Bey dem größern Theil der Türken aber, glaubt unser Verfasser bemerkt zu haben, daß sie gegen die Europäer einen großen Haß würk- lich hegen. Vielleicht, weil sie sich der vielen blutigen Kriege errinnern, welche sie mit ihnen geführt haben. Der Name der Türken kann unsern Kindern nicht so fürchterlich seyn, als es der Name der Europäer den jungen Türken ist. Ein Türke, der bey einem Europäer Dien- ste nimmt, wird von seinen Landesleuten ver- achtet, weil er sich so sehr erniedrigt, der Euro- päer Brod zu essen. Ein solcher pflegt zu Con- stantinopel ein Schweinehüter genannt zu wer- den. Besonders sind die Europäer zu Damansk sehr verhaßt, und werden auch von dem Pöbel zu Kahira sehr verächtlich angesehen. In Ara- bien und in Persien aber, wo die Einwohner mit den Europäern niemals Krieg gehabt haben, können diese auch von dem Pöbel mehr Höflich- keit erwarten.
Die Araber nennen die Christen Nassara oder Nusrani. Weil sie bey ihnen zu keinen Ehrenstellen gelangen können, und die angese- hensten Christen, welche unter ihnen wohnen, Kaufleute sind; so nennt man in Egypten ei- nen jeden, welcher anständig gekleidet ist, Chauadsje, welches einen Kaufmann bedeu- tet. Und diejenigen, welche nicht Kaufleute sind, nennen sie Maallim d. i. Meister. In Syrien nennt man die christlichen Kaufleute gleichfalls Maallim oder Meister. In Naro-
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Bey dem groͤßern Theil der Tuͤrken aber, glaubt unſer Verfaſſer bemerkt zu haben, daß ſie gegen die Europaͤer einen großen Haß wuͤrk- lich hegen. Vielleicht, weil ſie ſich der vielen blutigen Kriege errinnern, welche ſie mit ihnen gefuͤhrt haben. Der Name der Tuͤrken kann unſern Kindern nicht ſo fuͤrchterlich ſeyn, als es der Name der Europaͤer den jungen Tuͤrken iſt. Ein Tuͤrke, der bey einem Europaͤer Dien- ſte nimmt, wird von ſeinen Landesleuten ver- achtet, weil er ſich ſo ſehr erniedrigt, der Euro- paͤer Brod zu eſſen. Ein ſolcher pflegt zu Con- ſtantinopel ein Schweinehuͤter genannt zu wer- den. Beſonders ſind die Europaͤer zu Damāſk ſehr verhaßt, und werden auch von dem Poͤbel zu Kahira ſehr veraͤchtlich angeſehen. In Ara- bien und in Perſien aber, wo die Einwohner mit den Europaͤern niemals Krieg gehabt haben, koͤnnen dieſe auch von dem Poͤbel mehr Hoͤflich- keit erwarten.
Die Araber nennen die Chriſten Naſſâra oder Nuſrâni. Weil ſie bey ihnen zu keinen Ehrenſtellen gelangen koͤnnen, und die angeſe- henſten Chriſten, welche unter ihnen wohnen, Kaufleute ſind; ſo nennt man in Egypten ei- nen jeden, welcher anſtaͤndig gekleidet iſt, Chauâdsje, welches einen Kaufmann bedeu- tet. Und diejenigen, welche nicht Kaufleute ſind, nennen ſie Maallim d. i. Meiſter. In Syrien nennt man die chriſtlichen Kaufleute gleichfalls Maallim oder Meiſter. In Naro-
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Bey dem groͤßern Theil der Tuͤrken aber,
glaubt unſer Verfaſſer bemerkt zu haben, daß
ſie gegen die Europaͤer einen großen Haß wuͤrk-
lich hegen. Vielleicht, weil ſie ſich der vielen
blutigen Kriege errinnern, welche ſie mit ihnen
gefuͤhrt haben. Der Name der Tuͤrken kann
unſern Kindern nicht ſo fuͤrchterlich ſeyn, als
es der Name der Europaͤer den jungen Tuͤrken
iſt. Ein Tuͤrke, der bey einem Europaͤer Dien-
ſte nimmt, wird von ſeinen Landesleuten ver-
achtet, weil er ſich ſo ſehr erniedrigt, der Euro-
paͤer Brod zu eſſen. Ein ſolcher pflegt zu Con-
ſtantinopel ein Schweinehuͤter genannt zu wer-
den. Beſonders ſind die Europaͤer zu Damāſk
ſehr verhaßt, und werden auch von dem Poͤbel
zu Kahira ſehr veraͤchtlich angeſehen. In Ara-
bien und in Perſien aber, wo die Einwohner
mit den Europaͤern niemals Krieg gehabt haben,
koͤnnen dieſe auch von dem Poͤbel mehr Hoͤflich-
keit erwarten.
Die Araber nennen die Chriſten Naſſâra
oder Nuſrâni. Weil ſie bey ihnen zu keinen
Ehrenſtellen gelangen koͤnnen, und die angeſe-
henſten Chriſten, welche unter ihnen wohnen,
Kaufleute ſind; ſo nennt man in Egypten ei-
nen jeden, welcher anſtaͤndig gekleidet iſt,
Chauâdsje, welches einen Kaufmann bedeu-
tet. Und diejenigen, welche nicht Kaufleute
ſind, nennen ſie Maallim d. i. Meiſter. In
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/154>, abgerufen am 22.11.2024.
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