können, weil die meisten von ihren Kindern bis zu einem gewissen Alter ganz nackend gehen, zu- erst auf die Gedanken gebracht haben, daß die Vorhaut von keinem Nutzen sey. Und weil man sie zum Beyschlaf bisweilen hinderlich fand; so kann dieß die Beschneidung verursacht haben.
Die Beschneidung der Mädchens ist auch in einigen Gegenden gebräuchlich. -- Von den Weibern in Egypten, sowohl der Copten als Mohammedaner, von denen in Oman, wenig- stens in der Gegend von Sohan, von denen an beyden Seiten des persischen Meerbusens und zu Baßra, sollen die meisten beschnitten seyn. Eben dieses sagt man von den Weibern in Hab- besch und zu Cambay, nicht weit von Surat. Zu Bagdad lassen die Weiber von arabischer Abkunft, ihre Töchter auch beschneiden. Die Türkinnen aber beobachten diese Gewohnheit nicht, und deswegen findet man in den türki- schen Städten immer weniger beschnittene Wei- ber, je mehr man sich von den arabischen Ge- genden entfernt. Der Nutzen dieser Beschnei- dung ist wahrscheinlich auch, daß die Weiber sich nachher bequämer waschen können.
Die Weiber, welche die Mädchens zu Kahi- ra beschneiden, sind daselbst so bekannt, wie bey uns die Wehmütter. Man verrichtet diese Operation ohne alle Ceremonie. Die Zeit da- zu, fällt etwa ins zehnte Jahr des Alters.
Man hat behauptet, es sey nach den mo- hammedanischen Gesetzen nicht erlaubt, einen
Men-
koͤnnen, weil die meiſten von ihren Kindern bis zu einem gewiſſen Alter ganz nackend gehen, zu- erſt auf die Gedanken gebracht haben, daß die Vorhaut von keinem Nutzen ſey. Und weil man ſie zum Beyſchlaf bisweilen hinderlich fand; ſo kann dieß die Beſchneidung verurſacht haben.
Die Beſchneidung der Maͤdchens iſt auch in einigen Gegenden gebraͤuchlich. — Von den Weibern in Egypten, ſowohl der Copten als Mohammedaner, von denen in Omân, wenig- ſtens in der Gegend von Sohân, von denen an beyden Seiten des perſiſchen Meerbuſens und zu Baßra, ſollen die meiſten beſchnitten ſeyn. Eben dieſes ſagt man von den Weibern in Hab- beſch und zu Cambay, nicht weit von Surât. Zu Bagdad laſſen die Weiber von arabiſcher Abkunft, ihre Toͤchter auch beſchneiden. Die Tuͤrkinnen aber beobachten dieſe Gewohnheit nicht, und deswegen findet man in den tuͤrki- ſchen Staͤdten immer weniger beſchnittene Wei- ber, je mehr man ſich von den arabiſchen Ge- genden entfernt. Der Nutzen dieſer Beſchnei- dung iſt wahrſcheinlich auch, daß die Weiber ſich nachher bequaͤmer waſchen koͤnnen.
Die Weiber, welche die Maͤdchens zu Kahi- ra beſchneiden, ſind daſelbſt ſo bekannt, wie bey uns die Wehmuͤtter. Man verrichtet dieſe Operation ohne alle Ceremonie. Die Zeit da- zu, faͤllt etwa ins zehnte Jahr des Alters.
Man hat behauptet, es ſey nach den mo- hammedaniſchen Geſetzen nicht erlaubt, einen
Men-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0246"n="220"/>
koͤnnen, weil die meiſten von ihren Kindern bis<lb/>
zu einem gewiſſen Alter ganz nackend gehen, zu-<lb/>
erſt auf die Gedanken gebracht haben, daß die<lb/>
Vorhaut von keinem Nutzen ſey. Und weil<lb/>
man ſie zum Beyſchlaf bisweilen hinderlich fand;<lb/>ſo kann dieß die Beſchneidung verurſacht haben.</p><lb/><p>Die Beſchneidung der Maͤdchens iſt auch in<lb/>
einigen Gegenden gebraͤuchlich. — Von den<lb/>
Weibern in Egypten, ſowohl der Copten als<lb/>
Mohammedaner, von denen in Om<hirendition="#aq">â</hi>n, wenig-<lb/>ſtens in der Gegend von Soh<hirendition="#aq">â</hi>n, von denen an<lb/>
beyden Seiten des perſiſchen Meerbuſens und<lb/>
zu Baßra, ſollen die meiſten beſchnitten ſeyn.<lb/>
Eben dieſes ſagt man von den Weibern in Hab-<lb/>
beſch und zu Cambay, nicht weit von Sur<hirendition="#aq">â</hi>t.<lb/>
Zu Bagdad laſſen die Weiber von arabiſcher<lb/>
Abkunft, ihre Toͤchter auch beſchneiden. Die<lb/>
Tuͤrkinnen aber beobachten dieſe Gewohnheit<lb/>
nicht, und deswegen findet man in den tuͤrki-<lb/>ſchen Staͤdten immer weniger beſchnittene Wei-<lb/>
ber, je mehr man ſich von den arabiſchen Ge-<lb/>
genden entfernt. Der Nutzen dieſer Beſchnei-<lb/>
dung iſt wahrſcheinlich auch, daß die Weiber<lb/>ſich nachher bequaͤmer waſchen koͤnnen.</p><lb/><p>Die Weiber, welche die Maͤdchens zu Kahi-<lb/>
ra beſchneiden, ſind daſelbſt ſo bekannt, wie<lb/>
bey uns die Wehmuͤtter. Man verrichtet dieſe<lb/>
Operation ohne alle Ceremonie. Die Zeit da-<lb/>
zu, faͤllt etwa ins zehnte Jahr des Alters.</p><lb/><p>Man hat behauptet, es ſey nach den mo-<lb/>
hammedaniſchen Geſetzen nicht erlaubt, einen<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Men-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[220/0246]
koͤnnen, weil die meiſten von ihren Kindern bis
zu einem gewiſſen Alter ganz nackend gehen, zu-
erſt auf die Gedanken gebracht haben, daß die
Vorhaut von keinem Nutzen ſey. Und weil
man ſie zum Beyſchlaf bisweilen hinderlich fand;
ſo kann dieß die Beſchneidung verurſacht haben.
Die Beſchneidung der Maͤdchens iſt auch in
einigen Gegenden gebraͤuchlich. — Von den
Weibern in Egypten, ſowohl der Copten als
Mohammedaner, von denen in Omân, wenig-
ſtens in der Gegend von Sohân, von denen an
beyden Seiten des perſiſchen Meerbuſens und
zu Baßra, ſollen die meiſten beſchnitten ſeyn.
Eben dieſes ſagt man von den Weibern in Hab-
beſch und zu Cambay, nicht weit von Surât.
Zu Bagdad laſſen die Weiber von arabiſcher
Abkunft, ihre Toͤchter auch beſchneiden. Die
Tuͤrkinnen aber beobachten dieſe Gewohnheit
nicht, und deswegen findet man in den tuͤrki-
ſchen Staͤdten immer weniger beſchnittene Wei-
ber, je mehr man ſich von den arabiſchen Ge-
genden entfernt. Der Nutzen dieſer Beſchnei-
dung iſt wahrſcheinlich auch, daß die Weiber
ſich nachher bequaͤmer waſchen koͤnnen.
Die Weiber, welche die Maͤdchens zu Kahi-
ra beſchneiden, ſind daſelbſt ſo bekannt, wie
bey uns die Wehmuͤtter. Man verrichtet dieſe
Operation ohne alle Ceremonie. Die Zeit da-
zu, faͤllt etwa ins zehnte Jahr des Alters.
Man hat behauptet, es ſey nach den mo-
hammedaniſchen Geſetzen nicht erlaubt, einen
Men-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/246>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.