[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777.fast nackend gehen, beschmiren bisweilen ihren Die Juden in Jemen, sehen beynahe so In *) Herr Niebuhr macht hierbey eine Anmerkung,
die sehr wahr ist. "Die Europäer, sagt er, werden die erwähnten Moden gewiß nicht schön finden. Es gefällt aber den Arabern eben so wenig, wenn junge Europäer ihre schwarzen Haare pudern, um sich das Ansehen zu geben, als hätten sie schon von Natur weisse Haare, oder wenn alte Leute sich täglich den Bart sche- ren, und dadurch ein weibisches Ansehen erhal- ten". Unsre Damen haben auch nicht Ursache, sich über die Tracht der Araberinnen aufzuhal- ten. Um es frey herauszusagen; so gefällt mir zwar ihr Anzug nicht sonderlich. Aber ich will doch immer noch lieber eine Araberinn in ihrem Putze ansehen, als eine unsrer Schönen, in ih- rem völligen Anzuge. Denn wahrhaftig, wenn man keine guten Augen hat, und sie in der Ferne sieht; so sollte man meinen -- es wäre ein -- Gespenst. faſt nackend gehen, beſchmiren bisweilen ihren Die Juden in Jemen, ſehen beynahe ſo In *) Herr Niebuhr macht hierbey eine Anmerkung,
die ſehr wahr iſt. „Die Europaͤer, ſagt er, werden die erwaͤhnten Moden gewiß nicht ſchoͤn finden. Es gefaͤllt aber den Arabern eben ſo wenig, wenn junge Europaͤer ihre ſchwarzen Haare pudern, um ſich das Anſehen zu geben, als haͤtten ſie ſchon von Natur weiſſe Haare, oder wenn alte Leute ſich taͤglich den Bart ſche- ren, und dadurch ein weibiſches Anſehen erhal- ten“. Unſre Damen haben auch nicht Urſache, ſich uͤber die Tracht der Araberinnen aufzuhal- ten. Um es frey herauszuſagen; ſo gefaͤllt mir zwar ihr Anzug nicht ſonderlich. Aber ich will doch immer noch lieber eine Araberinn in ihrem Putze anſehen, als eine unſrer Schoͤnen, in ih- rem voͤlligen Anzuge. Denn wahrhaftig, wenn man keine guten Augen hat, und ſie in der Ferne ſieht; ſo ſollte man meinen — es waͤre ein — Geſpenſt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0218" n="192"/> faſt nackend gehen, beſchmiren bisweilen ihren<lb/> ganzen Koͤrper mit einem gewiſſen Kraute, daß<lb/> ſie ganz braungelblich macht. Vielleicht, weil<lb/> die braungelbe Farbe ihnen beſſer gefaͤllt, als<lb/> die natuͤrliche Fleiſchfarbe, oder auch um andern<lb/> einzubilden, daß unter der Larve eine Schoͤn-<lb/> heit ſey <note place="foot" n="*)">Herr Niebuhr macht hierbey eine Anmerkung,<lb/> die ſehr wahr iſt. „Die Europaͤer, ſagt er,<lb/> werden die erwaͤhnten Moden gewiß nicht ſchoͤn<lb/> finden. Es gefaͤllt aber den Arabern eben ſo<lb/> wenig, wenn junge Europaͤer ihre ſchwarzen<lb/> Haare pudern, um ſich das Anſehen zu geben,<lb/> als haͤtten ſie ſchon von Natur weiſſe Haare,<lb/> oder wenn alte Leute ſich taͤglich den Bart ſche-<lb/> ren, und dadurch ein weibiſches Anſehen erhal-<lb/> ten“. Unſre Damen haben auch nicht Urſache,<lb/> ſich uͤber die Tracht der Araberinnen aufzuhal-<lb/> ten. Um es frey herauszuſagen; ſo gefaͤllt mir<lb/> zwar ihr Anzug nicht ſonderlich. Aber ich will<lb/> doch immer noch lieber eine Araberinn in ihrem<lb/> Putze anſehen, als eine unſrer Schoͤnen, in ih-<lb/> rem voͤlligen Anzuge. Denn wahrhaftig, wenn<lb/> man keine guten Augen hat, und ſie in der Ferne<lb/> ſieht; ſo ſollte man meinen — es waͤre ein —<lb/> Geſpenſt.</note>. Die Araberinnen in den niedrigen<lb/> und heiſſen Gegenden, ſind von Natur braun-<lb/> gelb. In den kaͤltern bergigten Gegenden aber,<lb/> findet man ſelbſt unter den Bauermaͤgdchen, ſehr<lb/> huͤbſche Geſichter.</p><lb/> <p>Die Juden in Jemen, ſehen beynahe ſo<lb/> aus, als die polniſchen. Sie gehen nur nicht<lb/> ſo bettelmaͤßig einher, und halten ſich reinlicher.<lb/> <fw place="bottom" type="catch">In</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [192/0218]
faſt nackend gehen, beſchmiren bisweilen ihren
ganzen Koͤrper mit einem gewiſſen Kraute, daß
ſie ganz braungelblich macht. Vielleicht, weil
die braungelbe Farbe ihnen beſſer gefaͤllt, als
die natuͤrliche Fleiſchfarbe, oder auch um andern
einzubilden, daß unter der Larve eine Schoͤn-
heit ſey *). Die Araberinnen in den niedrigen
und heiſſen Gegenden, ſind von Natur braun-
gelb. In den kaͤltern bergigten Gegenden aber,
findet man ſelbſt unter den Bauermaͤgdchen, ſehr
huͤbſche Geſichter.
Die Juden in Jemen, ſehen beynahe ſo
aus, als die polniſchen. Sie gehen nur nicht
ſo bettelmaͤßig einher, und halten ſich reinlicher.
In
*) Herr Niebuhr macht hierbey eine Anmerkung,
die ſehr wahr iſt. „Die Europaͤer, ſagt er,
werden die erwaͤhnten Moden gewiß nicht ſchoͤn
finden. Es gefaͤllt aber den Arabern eben ſo
wenig, wenn junge Europaͤer ihre ſchwarzen
Haare pudern, um ſich das Anſehen zu geben,
als haͤtten ſie ſchon von Natur weiſſe Haare,
oder wenn alte Leute ſich taͤglich den Bart ſche-
ren, und dadurch ein weibiſches Anſehen erhal-
ten“. Unſre Damen haben auch nicht Urſache,
ſich uͤber die Tracht der Araberinnen aufzuhal-
ten. Um es frey herauszuſagen; ſo gefaͤllt mir
zwar ihr Anzug nicht ſonderlich. Aber ich will
doch immer noch lieber eine Araberinn in ihrem
Putze anſehen, als eine unſrer Schoͤnen, in ih-
rem voͤlligen Anzuge. Denn wahrhaftig, wenn
man keine guten Augen hat, und ſie in der Ferne
ſieht; ſo ſollte man meinen — es waͤre ein —
Geſpenſt.
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Zitationshilfe: | [Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/218>, abgerufen am 16.02.2025. |