kommen haben. In den beyden übrigen Ge- bäuden wird das Silbergeräth, Oehl, Wachs- lichter u. d. gl. aufbewahrt. So weit Herr Niebuhr. Itzt aber wollen wir von den Wall- fahrten selbst reden.
Wir haben bereits gesagt, daß jeder recht- schaffene Muselmann wenigstens einmal in sei- nem Leben, eine Reise nach Mecca thun müsse. Die eifrigen Anhänger Mohammeds begnügen sich aber damit nicht, und manche gehen alle zehn Jahre dahin. Zu dieser Absicht schlägt man sich zusammen in Haufen, oder Karwa- nen, um im Stande zu seyn, sich wider die Araber zu vertheydigen, die die Pilgrimme an- fallen, und sie ohne Barmherzigkeit ausplün- dern. Jährlich gehen fünf große Karwanen nach Mecca; eine aus Indien; eine aus Per- sien; eine von Damaskus; eine von Cairo und eine von den Mugrebins, welche die Küsten der Barbarey und die Länder von Fetz und Maroc- co, unter sich begreift. Diese schließt sich alle- mal an jene von Cairo an, so, daß sie auf hun- dert tausend Menschen anwächst, Weiber und Kinder darunter mit verstanden. Von dieser letztern wollen wir hier reden; und sie kann zum Muster dienen, um die übrigen darnach zu beurtheilen.
Die Andachtsreisen erfordern eine unzählige Menge Gebete und Cerimonien. Jede Handlung, jeder Schritt, und so zu sagen, jede Bewegung des Pilgrimms ist durch besondre
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kommen haben. In den beyden uͤbrigen Ge- baͤuden wird das Silbergeraͤth, Oehl, Wachs- lichter u. d. gl. aufbewahrt. So weit Herr Niebuhr. Itzt aber wollen wir von den Wall- fahrten ſelbſt reden.
Wir haben bereits geſagt, daß jeder recht- ſchaffene Muſelmann wenigſtens einmal in ſei- nem Leben, eine Reiſe nach Mecca thun muͤſſe. Die eifrigen Anhaͤnger Mohammeds begnuͤgen ſich aber damit nicht, und manche gehen alle zehn Jahre dahin. Zu dieſer Abſicht ſchlaͤgt man ſich zuſammen in Haufen, oder Karwa- nen, um im Stande zu ſeyn, ſich wider die Araber zu vertheydigen, die die Pilgrimme an- fallen, und ſie ohne Barmherzigkeit auspluͤn- dern. Jaͤhrlich gehen fuͤnf große Karwanen nach Mecca; eine aus Indien; eine aus Per- ſien; eine von Damaſkus; eine von Cairo und eine von den Mugrebins, welche die Kuͤſten der Barbarey und die Laͤnder von Fetz und Maroc- co, unter ſich begreift. Dieſe ſchließt ſich alle- mal an jene von Cairo an, ſo, daß ſie auf hun- dert tauſend Menſchen anwaͤchſt, Weiber und Kinder darunter mit verſtanden. Von dieſer letztern wollen wir hier reden; und ſie kann zum Muſter dienen, um die uͤbrigen darnach zu beurtheilen.
Die Andachtsreiſen erfordern eine unzaͤhlige Menge Gebete und Cerimonien. Jede Handlung, jeder Schritt, und ſo zu ſagen, jede Bewegung des Pilgrimms iſt durch beſondre
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kommen haben. In den beyden uͤbrigen Ge-
baͤuden wird das Silbergeraͤth, Oehl, Wachs-
lichter u. d. gl. aufbewahrt. So weit Herr
Niebuhr. Itzt aber wollen wir von den Wall-
fahrten ſelbſt reden.
Wir haben bereits geſagt, daß jeder recht-
ſchaffene Muſelmann wenigſtens einmal in ſei-
nem Leben, eine Reiſe nach Mecca thun muͤſſe.
Die eifrigen Anhaͤnger Mohammeds begnuͤgen
ſich aber damit nicht, und manche gehen alle
zehn Jahre dahin. Zu dieſer Abſicht ſchlaͤgt
man ſich zuſammen in Haufen, oder Karwa-
nen, um im Stande zu ſeyn, ſich wider die
Araber zu vertheydigen, die die Pilgrimme an-
fallen, und ſie ohne Barmherzigkeit auspluͤn-
dern. Jaͤhrlich gehen fuͤnf große Karwanen
nach Mecca; eine aus Indien; eine aus Per-
ſien; eine von Damaſkus; eine von Cairo und
eine von den Mugrebins, welche die Kuͤſten der
Barbarey und die Laͤnder von Fetz und Maroc-
co, unter ſich begreift. Dieſe ſchließt ſich alle-
mal an jene von Cairo an, ſo, daß ſie auf hun-
dert tauſend Menſchen anwaͤchſt, Weiber und
Kinder darunter mit verſtanden. Von dieſer
letztern wollen wir hier reden; und ſie kann zum
Muſter dienen, um die uͤbrigen darnach zu
beurtheilen.
Die Andachtsreiſen erfordern eine unzaͤhlige
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/205>, abgerufen am 21.11.2024.
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