ben keine bleibende Stäte, und verweilen sich nur an solchen Oertern, wo sie Wasser, Früch- te und Weide für ihr Vieh, finden. Diese flüchtige Lebensart ziehen sie allen andern vor. -- Der Emir hat mehr als ein Zelt; aber sie sind eben so wie die andern, nämlich von Ziegenhaa- ren, und unterscheiden sich nur etwas in Anse- hung der Größe. Er hat nämlich eins, wo er Audienz giebt, eins, für sich; eins, für seine Weiber, und noch verschiedene kleinere für seine Bedienten, wo sie kochen und ihre Haushal- tung haben. Die Form des Lagers ist rund nach Beschaffenheit des Platzes. Die Zelte des Emirs stehen in der Mitte, und der Bodouinen ihre, um diese herum, doch in gewisser Entfer- nung von ohngefähr dreyßig Schritten, aus Achtung für den Herrn Emir und seine Ge- mahlinnen.
Die gemeinen Leute haben in ihren Zelten keinen andern Hausrath als einige Matten, worauf sie schlafen, und ein paar Decken. Das Kopfküssen besteht gemeiniglich aus einem Stei- ne, den sie unter die Matte legen. Ihr Kü- chengeräth besteht aus etlichen Kesseln und höl- zernen Näpfen, worein sie die Suppe und das Fleisch anrichten, einer kleinen Handmühle, et- lichen Krügen und ziegenhärnen Säcken, in wel- chen sie ihre Kleider verwahren. -- Die Emirs sind indessen weit besser eingerichtet. Man fin- det bey ihnen Matrazzen, Decken und Teppiche, einige derselben sind oft mit Gold und Seide
durch-
R 3
ben keine bleibende Staͤte, und verweilen ſich nur an ſolchen Oertern, wo ſie Waſſer, Fruͤch- te und Weide fuͤr ihr Vieh, finden. Dieſe fluͤchtige Lebensart ziehen ſie allen andern vor. — Der Emir hat mehr als ein Zelt; aber ſie ſind eben ſo wie die andern, naͤmlich von Ziegenhaa- ren, und unterſcheiden ſich nur etwas in Anſe- hung der Groͤße. Er hat naͤmlich eins, wo er Audienz giebt, eins, fuͤr ſich; eins, fuͤr ſeine Weiber, und noch verſchiedene kleinere fuͤr ſeine Bedienten, wo ſie kochen und ihre Haushal- tung haben. Die Form des Lagers iſt rund nach Beſchaffenheit des Platzes. Die Zelte des Emirs ſtehen in der Mitte, und der Bodouinen ihre, um dieſe herum, doch in gewiſſer Entfer- nung von ohngefaͤhr dreyßig Schritten, aus Achtung fuͤr den Herrn Emir und ſeine Ge- mahlinnen.
Die gemeinen Leute haben in ihren Zelten keinen andern Hausrath als einige Matten, worauf ſie ſchlafen, und ein paar Decken. Das Kopfkuͤſſen beſteht gemeiniglich aus einem Stei- ne, den ſie unter die Matte legen. Ihr Kuͤ- chengeraͤth beſteht aus etlichen Keſſeln und hoͤl- zernen Naͤpfen, worein ſie die Suppe und das Fleiſch anrichten, einer kleinen Handmuͤhle, et- lichen Kruͤgen und ziegenhaͤrnen Saͤcken, in wel- chen ſie ihre Kleider verwahren. — Die Emirs ſind indeſſen weit beſſer eingerichtet. Man fin- det bey ihnen Matrazzen, Decken und Teppiche, einige derſelben ſind oft mit Gold und Seide
durch-
R 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0287"n="261"/>
ben keine bleibende Staͤte, und verweilen ſich<lb/>
nur an ſolchen Oertern, wo ſie Waſſer, Fruͤch-<lb/>
te und Weide fuͤr ihr Vieh, finden. Dieſe<lb/>
fluͤchtige Lebensart ziehen ſie allen andern vor. —<lb/>
Der Emir hat mehr als ein Zelt; aber ſie ſind<lb/>
eben ſo wie die andern, naͤmlich von Ziegenhaa-<lb/>
ren, und unterſcheiden ſich nur etwas in Anſe-<lb/>
hung der Groͤße. Er hat naͤmlich eins, wo er<lb/>
Audienz giebt, eins, fuͤr ſich; eins, fuͤr ſeine<lb/>
Weiber, und noch verſchiedene kleinere fuͤr ſeine<lb/>
Bedienten, wo ſie kochen und ihre Haushal-<lb/>
tung haben. Die Form des Lagers iſt rund nach<lb/>
Beſchaffenheit des Platzes. Die Zelte des<lb/>
Emirs ſtehen in der Mitte, und der Bodouinen<lb/>
ihre, um dieſe herum, doch in gewiſſer Entfer-<lb/>
nung von ohngefaͤhr dreyßig Schritten, aus<lb/>
Achtung fuͤr den Herrn Emir und ſeine Ge-<lb/>
mahlinnen.</p><lb/><p>Die gemeinen Leute haben in ihren Zelten<lb/>
keinen andern Hausrath als einige Matten,<lb/>
worauf ſie ſchlafen, und ein paar Decken. Das<lb/>
Kopfkuͤſſen beſteht gemeiniglich aus einem Stei-<lb/>
ne, den ſie unter die Matte legen. Ihr Kuͤ-<lb/>
chengeraͤth beſteht aus etlichen Keſſeln und hoͤl-<lb/>
zernen Naͤpfen, worein ſie die Suppe und das<lb/>
Fleiſch anrichten, einer kleinen Handmuͤhle, et-<lb/>
lichen Kruͤgen und ziegenhaͤrnen Saͤcken, in wel-<lb/>
chen ſie ihre Kleider verwahren. — Die Emirs<lb/>ſind indeſſen weit beſſer eingerichtet. Man fin-<lb/>
det bey ihnen Matrazzen, Decken und Teppiche,<lb/>
einige derſelben ſind oft mit Gold und Seide<lb/><fwplace="bottom"type="sig">R 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">durch-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[261/0287]
ben keine bleibende Staͤte, und verweilen ſich
nur an ſolchen Oertern, wo ſie Waſſer, Fruͤch-
te und Weide fuͤr ihr Vieh, finden. Dieſe
fluͤchtige Lebensart ziehen ſie allen andern vor. —
Der Emir hat mehr als ein Zelt; aber ſie ſind
eben ſo wie die andern, naͤmlich von Ziegenhaa-
ren, und unterſcheiden ſich nur etwas in Anſe-
hung der Groͤße. Er hat naͤmlich eins, wo er
Audienz giebt, eins, fuͤr ſich; eins, fuͤr ſeine
Weiber, und noch verſchiedene kleinere fuͤr ſeine
Bedienten, wo ſie kochen und ihre Haushal-
tung haben. Die Form des Lagers iſt rund nach
Beſchaffenheit des Platzes. Die Zelte des
Emirs ſtehen in der Mitte, und der Bodouinen
ihre, um dieſe herum, doch in gewiſſer Entfer-
nung von ohngefaͤhr dreyßig Schritten, aus
Achtung fuͤr den Herrn Emir und ſeine Ge-
mahlinnen.
Die gemeinen Leute haben in ihren Zelten
keinen andern Hausrath als einige Matten,
worauf ſie ſchlafen, und ein paar Decken. Das
Kopfkuͤſſen beſteht gemeiniglich aus einem Stei-
ne, den ſie unter die Matte legen. Ihr Kuͤ-
chengeraͤth beſteht aus etlichen Keſſeln und hoͤl-
zernen Naͤpfen, worein ſie die Suppe und das
Fleiſch anrichten, einer kleinen Handmuͤhle, et-
lichen Kruͤgen und ziegenhaͤrnen Saͤcken, in wel-
chen ſie ihre Kleider verwahren. — Die Emirs
ſind indeſſen weit beſſer eingerichtet. Man fin-
det bey ihnen Matrazzen, Decken und Teppiche,
einige derſelben ſind oft mit Gold und Seide
durch-
R 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/287>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.