Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777.

Bild:
<< vorherige Seite

bekannt. Sie läßt sich leicht zahm machen, und
die Morgenländer lieben sie, weil sie from ist,
und viel niedliches an sich hat. Wollen die Be-
douinen die Schönheit eines Frauenzimmers her-
ausstreichen; so sagen sie: sie habe Augen,
wie eine wilde Ziege.
Wenn sie auch ihre
jungen Geliebten oder ihre jungen Weiber, mit
wenigen Worten loben wollen, so vergleichen sie
sie mit diesem wilden Thiere. Es hat große
schwarze Augen, und insonderheit bemerkt
man an ihm eine gewisse unschuldige Furcht-
samkeit, die der Schamhaftigkeit und der
Schüchternheit eines jungen Frauenzimmers
ähnlich ist. --

Karten und Würfel sind ihnen unbekannte
Dinge. Ihr gewöhnliches Spiel ist das Schach-
spiel, Dame und Mangala. Letzteres ist eine
hölzerne Tafel, worinn zwölf Hohlungen sind:
man setzt kleine Steine hinein, und spielt damit
grade oder ungrade.

Der Zeitvertreib der Weiber besteht in Be-
suchen, Schwatzen, Singen und -- Tanzen.
Da sie von der Musik gar wenig verstehen, ist
ihr Gesang einförmig, schläfrig, und eher ge-
schickt, einen zum gähnen zu bringen, als auf-
zumuntern. Ihre Instrumente bestehen in klei-
nen Trommeln, in hölzernen Klappern und in
Flöten von Holz und Rohr; sie spielen darauf
beym Singen und Tanzen. Sie tanzen aber

selten

bekannt. Sie laͤßt ſich leicht zahm machen, und
die Morgenlaͤnder lieben ſie, weil ſie from iſt,
und viel niedliches an ſich hat. Wollen die Be-
douinen die Schoͤnheit eines Frauenzimmers her-
ausſtreichen; ſo ſagen ſie: ſie habe Augen,
wie eine wilde Ziege.
Wenn ſie auch ihre
jungen Geliebten oder ihre jungen Weiber, mit
wenigen Worten loben wollen, ſo vergleichen ſie
ſie mit dieſem wilden Thiere. Es hat große
ſchwarze Augen, und inſonderheit bemerkt
man an ihm eine gewiſſe unſchuldige Furcht-
ſamkeit, die der Schamhaftigkeit und der
Schuͤchternheit eines jungen Frauenzimmers
aͤhnlich iſt. —

Karten und Wuͤrfel ſind ihnen unbekannte
Dinge. Ihr gewoͤhnliches Spiel iſt das Schach-
ſpiel, Dame und Mangala. Letzteres iſt eine
hoͤlzerne Tafel, worinn zwoͤlf Hohlungen ſind:
man ſetzt kleine Steine hinein, und ſpielt damit
grade oder ungrade.

Der Zeitvertreib der Weiber beſteht in Be-
ſuchen, Schwatzen, Singen und — Tanzen.
Da ſie von der Muſik gar wenig verſtehen, iſt
ihr Geſang einfoͤrmig, ſchlaͤfrig, und eher ge-
ſchickt, einen zum gaͤhnen zu bringen, als auf-
zumuntern. Ihre Inſtrumente beſtehen in klei-
nen Trommeln, in hoͤlzernen Klappern und in
Floͤten von Holz und Rohr; ſie ſpielen darauf
beym Singen und Tanzen. Sie tanzen aber

ſelten
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0298" n="272"/>
bekannt. Sie la&#x0364;ßt &#x017F;ich leicht zahm machen, und<lb/>
die Morgenla&#x0364;nder lieben &#x017F;ie, weil &#x017F;ie from i&#x017F;t,<lb/>
und viel niedliches an &#x017F;ich hat. Wollen die Be-<lb/>
douinen die Scho&#x0364;nheit eines Frauenzimmers her-<lb/>
aus&#x017F;treichen; &#x017F;o &#x017F;agen &#x017F;ie: <hi rendition="#fr">&#x017F;ie habe Augen,<lb/>
wie eine wilde Ziege.</hi> Wenn &#x017F;ie auch ihre<lb/>
jungen Geliebten oder ihre jungen Weiber, mit<lb/>
wenigen Worten loben wollen, &#x017F;o vergleichen &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;ie mit die&#x017F;em wilden Thiere. Es hat große<lb/>
&#x017F;chwarze Augen, und in&#x017F;onderheit bemerkt<lb/>
man an ihm eine gewi&#x017F;&#x017F;e un&#x017F;chuldige Furcht-<lb/>
&#x017F;amkeit, die der Schamhaftigkeit und der<lb/>
Schu&#x0364;chternheit eines jungen Frauenzimmers<lb/>
a&#x0364;hnlich i&#x017F;t. &#x2014;</p><lb/>
          <p>Karten und Wu&#x0364;rfel &#x017F;ind ihnen unbekannte<lb/>
Dinge. Ihr gewo&#x0364;hnliches Spiel i&#x017F;t das Schach-<lb/>
&#x017F;piel, Dame und Mangala. Letzteres i&#x017F;t eine<lb/>
ho&#x0364;lzerne Tafel, worinn zwo&#x0364;lf Hohlungen &#x017F;ind:<lb/>
man &#x017F;etzt kleine Steine hinein, und &#x017F;pielt damit<lb/>
grade oder ungrade.</p><lb/>
          <p>Der Zeitvertreib der Weiber be&#x017F;teht in Be-<lb/>
&#x017F;uchen, Schwatzen, Singen und &#x2014; Tanzen.<lb/>
Da &#x017F;ie von der Mu&#x017F;ik gar wenig ver&#x017F;tehen, i&#x017F;t<lb/>
ihr Ge&#x017F;ang einfo&#x0364;rmig, &#x017F;chla&#x0364;frig, und eher ge-<lb/>
&#x017F;chickt, einen zum ga&#x0364;hnen zu bringen, als auf-<lb/>
zumuntern. Ihre In&#x017F;trumente be&#x017F;tehen in klei-<lb/>
nen Trommeln, in ho&#x0364;lzernen Klappern und in<lb/>
Flo&#x0364;ten von Holz und Rohr; &#x017F;ie &#x017F;pielen darauf<lb/>
beym Singen und Tanzen. Sie tanzen aber<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;elten</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[272/0298] bekannt. Sie laͤßt ſich leicht zahm machen, und die Morgenlaͤnder lieben ſie, weil ſie from iſt, und viel niedliches an ſich hat. Wollen die Be- douinen die Schoͤnheit eines Frauenzimmers her- ausſtreichen; ſo ſagen ſie: ſie habe Augen, wie eine wilde Ziege. Wenn ſie auch ihre jungen Geliebten oder ihre jungen Weiber, mit wenigen Worten loben wollen, ſo vergleichen ſie ſie mit dieſem wilden Thiere. Es hat große ſchwarze Augen, und inſonderheit bemerkt man an ihm eine gewiſſe unſchuldige Furcht- ſamkeit, die der Schamhaftigkeit und der Schuͤchternheit eines jungen Frauenzimmers aͤhnlich iſt. — Karten und Wuͤrfel ſind ihnen unbekannte Dinge. Ihr gewoͤhnliches Spiel iſt das Schach- ſpiel, Dame und Mangala. Letzteres iſt eine hoͤlzerne Tafel, worinn zwoͤlf Hohlungen ſind: man ſetzt kleine Steine hinein, und ſpielt damit grade oder ungrade. Der Zeitvertreib der Weiber beſteht in Be- ſuchen, Schwatzen, Singen und — Tanzen. Da ſie von der Muſik gar wenig verſtehen, iſt ihr Geſang einfoͤrmig, ſchlaͤfrig, und eher ge- ſchickt, einen zum gaͤhnen zu bringen, als auf- zumuntern. Ihre Inſtrumente beſtehen in klei- nen Trommeln, in hoͤlzernen Klappern und in Floͤten von Holz und Rohr; ſie ſpielen darauf beym Singen und Tanzen. Sie tanzen aber ſelten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/298
Zitationshilfe: [Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/298>, abgerufen am 25.11.2024.