Von den Vergnügungen und Schauspie- len der Siamer -- von den Weibern des Königs und den Befehlshabern des innern Pallastes -- vom Heyrathen -- Tod und Begräbnissen.
La Loubere erzählt, daß die Siamer dreyerley Arten von Schauspielen auf ihren Theatern vorstellten. -- Der sogenannte Cone ist ein Tanz von verschiedenen Auftritten, wobey sich mancherley Instrumente hören laßen. Die Tänzer sind gewafnet und verlarvet. Es ist nicht sowohl ein Tanz, als die Vorstellung ei- ner kriegerischen Handlung. Die ganze Sache besteht eigentlich nur in heftigen Vewegungen und Verdrehungen; indessen steht es den Ak- teurs doch frey, zuweilen eins und das andere dabey zu reden.
Das zweyte Schauspiel heißt Lacon; ein Gedicht, das theils episch, theils dramatisch ist, und drey Tage lang, von acht Uhr Morgens, bis sieben Uhr Abends, in einem fort währet. Die Materie desselben ist eine meistentheils ernst- hafte Geschichte in Versen, wovon ein Theil vorgestellt und ein Theil erzählt wird. Einer
von
Zweytes Kapitel.
Von den Vergnuͤgungen und Schauſpie- len der Siamer — von den Weibern des Koͤnigs und den Befehlshabern des innern Pallaſtes — vom Heyrathen — Tod und Begraͤbniſſen.
La Loubere erzaͤhlt, daß die Siamer dreyerley Arten von Schauſpielen auf ihren Theatern vorſtellten. — Der ſogenannte Cone iſt ein Tanz von verſchiedenen Auftritten, wobey ſich mancherley Inſtrumente hoͤren laßen. Die Taͤnzer ſind gewafnet und verlarvet. Es iſt nicht ſowohl ein Tanz, als die Vorſtellung ei- ner kriegeriſchen Handlung. Die ganze Sache beſteht eigentlich nur in heftigen Vewegungen und Verdrehungen; indeſſen ſteht es den Ak- teurs doch frey, zuweilen eins und das andere dabey zu reden.
Das zweyte Schauſpiel heißt Lacon; ein Gedicht, das theils epiſch, theils dramatiſch iſt, und drey Tage lang, von acht Uhr Morgens, bis ſieben Uhr Abends, in einem fort waͤhret. Die Materie deſſelben iſt eine meiſtentheils ernſt- hafte Geſchichte in Verſen, wovon ein Theil vorgeſtellt und ein Theil erzaͤhlt wird. Einer
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Zweytes Kapitel.
Von den Vergnuͤgungen und Schauſpie-
len der Siamer — von den Weibern des
Koͤnigs und den Befehlshabern des innern
Pallaſtes — vom Heyrathen —
Tod und Begraͤbniſſen.
La Loubere erzaͤhlt, daß die Siamer dreyerley
Arten von Schauſpielen auf ihren Theatern
vorſtellten. — Der ſogenannte Cone iſt ein
Tanz von verſchiedenen Auftritten, wobey ſich
mancherley Inſtrumente hoͤren laßen. Die
Taͤnzer ſind gewafnet und verlarvet. Es iſt
nicht ſowohl ein Tanz, als die Vorſtellung ei-
ner kriegeriſchen Handlung. Die ganze Sache
beſteht eigentlich nur in heftigen Vewegungen
und Verdrehungen; indeſſen ſteht es den Ak-
teurs doch frey, zuweilen eins und das andere
dabey zu reden.
Das zweyte Schauſpiel heißt Lacon; ein
Gedicht, das theils epiſch, theils dramatiſch iſt,
und drey Tage lang, von acht Uhr Morgens,
bis ſieben Uhr Abends, in einem fort waͤhret.
Die Materie deſſelben iſt eine meiſtentheils ernſt-
hafte Geſchichte in Verſen, wovon ein Theil
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/316>, abgerufen am 22.11.2024.
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