zeigt sich in allem, was die Person des Fürsten angeht. Seine Vermählung, die Geburt und Erziehung des Thronfolgers, besonders aber die Wahl einer Amme verursachen ganz außer- ordentliche Anstalten. Wenn man sich über eine Amme berathschlagt; so werden achtzig der schönsten Weiber im ganzen Königreiche zusam- mengebracht, und der Mutter und nun den nächsten Anverwandten des Monarchen vorge- stellt *). Einen Tag lang bewirthet man diese Damen sehr herrlich und begnadigt sie mit Ti- teln, die sie Zeit ihres Lebens behalten. Am folgenden Tage wird die Anzahl derselben um die Hälfte verringert, und die nach Hause ge- schickten, erhalten große Geschenke. Der Titel dererjenigen, welche geblieben sind, wird höher aufgestimmt, und unter diesen vierzig gebliebe- nen Damen, sucht man zehn aus, die hernach auf drey heruntergesetzt, die übrigen aber mit vielen Gnadenbezeugungen heimgeschickt werden. Einige Tage nachher sucht man eine von diesen dreyen aus, welche dann den Titel einer Amme des Prinzen bekommt. Bey ihrer Einsetzung, wird sie in das Zimmer des Kindes geführt, das sie in den Armen einer der ersten Hofdamen
findet.
*) Ein Zeichen, daß es auch in Japan gebräuchlich ist, die neugebornen Kinder den Ammen zu über- laßen. Ein Trost für die deutschen und über- haupt für die europäischen zärtlichen Mütter -- aber auch wahrhafte Schande für sie überhaupt!
zeigt ſich in allem, was die Perſon des Fuͤrſten angeht. Seine Vermaͤhlung, die Geburt und Erziehung des Thronfolgers, beſonders aber die Wahl einer Amme verurſachen ganz außer- ordentliche Anſtalten. Wenn man ſich uͤber eine Amme berathſchlagt; ſo werden achtzig der ſchoͤnſten Weiber im ganzen Koͤnigreiche zuſam- mengebracht, und der Mutter und nun den naͤchſten Anverwandten des Monarchen vorge- ſtellt *). Einen Tag lang bewirthet man dieſe Damen ſehr herrlich und begnadigt ſie mit Ti- teln, die ſie Zeit ihres Lebens behalten. Am folgenden Tage wird die Anzahl derſelben um die Haͤlfte verringert, und die nach Hauſe ge- ſchickten, erhalten große Geſchenke. Der Titel dererjenigen, welche geblieben ſind, wird hoͤher aufgeſtimmt, und unter dieſen vierzig gebliebe- nen Damen, ſucht man zehn aus, die hernach auf drey heruntergeſetzt, die uͤbrigen aber mit vielen Gnadenbezeugungen heimgeſchickt werden. Einige Tage nachher ſucht man eine von dieſen dreyen aus, welche dann den Titel einer Amme des Prinzen bekommt. Bey ihrer Einſetzung, wird ſie in das Zimmer des Kindes gefuͤhrt, das ſie in den Armen einer der erſten Hofdamen
findet.
*) Ein Zeichen, daß es auch in Japan gebraͤuchlich iſt, die neugebornen Kinder den Ammen zu uͤber- laßen. Ein Troſt fuͤr die deutſchen und uͤber- haupt fuͤr die europaͤiſchen zaͤrtlichen Muͤtter — aber auch wahrhafte Schande fuͤr ſie uͤberhaupt!
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zeigt ſich in allem, was die Perſon des Fuͤrſten
angeht. Seine Vermaͤhlung, die Geburt und
Erziehung des Thronfolgers, beſonders aber
die Wahl einer Amme verurſachen ganz außer-
ordentliche Anſtalten. Wenn man ſich uͤber
eine Amme berathſchlagt; ſo werden achtzig der
ſchoͤnſten Weiber im ganzen Koͤnigreiche zuſam-
mengebracht, und der Mutter und nun den
naͤchſten Anverwandten des Monarchen vorge-
ſtellt *). Einen Tag lang bewirthet man dieſe
Damen ſehr herrlich und begnadigt ſie mit Ti-
teln, die ſie Zeit ihres Lebens behalten. Am
folgenden Tage wird die Anzahl derſelben um
die Haͤlfte verringert, und die nach Hauſe ge-
ſchickten, erhalten große Geſchenke. Der Titel
dererjenigen, welche geblieben ſind, wird hoͤher
aufgeſtimmt, und unter dieſen vierzig gebliebe-
nen Damen, ſucht man zehn aus, die hernach
auf drey heruntergeſetzt, die uͤbrigen aber mit
vielen Gnadenbezeugungen heimgeſchickt werden.
Einige Tage nachher ſucht man eine von dieſen
dreyen aus, welche dann den Titel einer Amme
des Prinzen bekommt. Bey ihrer Einſetzung,
wird ſie in das Zimmer des Kindes gefuͤhrt,
das ſie in den Armen einer der erſten Hofdamen
findet.
*) Ein Zeichen, daß es auch in Japan gebraͤuchlich
iſt, die neugebornen Kinder den Ammen zu uͤber-
laßen. Ein Troſt fuͤr die deutſchen und uͤber-
haupt fuͤr die europaͤiſchen zaͤrtlichen Muͤtter —
aber auch wahrhafte Schande fuͤr ſie uͤberhaupt!
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/105>, abgerufen am 22.11.2024.
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