eine
Haupturſache ſeyn, warum ſich die Siamer ins-
geſammt, von den fruͤheſten Jahren an, mit
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Noch haben ſie eine andere Probe mit ge-
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/360>, abgerufen am 22.11.2024.
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