Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777.

Bild:
<< vorherige Seite

zu erzählen, ja selbst Reden und Fabeln aus-
zuarbeiten.

Zu Konstantinopel sind alle große Versamm-
lungen in den Kaffeehäusern aus politischen Ur-
sachen verboten, und man findet deswegen in
dieser Stadt eigentlich keine Kaffeehäuser, son-
dern nur Kaffeebuden. Es scheint, daß die
Türken überhaupt nicht große Liebhaber von
den erwähnten Rednern in den Kaffeehäusern
sind.

Die Araber rechnen ihre Tage vom Unter-
gang der Sonne an, bis sie wieder untergeht,
und theilen ihn in vier und zwanzig Stunden.
Weil aber nur sehr wenige unter ihnen von Uh-
ren etwas wissen, und deswegen eben keinen ge-
nauen Begriff von der Zeit einer Stunde ha-
ben; so bestimmen sie ihre Zeit ohngefähr eben
so, als wenn Europäer sagen: dieses oder je-
nes ist zu Mittage oder am Abend geschehen.
Sie nennen die Zeit, wenn die Sonne eben un-
tergeht, Maggrib. Die Zeit ohngefähr zwey
Stunden später, heißt El aschä. Noch etwa
zwey Stunden später, El märfa. Mitter-
nacht, Nus el lejl. Wenn die Morgendäm-
merung anfängt, El fedsjer. Wenn die Son-
ne aufgeht, Es subhh. Ohngefähr um neun
Uhr des Morgens, pflegen sie zu essen, und die-
se Zeit heißt, El ghadda. Mittag, Ed
duchr,
und ohngefähr drey Uhr des Nachmit-
tags El asr. Von diesen verschiedenen Zeit-
puncten ist nur Mittag und Mitternacht genau

be-
P 5

zu erzaͤhlen, ja ſelbſt Reden und Fabeln aus-
zuarbeiten.

Zu Konſtantinopel ſind alle große Verſamm-
lungen in den Kaffeehaͤuſern aus politiſchen Ur-
ſachen verboten, und man findet deswegen in
dieſer Stadt eigentlich keine Kaffeehaͤuſer, ſon-
dern nur Kaffeebuden. Es ſcheint, daß die
Tuͤrken uͤberhaupt nicht große Liebhaber von
den erwaͤhnten Rednern in den Kaffeehaͤuſern
ſind.

Die Araber rechnen ihre Tage vom Unter-
gang der Sonne an, bis ſie wieder untergeht,
und theilen ihn in vier und zwanzig Stunden.
Weil aber nur ſehr wenige unter ihnen von Uh-
ren etwas wiſſen, und deswegen eben keinen ge-
nauen Begriff von der Zeit einer Stunde ha-
ben; ſo beſtimmen ſie ihre Zeit ohngefaͤhr eben
ſo, als wenn Europaͤer ſagen: dieſes oder je-
nes iſt zu Mittage oder am Abend geſchehen.
Sie nennen die Zeit, wenn die Sonne eben un-
tergeht, Mággrib. Die Zeit ohngefaͤhr zwey
Stunden ſpaͤter, heißt El âſchaͤ. Noch etwa
zwey Stunden ſpaͤter, El maͤrfa. Mitter-
nacht, Nus el lejl. Wenn die Morgendaͤm-
merung anfaͤngt, El fédsjer. Wenn die Son-
ne aufgeht, Es ſubhh. Ohngefaͤhr um neun
Uhr des Morgens, pflegen ſie zu eſſen, und die-
ſe Zeit heißt, El ghádda. Mittag, Ed
duchr,
und ohngefaͤhr drey Uhr des Nachmit-
tags El ásr. Von dieſen verſchiedenen Zeit-
puncten iſt nur Mittag und Mitternacht genau

be-
P 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0259" n="233"/>
zu erza&#x0364;hlen, ja &#x017F;elb&#x017F;t Reden und Fabeln aus-<lb/>
zuarbeiten.</p><lb/>
          <p>Zu Kon&#x017F;tantinopel &#x017F;ind alle große Ver&#x017F;amm-<lb/>
lungen in den Kaffeeha&#x0364;u&#x017F;ern aus politi&#x017F;chen Ur-<lb/>
&#x017F;achen verboten, und man findet deswegen in<lb/>
die&#x017F;er Stadt eigentlich keine Kaffeeha&#x0364;u&#x017F;er, &#x017F;on-<lb/>
dern nur Kaffeebuden. Es &#x017F;cheint, daß die<lb/>
Tu&#x0364;rken u&#x0364;berhaupt nicht große Liebhaber von<lb/>
den erwa&#x0364;hnten Rednern in den Kaffeeha&#x0364;u&#x017F;ern<lb/>
&#x017F;ind.</p><lb/>
          <p>Die Araber rechnen ihre Tage vom Unter-<lb/>
gang der Sonne an, bis &#x017F;ie wieder untergeht,<lb/>
und theilen ihn in vier und zwanzig Stunden.<lb/>
Weil aber nur &#x017F;ehr wenige unter ihnen von Uh-<lb/>
ren etwas wi&#x017F;&#x017F;en, und deswegen eben keinen ge-<lb/>
nauen Begriff von der Zeit einer Stunde ha-<lb/>
ben; &#x017F;o be&#x017F;timmen &#x017F;ie ihre Zeit ohngefa&#x0364;hr eben<lb/>
&#x017F;o, als wenn Europa&#x0364;er &#x017F;agen: die&#x017F;es oder je-<lb/>
nes i&#x017F;t zu Mittage oder am Abend ge&#x017F;chehen.<lb/>
Sie nennen die Zeit, wenn die Sonne eben un-<lb/>
tergeht, <hi rendition="#fr">M</hi><hi rendition="#aq">á</hi><hi rendition="#fr">ggrib.</hi> Die Zeit ohngefa&#x0364;hr zwey<lb/>
Stunden &#x017F;pa&#x0364;ter, heißt <hi rendition="#fr">El</hi> <hi rendition="#aq">â</hi><hi rendition="#fr">&#x017F;cha&#x0364;.</hi> Noch etwa<lb/>
zwey Stunden &#x017F;pa&#x0364;ter, <hi rendition="#fr">El ma&#x0364;rfa.</hi> Mitter-<lb/>
nacht, <hi rendition="#fr">Nus el lejl.</hi> Wenn die Morgenda&#x0364;m-<lb/>
merung anfa&#x0364;ngt, <hi rendition="#fr">El f</hi><hi rendition="#aq">é</hi><hi rendition="#fr">dsjer.</hi> Wenn die Son-<lb/>
ne aufgeht, <hi rendition="#fr">Es &#x017F;ubhh.</hi> Ohngefa&#x0364;hr um neun<lb/>
Uhr des Morgens, pflegen &#x017F;ie zu e&#x017F;&#x017F;en, und die-<lb/>
&#x017F;e Zeit heißt, <hi rendition="#fr">El gh</hi><hi rendition="#aq">á</hi><hi rendition="#fr">dda.</hi> Mittag, <hi rendition="#fr">Ed<lb/>
duchr,</hi> und ohngefa&#x0364;hr drey Uhr des Nachmit-<lb/>
tags El <hi rendition="#aq">á</hi>sr. Von die&#x017F;en ver&#x017F;chiedenen Zeit-<lb/>
puncten i&#x017F;t nur Mittag und Mitternacht genau<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">P 5</fw><fw place="bottom" type="catch">be-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[233/0259] zu erzaͤhlen, ja ſelbſt Reden und Fabeln aus- zuarbeiten. Zu Konſtantinopel ſind alle große Verſamm- lungen in den Kaffeehaͤuſern aus politiſchen Ur- ſachen verboten, und man findet deswegen in dieſer Stadt eigentlich keine Kaffeehaͤuſer, ſon- dern nur Kaffeebuden. Es ſcheint, daß die Tuͤrken uͤberhaupt nicht große Liebhaber von den erwaͤhnten Rednern in den Kaffeehaͤuſern ſind. Die Araber rechnen ihre Tage vom Unter- gang der Sonne an, bis ſie wieder untergeht, und theilen ihn in vier und zwanzig Stunden. Weil aber nur ſehr wenige unter ihnen von Uh- ren etwas wiſſen, und deswegen eben keinen ge- nauen Begriff von der Zeit einer Stunde ha- ben; ſo beſtimmen ſie ihre Zeit ohngefaͤhr eben ſo, als wenn Europaͤer ſagen: dieſes oder je- nes iſt zu Mittage oder am Abend geſchehen. Sie nennen die Zeit, wenn die Sonne eben un- tergeht, Mággrib. Die Zeit ohngefaͤhr zwey Stunden ſpaͤter, heißt El âſchaͤ. Noch etwa zwey Stunden ſpaͤter, El maͤrfa. Mitter- nacht, Nus el lejl. Wenn die Morgendaͤm- merung anfaͤngt, El fédsjer. Wenn die Son- ne aufgeht, Es ſubhh. Ohngefaͤhr um neun Uhr des Morgens, pflegen ſie zu eſſen, und die- ſe Zeit heißt, El ghádda. Mittag, Ed duchr, und ohngefaͤhr drey Uhr des Nachmit- tags El ásr. Von dieſen verſchiedenen Zeit- puncten iſt nur Mittag und Mitternacht genau be- P 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/259
Zitationshilfe: [Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/259>, abgerufen am 25.11.2024.