Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777.

Bild:
<< vorherige Seite

In dieser Provinz dürfen sie keinen Sasch tra-
gen, und haben deswegen nichts weiter auf dem
Kopfe, als eine ganz kleine Mütze. Ob sie
gleich blos dadurch von andern Nationen unter-
schieden werden können; so lassen sie doch an
beyden Seiten einen großen Zopf Haare über
die Ohren herunter hängen. Man erlaubt ih-
nen hier keine andre Kleider, als von blauer
Farbe zu tragen. Ihre Beinkleider, ihr Hem-
de, ihr Gürtel und ihr Oberrock, ist deswegen
alles von blauer Leinewand.

Den Bonianen in Jemen, ward vor eini-
gen Jahren, da sie sich noch, wie in Indien,
ganz weiß trugen, anbefohlen, sich roth zu klei-
den. Weil sie aber eine große Summe an den
Iman bezahlten; so wurde der Befehl zwar zu
der Zeit zurück genommen, aber sie erhielten
doch bald darauf einen neuen Befehl, daß ihr
Turban künftig roth seyn sollte. Nun hatten
sie nicht Lust mehr Geschenke zu machen, und
gehorchten. Sie gehen also jetzt weiß, mit ei-
nem rothen Turban. Die Bonianen und Ju-
den dürfen in Jemen kein Gewehr, und also
auch nicht das große arabische Messer tragen.

Den Europäern, welche nach Arabien kom-
men, ist es erlaubt, Gewehr zu tragen. Sie
können sich auch nach eignen Gefallen kleiden.
Es ist aber des neugierigen und bisweilen un-
nützen Pöbels wegen am besten, wenn sie sich
nach Landesmanier kleiden, und also nur wenig
bemerkt werden.

Die
N

In dieſer Provinz duͤrfen ſie keinen Saſch tra-
gen, und haben deswegen nichts weiter auf dem
Kopfe, als eine ganz kleine Muͤtze. Ob ſie
gleich blos dadurch von andern Nationen unter-
ſchieden werden koͤnnen; ſo laſſen ſie doch an
beyden Seiten einen großen Zopf Haare uͤber
die Ohren herunter haͤngen. Man erlaubt ih-
nen hier keine andre Kleider, als von blauer
Farbe zu tragen. Ihre Beinkleider, ihr Hem-
de, ihr Guͤrtel und ihr Oberrock, iſt deswegen
alles von blauer Leinewand.

Den Bonianen in Jemen, ward vor eini-
gen Jahren, da ſie ſich noch, wie in Indien,
ganz weiß trugen, anbefohlen, ſich roth zu klei-
den. Weil ſie aber eine große Summe an den
Iman bezahlten; ſo wurde der Befehl zwar zu
der Zeit zuruͤck genommen, aber ſie erhielten
doch bald darauf einen neuen Befehl, daß ihr
Turban kuͤnftig roth ſeyn ſollte. Nun hatten
ſie nicht Luſt mehr Geſchenke zu machen, und
gehorchten. Sie gehen alſo jetzt weiß, mit ei-
nem rothen Turban. Die Bonianen und Ju-
den duͤrfen in Jemen kein Gewehr, und alſo
auch nicht das große arabiſche Meſſer tragen.

Den Europaͤern, welche nach Arabien kom-
men, iſt es erlaubt, Gewehr zu tragen. Sie
koͤnnen ſich auch nach eignen Gefallen kleiden.
Es iſt aber des neugierigen und bisweilen un-
nuͤtzen Poͤbels wegen am beſten, wenn ſie ſich
nach Landesmanier kleiden, und alſo nur wenig
bemerkt werden.

Die
N
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0219" n="193"/>
In die&#x017F;er Provinz du&#x0364;rfen &#x017F;ie keinen Sa&#x017F;ch tra-<lb/>
gen, und haben deswegen nichts weiter auf dem<lb/>
Kopfe, als eine ganz kleine Mu&#x0364;tze. Ob &#x017F;ie<lb/>
gleich blos dadurch von andern Nationen unter-<lb/>
&#x017F;chieden werden ko&#x0364;nnen; &#x017F;o la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie doch an<lb/>
beyden Seiten einen großen Zopf Haare u&#x0364;ber<lb/>
die Ohren herunter ha&#x0364;ngen. Man erlaubt ih-<lb/>
nen hier keine andre Kleider, als von blauer<lb/>
Farbe zu tragen. Ihre Beinkleider, ihr Hem-<lb/>
de, ihr Gu&#x0364;rtel und ihr Oberrock, i&#x017F;t deswegen<lb/>
alles von blauer Leinewand.</p><lb/>
          <p>Den Bonianen in Jemen, ward vor eini-<lb/>
gen Jahren, da &#x017F;ie &#x017F;ich noch, wie in Indien,<lb/>
ganz weiß trugen, anbefohlen, &#x017F;ich roth zu klei-<lb/>
den. Weil &#x017F;ie aber eine große Summe an den<lb/>
Iman bezahlten; &#x017F;o wurde der Befehl zwar zu<lb/>
der Zeit zuru&#x0364;ck genommen, aber &#x017F;ie erhielten<lb/>
doch bald darauf einen neuen Befehl, daß ihr<lb/>
Turban ku&#x0364;nftig roth &#x017F;eyn &#x017F;ollte. Nun hatten<lb/>
&#x017F;ie nicht Lu&#x017F;t mehr Ge&#x017F;chenke zu machen, und<lb/>
gehorchten. Sie gehen al&#x017F;o jetzt weiß, mit ei-<lb/>
nem rothen Turban. Die Bonianen und Ju-<lb/>
den du&#x0364;rfen in Jemen kein Gewehr, und al&#x017F;o<lb/>
auch nicht das große arabi&#x017F;che Me&#x017F;&#x017F;er tragen.</p><lb/>
          <p>Den Europa&#x0364;ern, welche nach Arabien kom-<lb/>
men, i&#x017F;t es erlaubt, Gewehr zu tragen. Sie<lb/>
ko&#x0364;nnen &#x017F;ich auch nach eignen Gefallen kleiden.<lb/>
Es i&#x017F;t aber des neugierigen und bisweilen un-<lb/>
nu&#x0364;tzen Po&#x0364;bels wegen am be&#x017F;ten, wenn &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
nach Landesmanier kleiden, und al&#x017F;o nur wenig<lb/>
bemerkt werden.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">N</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[193/0219] In dieſer Provinz duͤrfen ſie keinen Saſch tra- gen, und haben deswegen nichts weiter auf dem Kopfe, als eine ganz kleine Muͤtze. Ob ſie gleich blos dadurch von andern Nationen unter- ſchieden werden koͤnnen; ſo laſſen ſie doch an beyden Seiten einen großen Zopf Haare uͤber die Ohren herunter haͤngen. Man erlaubt ih- nen hier keine andre Kleider, als von blauer Farbe zu tragen. Ihre Beinkleider, ihr Hem- de, ihr Guͤrtel und ihr Oberrock, iſt deswegen alles von blauer Leinewand. Den Bonianen in Jemen, ward vor eini- gen Jahren, da ſie ſich noch, wie in Indien, ganz weiß trugen, anbefohlen, ſich roth zu klei- den. Weil ſie aber eine große Summe an den Iman bezahlten; ſo wurde der Befehl zwar zu der Zeit zuruͤck genommen, aber ſie erhielten doch bald darauf einen neuen Befehl, daß ihr Turban kuͤnftig roth ſeyn ſollte. Nun hatten ſie nicht Luſt mehr Geſchenke zu machen, und gehorchten. Sie gehen alſo jetzt weiß, mit ei- nem rothen Turban. Die Bonianen und Ju- den duͤrfen in Jemen kein Gewehr, und alſo auch nicht das große arabiſche Meſſer tragen. Den Europaͤern, welche nach Arabien kom- men, iſt es erlaubt, Gewehr zu tragen. Sie koͤnnen ſich auch nach eignen Gefallen kleiden. Es iſt aber des neugierigen und bisweilen un- nuͤtzen Poͤbels wegen am beſten, wenn ſie ſich nach Landesmanier kleiden, und alſo nur wenig bemerkt werden. Die N

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/219
Zitationshilfe: [Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/219>, abgerufen am 18.05.2024.