Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777.

Bild:
<< vorherige Seite

dann am meisten. Der trockene Nordwestwind
ist nicht so unbequem, weil die Luft bey ihm
mehr in Bewegung ist. Indessen scheint er in
den Sommermonathen (im Winter ist er kälter)
heisser zu seyn; denn er macht alle feste Körper,
als Holz und Eisen, wenn sie gleich im Schatten
stehen, so heiß, als wenn sie den Sonnenstrah-
len ausgesetzt wären. So gar das Wasser in
gläsernen und metallenen Töpfen wird dadurch
warm.

Weil die Sonne in ihrem Sommerstillstan-
de fast mitten über Arabien steht; so ist es in
den meisten Gegenden dieses Landes im Julius
und August so heiß, daß sich fast niemand, der
nicht dazu genöthigt ist, von Vormittags um
11 Uhr bis Nachmittags um 3 Uhr auf den
Weg begiebt. Die Araber arbeiten um diese
Zeit nur sehr solten, sondern halten ihren Mit-
tagsschlaf, und zu Bagdad und auf der Insul
Charedsje, vielleicht auch in andern Städten
dieser G[e]gend, bisweilen in einem Zimmer un-
ter dem Hause, in welches sie durch eine Art
Schornstein den Wind von oben herunterleiten,
und die Luft dadurch in Bewegung bringen.
Andere laßen in dieser Jahrszeit oft Wasser auf
die Straße schütten, um dadurch die Luft abzu-
kühlen: andere verschließen Thüre und Fenster
um die Hitze abzuhalten. Diese heisse Jahrszeit
nennen die Araber Smaum so wie wir die unsri-
ge die Hundes-Tage zu nennen pflegen. In
diesen Monathen hat man zu Basra, obgleich

selten,
H 4

dann am meiſten. Der trockene Nordweſtwind
iſt nicht ſo unbequem, weil die Luft bey ihm
mehr in Bewegung iſt. Indeſſen ſcheint er in
den Sommermonathen (im Winter iſt er kaͤlter)
heiſſer zu ſeyn; denn er macht alle feſte Koͤrper,
als Holz und Eiſen, wenn ſie gleich im Schatten
ſtehen, ſo heiß, als wenn ſie den Sonnenſtrah-
len ausgeſetzt waͤren. So gar das Waſſer in
glaͤſernen und metallenen Toͤpfen wird dadurch
warm.

Weil die Sonne in ihrem Sommerſtillſtan-
de faſt mitten uͤber Arabien ſteht; ſo iſt es in
den meiſten Gegenden dieſes Landes im Julius
und Auguſt ſo heiß, daß ſich faſt niemand, der
nicht dazu genoͤthigt iſt, von Vormittags um
11 Uhr bis Nachmittags um 3 Uhr auf den
Weg begiebt. Die Araber arbeiten um dieſe
Zeit nur ſehr ſolten, ſondern halten ihren Mit-
tagsſchlaf, und zu Bagdad und auf der Inſul
Charedsje, vielleicht auch in andern Staͤdten
dieſer G[e]gend, bisweilen in einem Zimmer un-
ter dem Hauſe, in welches ſie durch eine Art
Schornſtein den Wind von oben herunterleiten,
und die Luft dadurch in Bewegung bringen.
Andere laßen in dieſer Jahrszeit oft Waſſer auf
die Straße ſchuͤtten, um dadurch die Luft abzu-
kuͤhlen: andere verſchließen Thuͤre und Fenſter
um die Hitze abzuhalten. Dieſe heiſſe Jahrszeit
nennen die Araber Smûm ſo wie wir die unſri-
ge die Hundes-Tage zu nennen pflegen. In
dieſen Monathen hat man zu Basra, obgleich

ſelten,
H 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0145" n="119"/>
dann am mei&#x017F;ten. Der trockene Nordwe&#x017F;twind<lb/>
i&#x017F;t nicht &#x017F;o unbequem, weil die Luft bey ihm<lb/>
mehr in Bewegung i&#x017F;t. Inde&#x017F;&#x017F;en &#x017F;cheint er in<lb/>
den Sommermonathen (im Winter i&#x017F;t er ka&#x0364;lter)<lb/>
hei&#x017F;&#x017F;er zu &#x017F;eyn; denn er macht alle fe&#x017F;te Ko&#x0364;rper,<lb/>
als Holz und Ei&#x017F;en, wenn &#x017F;ie gleich im Schatten<lb/>
&#x017F;tehen, &#x017F;o heiß, als wenn &#x017F;ie den Sonnen&#x017F;trah-<lb/>
len ausge&#x017F;etzt wa&#x0364;ren. So gar das Wa&#x017F;&#x017F;er in<lb/>
gla&#x0364;&#x017F;ernen und metallenen To&#x0364;pfen wird dadurch<lb/>
warm.</p><lb/>
          <p>Weil die Sonne in ihrem Sommer&#x017F;till&#x017F;tan-<lb/>
de fa&#x017F;t mitten u&#x0364;ber Arabien &#x017F;teht; &#x017F;o i&#x017F;t es in<lb/>
den mei&#x017F;ten Gegenden die&#x017F;es Landes im Julius<lb/>
und Augu&#x017F;t &#x017F;o heiß, daß &#x017F;ich fa&#x017F;t niemand, der<lb/>
nicht dazu geno&#x0364;thigt i&#x017F;t, von Vormittags um<lb/>
11 Uhr bis Nachmittags um 3 Uhr auf den<lb/>
Weg begiebt. Die Araber arbeiten um die&#x017F;e<lb/>
Zeit nur &#x017F;ehr &#x017F;olten, &#x017F;ondern halten ihren Mit-<lb/>
tags&#x017F;chlaf, und zu Bagdad und auf der In&#x017F;ul<lb/>
Charedsje, vielleicht auch in andern Sta&#x0364;dten<lb/>
die&#x017F;er G<supplied>e</supplied>gend, bisweilen in einem Zimmer un-<lb/>
ter dem Hau&#x017F;e, in welches &#x017F;ie durch eine Art<lb/>
Schorn&#x017F;tein den Wind von oben herunterleiten,<lb/>
und die Luft dadurch in Bewegung bringen.<lb/>
Andere laßen in die&#x017F;er Jahrszeit oft Wa&#x017F;&#x017F;er auf<lb/>
die Straße &#x017F;chu&#x0364;tten, um dadurch die Luft abzu-<lb/>
ku&#x0364;hlen: andere ver&#x017F;chließen Thu&#x0364;re und Fen&#x017F;ter<lb/>
um die Hitze abzuhalten. Die&#x017F;e hei&#x017F;&#x017F;e Jahrszeit<lb/>
nennen die Araber <hi rendition="#fr">Sm</hi><hi rendition="#aq">û</hi><hi rendition="#fr">m</hi> &#x017F;o wie wir die un&#x017F;ri-<lb/>
ge die Hundes-Tage zu nennen pflegen. In<lb/>
die&#x017F;en Monathen hat man zu Basra, obgleich<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H 4</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;elten,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[119/0145] dann am meiſten. Der trockene Nordweſtwind iſt nicht ſo unbequem, weil die Luft bey ihm mehr in Bewegung iſt. Indeſſen ſcheint er in den Sommermonathen (im Winter iſt er kaͤlter) heiſſer zu ſeyn; denn er macht alle feſte Koͤrper, als Holz und Eiſen, wenn ſie gleich im Schatten ſtehen, ſo heiß, als wenn ſie den Sonnenſtrah- len ausgeſetzt waͤren. So gar das Waſſer in glaͤſernen und metallenen Toͤpfen wird dadurch warm. Weil die Sonne in ihrem Sommerſtillſtan- de faſt mitten uͤber Arabien ſteht; ſo iſt es in den meiſten Gegenden dieſes Landes im Julius und Auguſt ſo heiß, daß ſich faſt niemand, der nicht dazu genoͤthigt iſt, von Vormittags um 11 Uhr bis Nachmittags um 3 Uhr auf den Weg begiebt. Die Araber arbeiten um dieſe Zeit nur ſehr ſolten, ſondern halten ihren Mit- tagsſchlaf, und zu Bagdad und auf der Inſul Charedsje, vielleicht auch in andern Staͤdten dieſer Gegend, bisweilen in einem Zimmer un- ter dem Hauſe, in welches ſie durch eine Art Schornſtein den Wind von oben herunterleiten, und die Luft dadurch in Bewegung bringen. Andere laßen in dieſer Jahrszeit oft Waſſer auf die Straße ſchuͤtten, um dadurch die Luft abzu- kuͤhlen: andere verſchließen Thuͤre und Fenſter um die Hitze abzuhalten. Dieſe heiſſe Jahrszeit nennen die Araber Smûm ſo wie wir die unſri- ge die Hundes-Tage zu nennen pflegen. In dieſen Monathen hat man zu Basra, obgleich ſelten, H 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/145
Zitationshilfe: [Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/145>, abgerufen am 25.11.2024.